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Eintrag 15

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Eintrag 15 – Der Stützpunkt

Der Stützpunkt war nicht weit entfernt, nach kurzer Zeit sahen wir bereits die ersten Anzeichen eines Konflikts. Das standen mehrere verlassene Wagen, deren Lichter noch brannten und die Dunkelheit um sie herum durchdrangen, weil alle das Schlachtfeld eilig verlassen hatten. Keine Menschenseele war zu sehen – ein unheimliches Gefühl, selbst in der Nacht.

Einige Minuten später trafen wir auf einen unserer Späher, der ebenfalls verlassen und mit laufendem Motor mitten auf dem Weg stand. Für Nachforschungen blieb keine Zeit, die Geräusche der Schlacht kamen immer näher, so dass wir alle immer nervöser wurden. Ramirez, der Fahrer, fing an, eine wehmütige Melodie zu summen, während ich an den Knöpfen des Radios herumdrehte und versuchte, irgendetwas aufzuschnappen.

Das war ein Fehler, aber es wäre wahrscheinlich nicht anders gekommen, wenn ich es nicht getan hätte. Gerade als wir auf die Zielgerade einbogen und bereits einige Brandherde auf unseren Wärmebildschirmen erkennen konnten, geschahen mehrere Dinge auf einmal.

Das dröhnende Geräusch wurde extrem laut.

Dann brach es jäh ab, und mein ganzes Universum war plötzlich in eine Stille gehüllt, die fast so unheimlich war wie das Dröhnen. Es war eine Stille von der Art, die sich in den Schädel bohrt und einen Menschen in den Wahnsinn treiben kann.

Ich schaute mich verwirrt um. Alles fühlte sich wie in Zeitlupe an, als ob die Welt in diesem Moment angehalten hätte. Dann setzte der Chor aus Stimmen ein, tief, metallisch und an den inneren Rändern meines Schädels kratzend, im Gleichklang und mit einer solchen Urgewalt, dass es den Kern meines Wesens erschütterte. Das Stimmengewirr war leidenschaftlich und zeitlos, als ob das Universum selbst aufgewacht wäre, um zu uns zu sprechen. In meinem Kopf tauchten Worte auf, deren Kraft genügte, um die Realität in Stücke zu reißen.

„DIE MARIONETTEN DES EXILS ERSCHEINEN.“

Ich schnappte nach Luft und versuchte, mir die Ohren zuzuhalten, aber es war vergeblich.

“KEHRT UM. DER BETRÜGER SOLL ZAHLEN, EBENSO WIE SEINE NACHKOMMEN. SO IST ES GEWOLLT. KEHRT UM.“

Die Stimme wurde immer schwächer und wiederholte die letzten beiden Wort, bis nur noch ein Flüstern zu hören war, das schließlich im Nichts verschwand.

„KEHRT ... UM ... Kehrt ...... um .......”

In meinem Kopf drehte sich alles, als hätte das Erlebte eine Gehirnerschütterung ausgelöst. Auch die Crew schien benebelt zu sein. Das Fahrzeug kam langsam zum Stehen, während Ramirez versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Trotz der Nähe zu den Kämpfen hatten wir alle das Gefühl, nach draußen zu müssen. Den anderen Besatzungen erging es nicht besser, und so standen wir kurz darauf eine gefühlte Ewigkeit schweigend da und versuchten, den Drang zum Kotzen zu unterdrücken. Offenbar hatten alle dasselbe gehört. Espinoza war die erste, die zu sprechen begann.

„Gütiger Gott ... Ich ... was WAR das?!“

„Keine Ahnung. Psychologische Kriegsführung? Ein Störsender? So kraftvoll habe ich es noch nie gehört ...“

Sie schüttelte den Kopf und winkte mich von den anderen weg, die uns kaum beachteten, weil sie noch immer von dem Erlebnis überwältigt waren.

„Nein, es war mehr als das. Dieses Ding ... diese Person, oder was auch immer es war, wusste, wer ich bin. Es kannte meinen Namen.“

Ich starrte sie mit einer Million Fragen im Kopf an, bis unser kleines Tête-à-Tête durch eine weitere Explosion in der Nähe unterbrochen wurde, die uns schließlich alle aufweckte. Sie warf mir noch einen letzten seltsamen Blick zu, und verwandelte sich wieder in ihr normales Selbst zurück.

„Okay. Zurück zu den Maschinen, es ist zu gefährlich hier draußen. Aber schau ...“

Die Basis brannte. Rauchwolken verdunkelten die Gegend. Die Intensität der unkontrollierten Brände blendete nicht nur unsere Augen, sondern auch die Sensoren der Fahrzeuge. Wir konnten Schatten sehen, die schreiend umherliefen und starben, davor mehrere Kompanien gepanzerter Fahrzeuge, die wir nicht ohne weiteres identifizieren konnten, und die mit ihren Geschützen alles töteten, was ihnen in die Quere kam, während eine Schar von Angreifern Kisten von der Basis zu einem der größeren Fahrzeuge schleppte. Ihre Schatten vor dem Hintergrund eines brennenden Armeepanzers waren übermenschlich groß.

Interessanterweise schien die Quelle der Plünderer derselbe Bunker zu sein, in den Ferguson bei unserem letzten Besuch verschwand, als der Stützpunkt noch nicht mit Leichen und schwelenden Trümmern übersät war. Dort fangen wir an, dachte ich bei mir, als unsere Maschinen aufheulten und begannen, auf das Kriegsgebiet zuzurasen.

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