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Eintrag 38

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Eintrag 38 - Südöstliche Grenze

Als wir nach Südosten fuhren, wich das Grün des lebensspendenden Meeres schnell einer felsigen Wüstenlandschaft mit scharfkantigen Klippen, Felsbrocken und Sand. Wir mussten Tunesien umgehen, was einen Umweg von Hunderten von Kilometern durch eine der unwirtlichsten Wüsten, die man sich vorstellen kann, bedeutete.

Ich nahm einen kurzen Schluck aus meiner Feldflasche und betrachtete die trostlose Umgebung von der Luke meines Jaguars aus. Es dauerte nur einige Stunden, um die vom amerikanischen Schiff erhaltenen Vorräte zu sortieren, und ein paar weitere, um uns auf den Weg zu bringen. Gail fand immer wieder Ausreden, um den ganzen Tag neben mir zu arbeiten, und die Stunden vergingen wirklich schnell. Wie heißt es doch so schön: Einstein hatte recht, Zeit ist relativ. Ihr Puma fuhr neben meinem Fahrzeug vorbei, und ich winkte ihr zu, in der Gewissheit, dass sie mich durch die Optik ihrer Maschine beobachtete. Und tatsächlich, das Geschütz wippte schnell auf und ab. Ich liebe es, wenn ich Recht habe.

Unsere Eskorten waren allerdings bei weitem nicht so freundlich. Es scheint, dass der Hass auf Söldner... pardon, "private Sicherheitskräfte" eine Eigenschaft ist, die allen Soldaten gemein ist, egal aus welcher Kultur sie kommen. Da ich selbst Soldat war, konnte ich es ihnen nicht verübeln - es ist immer ehrenvoller, für sein Land und seine Lieben daheim zu kämpfen. Aber Ehre macht weder satt, noch wärmt sie einen nachts. Kurz gesagt, wir von Perihelion waren alle mit unserem Schicksal zufrieden, und ein paar mürrische Soldaten konnten uns kein schlechtes Gewissen wegen unserer Entscheidungen machen. Eine Sache, die mir allerdings auffiel, war, wie gut sich die algerische Lackierung in das Gelände einfügte. Der Farbton verbarg sogar die schweren Fahrzeuge fast perfekt, und ich empfand einen Anflug von Neid. Schade, dass wir nicht die Zeit hatten, unsere eigenen Maschinen neu zu lackieren.

Aber täuscht euch nicht, keiner von uns wollte dort sein. Wir haben alle fürchterliche Dinge über Libyen gehört, und ausnahmsweise war ich geneigt, ihnen zu glauben. Wir haben gesehen, was die schrecklichen Unruhen in Spanien angerichtet haben, und wir wussten, dass dies hier zehnmal schlimmer war. Das Land ist schon seit langem am Boden, und es sah nicht danach aus, als würde sich das ändern.

Unsere Begleiter kehrten auf halbem Weg um. Das war so nicht abgemacht, aber nach einem kurzen Gespräch mit Ferguson, der über eine Satellitenverbindung immer miit uns in Kontakt war, beschlossen wir, es dabei zu belassen. Es war viel gefährlicher, Druck zu machen, da wir alle das Gefühl hatten, dass sie sich gegen uns wenden würden, sobald es ihnen gelegen kam, und ich hatte nicht die Absicht, für immer an diesem gottverlassenen Ort zu bleiben.

Eines muss ich allerdings zugeben. Die Nächte in der Sahara sind unglaublich. Ohne die Lichtverschmutzung, die im Westen allgegenwärtig ist, leuchtet der mit Sternen übersäte Himmel wie ein Diamantgürtel vor den pechschwarzen Dünen. Aber in der Wüste herrscht eine Dunkelheit, die viel tiefer ist, als die Strahlen der Sterne sie erreichen können - eine Dunkelheit, die in die Herzen der Menschen eindringt und sie dazu bringt, verrückte Dinge zu tun. Das war etwas, das ich auf die harte Tour lernen sollte.

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