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Fahrzeuge im Fokus: Type 85-IIM

Beim Kampfpanzer Type 85 handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Type 80, von dem wir euch im vorangegangenen Artikel berichtet haben. Anders wie der Type 88 wurde der Type 85 nur für den Export hergestellt und war diesbezüglich sogar relativ erfolgreich, es dauerte jedoch einige Zeit, bis sich der Erfolg einstellte.

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Die Entwicklung des Type 85 war nicht der erste Versuch der Chinesen, einen für den Export vorgesehenen Panzer herzustellen, alle vorangegangenen Versuche basierten jedoch auf die eine oder andere Weise auf dem Chassis des Type 59. Auch diese waren sehr erfolgreich und verkauften sich ab Mitte der 1960er Jahre mehrere tausend Mal an die verschiedensten Länder der dritten Welt. Die Type-59-Kampfpanzer kamen seit den 1970er Jahren in einer Reihe größerer Konflikte zum Einsatz, darunter auch der Vietnamkrieg.

Auch die optimierten Versionen Type 69 und Type 79 wurden in den 1980er Jahren zu Exportschlagern. Allein der Irak setzte in seinem jahrzehntelangen Konflikt mit dem Iran Hunderte dieser günstigen Fahrzeuge ein. In den 1980er Jahren machte sich allmählich trotz mehrerer Upgrades das Alter der Fahrzeuge bemerkbar. Aufgrund der geringen Höhe seines Geschützturms konnte maximal eine 105mm-Type-83-Kanone L7-Klon) installiert werden. Versuche, eine höhere Feuerkraft zu erreichen (z. B. mithilfe einer 125mm-Kanone), gingen zu Lasten der Größe des Innenbereichs sowie der Formbeständigkeit des Geschützes. Um Platz für die größere Waffe zu schaffen, mussten Löcher in die Wanne geschnitten werden, was den Schutzfaktor des Geschützturms beeinträchtigte, der für seine Zeit ohnehin nicht sonderlich hoch war, wie die Amerikaner während des Golfkriegs hinreichend bewiesen.

Kurz gesagt, die Ausbaufähigkeit der Type-59-Plattform war ausgereizt und eine neue Lösung musste gefunden werden. Eine neue Exportplattform, die nicht nur Platz für moderne Waffensysteme und Elektronik bot, sondern auch ausreichend Schutz und, was besonders wichtig war, hinlängliches Ausbaupotenzial. 1988, als der Type-80-Kampfpanzer eingeführt wurde, beschloss man, zwei parallele Fahrzeugreihen zu entwickeln. Die eine Reihe sollte für den Einsatz in der Heimat dienen und erhielt die Bezeichnung Type 88. Bei der anderen Reihe handelte es sich um den für den Export vorgesehenen Type 85.

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Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass China militärisches Equipment immer erst nach etwa einer Dekade für den Export freigab. Während die Type-83-Kanone, wie ihr Name bereits vermuten lässt, in der Zeit um 1982/83 auf den Markt kam, begann die "Entwicklung" (Reverse Engineering) hierzu bereits 1979, das 10-jährige Export-Moratorium endete also erst gegen 1988/1989.

Der erste Prototyp dieses neuen Panzers wurde auch diesmal von NORINCO entwickelt und basierte auf dem Type 80-II (einem modernisierten Type 80 mit einem besseren Feuerkontrollsystem und anderen optimierten Elementen), der ebenfalls um 1988 auf den Markt kam. Die Entwicklungsphase fand zwischen 1988 und 1989 statt.

Grund für die Entwicklung des Prototypen war ziemlich komplex. Ursprünglich wollte NORINCO den Type 80-II in seiner damaligen Ausführung exportieren, es wurden jedoch zahlreiche größere Mankos im Vergleich zu den westlichen Exportserien festgestellt. Zum einen handelte es sich dabei um Probleme in Sachen Wartung und Zuverlässigkeit. Die Motorreparaturen dauerten beispielsweise im Durchschnitt vier Mal so lang, wie die beim AMX-32. Diese und andere Probleme mussten im Rahmen des neuen Prototypen angegangen werden, der bis 1989 fertiggestellt wurde und unter den Bezeichnungen Storm-1 und Type 85-I bekannt ist.

Diese Bezeichnung für sich ist schon interessant. Im Hinblick auf die Nomenklatur "Type" wurden die Fahrzeuge nämlich häufig nach dem Jahr ihrer Entwicklung oder (bei Serienmodellen) nach dem Jahr ihrer Inbetriebnahme benannt. Der Name hätte also Type 88 oder Type 89 statt Type 85 lauten sollen. Die Entwickler waren aber der Meinung, dass sich der Panzer nicht mit den besten Modellen messen konnte, die sich 1989 auf dem Markt befanden. Die Bezeichnung Type 88 war bereits vergeben und damit beschloss man, den Type 89 auf Type 85 herabzustufen, um seinen Qualitäten Rechenschaft zu tragen.

Der größte Unterschied zwischen dem Type 80-II und dem Storm-1 Exportpanzer bestand in dem brandneuen, elektrisch zu bewegenden und geschweißten Geschützturm aus Verbundpanzerung, der HEAT-Geschossen mehr entgegenzusetzen hatte. Dieser Geschützturm war größer, besser geschützt und, was besonders wichtig war, bot die Möglichkeit, für die Installation größerer Waffen (einschließlich einer 125mm-Kanone). Ein anderer wichtiger Faktor war, dass der runde, gegossene Geschützturm zu der von den Chinesen verwendeten Technik passte. Die alten, gegossenen Geschütztürme boten Schutz gegen die längst veraltete APCBC-Munition und selbst Geschosse ohne Durchschlagskraft konnten den Tod der Besatzung herbeiführen. Die Chinesen führten Tests mit Affen durch und fanden dabei heraus, dass derlei Treffer sie taub werden ließ oder schlimmere Folgen nach sich zogen.

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Die Wanne war mit der des Type 80-II identisch. Er wog an die 39,5 Tonne (etwa eineinhalb Tonnen mehr als der Type 80-II) wurde aber, anders als der Type 80-II, von einem älteren 730-PS starken 121150Z-Motor angetrieben, der Geschwindigkeiten von bis zu 57km/h ermöglichte. Hinsichtlich Feuerkraft gab es keine Unterschiede, das Fahrzeug war mit einer 105mm-Type-83-Kanone und damit mit den grundlegenden Eigenschaften des Type 80-II (-5/+18 Senkung und Hebung, 7 Schuss pro MInute) ausgestattet.

Der Storm-1 war eher kein großer Erfolg. Er war unzuverlässig und untermotorisiert. Der Type 80-II hingegen verfügte über einen leistungsstarken 790-800-PS-Motor (je nach Kraftstoff) und die Entwickler hatten nicht das Gefühl, dass er ihren Erwartungen entsprach. Aus diesem Grund blieb es beim Prototyp, der noch heute im Beijing Militärmuseum besichtigt werden kann.

Unbeirrt führten die Entwickler von NORINCO mehrere Änderungen am Storm-1 durch. Darunter auch:

  • Ein neuartiges halbautomatisches Hydraulikgetriebe
  • Ein optimierter 800 PS starker 121150Z-Motor
  • Eine optimierte Version der Type-83-Kanone mit der Bezeichnung 83-I

Diese Version wurde als Storm-2 oder Type 85-II bekannt (die Werksbezeichnung lautete WZ1227F2). Bis Mai 1990 wurden zwei Prototypen entwickelt und für intensive Testzwecke in ein unbekanntes Land geschickt. Diese Tests brachten zahlreiche Mängel zum Vorschein und zeigten das Fahrzeug potentiellen Käufern (wie Pakistan) in rohem und unfertigem Zustand. Das Resultat war, dass der Storm-2 dasselbe Schicksal ereilte, wie sein Vorgänger und gelangte aus diesem Grund nicht über das Prototypenstadium heraus. Dennoch weckten die Tests das Interesse von Pakistan, das daraufhin eine Reihe von Änderungen in Auftrag gaben, die letztendlich in einer neuen Version, dem Type 85-IIAP (P steht für Pakistan) bzw. Type-85-IIM, resultierten.

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This vehicle was a significant improvement on the Storm-2 prototype. Chinesischen Aufzeichnungen zufolge war der ausschlaggebende Faktor, einen neuen Kampfpanzer für potentielle Käufer zu entwickeln, eine optimierte Feuerkraft in Kombination mit einer modernen FLA, aus welchem Grund beim Type-85-IIM die Hauptwaffe durch eine 125mm-Type-83-Glattrohrkanone ersetzt wurde. Hierbei sei gesagt, dass in westlichen Quellen dieser Panzer unter der Bezeichnung Type 85 auftaucht, was jedoch falsch ist. Diese Kanone wurde automatisch geladen, weshalb man die Besatzung von 4 auf 3 Personen verringern konnte (der Kommandant sowie der Richtschütze befanden sich im Geschützturm, während der Platz des Fahrers in der Wanne war).

Bei der Kanone handelte es sich um eine Kopie der sowjetischen 2A46, die mittels Reverse Engineering auf Grundlage einer rumänischen T-72 entwickelt wurde, die China nach der rumänisch-sowjetischen Spaltung in den 1980er Jahren überlassen wurde. Das Kanonenrohr konnte sich um -6 Grad senken, um +14 Grad heben und verfügte über 8 Schuss pro Minute. Bei der hauptsächlich verwendeten Munition handelte es sich um 1730m/s-APFSDS-Geschosse, die von NORINCO entwickelt wurde und auf 2km 500mm RHA durchdringen konnte. Aber auch Standard-125mm-Munition aus der Ära des Warschauer Pakts konnte mit diesem Panzer abgefeuert werden.

Dank des neuen ISFCS-212-Feuerkontrollsystems unterschied sich seine Performance nur geringfügig von jener der russischen Exportpanzer dieser Zeit.

Der Motor wurde zunächst durch einen Motor mit 800 PS (der 121150Z des Type 80-II) ersetzt, Pakistan bestand jedoch auf eine Ausführung mit 1000 PS. Ein derart leistungsstarker Antrieb war zu jener Zeit jedoch nicht verfügbar und kam erst später in Form eines neuen Turbodiesels. Die Maximalgeschwindigkeit blieb zunächst bei 57km/h (obwohl das Gewicht auf 41 Tonnen stieg), der neue Motor sorgte jedoch für eine Beschleunigung auf 65km/h.

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Dabei blieb jedoch die Panzerung der Wanne dieselbe wie beim Type 80-II (einfacher Stahl). Ein ERA-Set erschien nur in Verbindung mit dem Type 85-III, ging aber nie in Serie.

Pakistan kaufte zweihundert Type 85-IIAPs. Der Vertrag wurde 1991 unterzeichnet, die ersten Fahrzeuge erschienen erstmals auf der Militärparade in Islamabad im März 1993. Bislang kam das Fahrzeug nicht zum Einsatz, weshalb es schwer ist, zu einer genauen Einschätzung seiner Performance zu kommen.

Ab 2001 wurde der Panzer mit neuen Wärmebildkameras von BAE Systems ausgestattet, die die veralteten Nachtsichtgeräte ersetzten und damit den Kampfwert steigerten. Nach heutigen Standards gehört der Panzer jedoch bereits zum alten Eisen.

Bei Armored Warfare ist der 85-IIM ein Tier-5-Kampfpanzer. Wie sein Vorgänger, der Type 80-II, ist er eher langsam, verfügt aber über herausragende Feuerkraft und höheren Schaden pro Schuss. Diese Kombination macht ihn zu einem herausragenden Unterstützungsfahrzeug mittlerer Klasse. Für einen Kampfpanzer seines Tiers verfügt er über einen recht guten Tarnfaktor und kann dank seiner guten Rohrsenkung Hindernisse in der Umgebung nutzen, um Feinde zu überraschen.

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