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Fahrzeuge im Fokus: Leopard 2A6

Der Leopard 2A6 ist bis zur Ankunft des modernisierten Leopard 2A7 im Jahr 2014 nahezu 15 Jahre lang das stärkste Mitglied der Leopard-2-Familie gewesen.

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Während das Fahrzeug eine signifikante Steigerung der Feuerkraft gegenüber seinen Vorgängern darstellt, ist es im Großen und Ganzen ein Leopard 2A5 mit einer 120-mm-L/55-Glattrohrkanone von Rheinmetall (ein Nachfolgemodell der älteren L/44) und einigen Änderungen bei der Feuerleitanlage.

Als der Leopard 2A6 im März 2001 auftauchte, stand die Installation der längeren Rheinmetall-Glattrohrvariante bereits seit über einem Jahrzehnt zur Debatte. Das Programm zur Kampwertsteigerung des Leopard 2 (KWS) realisierte die Umrüstung testweise in der Variante KWS I, womit es allerdings noch nicht getan war.

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Leopard 2 Entwicklungs-Schema von Madestcat

Die Bundeswehr wehrte sich gegen den Einsatz längerer Kanonen, was mit der Beschaffenheit des potenziellen Einsatzgebiets erklärt wurde. Auch wenn der Leopard 2 durchaus als universell einsetzbares Fahrzeug konzipiert wurde, war von Anfang an klar, dass er hauptsächlich zur Verteidigung der Bundesrepublik gegen mögliche Angreifer eingesetzt werden würde. West-Deutschland war nicht nur ein Land mit hochentwickelter Infrastruktur, sondern verfügte auch über unzählige Städte und bewaldete Areale, die im Ernstfall verteidigt werden mussten. Eine übermäßig lange Kanone könnte in solchen Umgebungen problematisch werden, dessen waren sich die deutschen Ingenieure wohl bewusst, seit man sich dagegen entschieden hatte, die 50-mm-L/42 des Panzers III gegen eine L/60 einzutauschen, die mit ihrer Länge im Städtekampf zu Problemen führen konnte.

Ungeachtet der Kürzungen im Militärhaushalt, die mit dem Zerfall der Sowjetunion zusammenhingen, rechnete man fest mit der Entwicklung modernisierter sowjetischer (und später russischer) Panzer, was die Verantwortlichen in Deutschland schließlich dazu bewegte, den Plan zur Aufwertung des Leopard 2 mit den L/55 zu akzeptieren. Zwei Leopard 2A5 des siebten Bauloses wurden 1997 als Teil des KWS-I-Programms mit den 120-mm-L/55 ausgerüstet und getestet.

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Leopard 2A6

Nach den erfolgreichen Testläufen mit den aufgerüsteten Leopard-2A5-Fahrzeugen wurde im Jahr 2000 einer Kampfwertsteigerung von 225 Leopard-2A5-Einheiten zugestimmt. Neben der neuen Kanone umfasste das Upgrade folgende Komponenten:

  • Neu entworfene Rohrschutzhülle
  • Modifiziertes Mündungskontrollsystem
  • Modifizierte Stauräume
  • Modifizierte Rohr-Rücklaufbremse
  • Modifizierungen der elektronischen Systeme (Feuerleitanlage, Waffennachführanlage EWNA, integriertes Diagnostiksystem)
  • Kleinere Änderungen der internen Kontrollleiste

Zusätzlich zu den oben erwähnten Änderungen konnte die neue Kanone auch die neuen, 21,4 Kilogramm schweren APFDS-Projektile LKE-II aus Wolframcarbid verschießen (aus Umwelt- und Gesundheitsgründen verwendet die Bundeswehr kein abgereichertes Uran). Die Kampfentfernung steigerte sich auf 4000 Meter. Als Folge der Modifikationen wurde das Fahrzeug 400 kg schwerer und 1,3 Meter länger (mit nach vorn gerichteter Kanone). Die so aufgebesserte Variante erhielt die Bezeichnung Leopard 2A6.

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Leopard 2A6 Turmpanzerung

Die ersten Leopard 2A6 wurden am 7. März 2001 an die Bundeswehr ausgeliefert. Ursprünglich sollten alle deutschen Leopard 2A5 auf den Leopard-2A6-Standard gebracht werden, um neben dem Leopard 2A4 und den bestehenden Leopard-2A6-Einheiten ihren Dienst zu verrichten. Dieser Plan kollidierte allerdings mit der Aufwertung des Leopard 2A4 zum Leopard 2A5, weshalb man sich entschied, 65 Leopard 2A4 direkt zum Leopard 2A6 aufzuwerten und 125 Leopard 2A5 zu Trainingszwecken unverändert zu behalten. Insgesamt befanden sich im Einsatz der Bundeswehr:

  • 125 Leopard 2A5
  • 290 Leopard 2A6 (von denen 70 im späteren Verlauf zum 2A6M umgewandelt wurden)

Leopard 2A6M

Die Entwicklung des Leopard 2A6 fiel in eine Zeit, als sich die Natur bewaffneter Konflikte radikal zu ändern begann. Der Krieg gegen den Terror führte weg von klassischer symmetrischer Kriegsführung, für die der Leopard 2 entworfen wurde, hin zu asymmetrischer Kriegsführung, bei der die größte Bedrohung für Panzer (insbesondere in städtischer Umgebung) in reaktiven Panzerbüchsen, unkonventionelle Sprengsätze und Minen besteht.

Um diesen neuen Anforderungen zu entsprechen, entwickelte man bei KMW unter Einbeziehung der in Afghanistan und dem Irak gesammelten Erfahrungen einen modifizierten Leopard 2A6 mit verbessertem Schutz gegen Minen und unkonventionelle Sprengsätze. Die Leopard 2A6M genannte Variante besaß zum Schutz der Crew zusätzliche Panzerung an Front und Bauch in Form von Minenschutzplatten. Die größten Änderungen betrafen allerdings das Innere des Fahrzeugs. Der Kampfraum wurde umgebaut, um maximalen Schutz vor Explosionen am Boden zu gewährleisten. Man entfernte dafür unter anderem die unterste Reihe des Munitionsbunkers und neue Spezialsitze für die Besatzung.

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Leopard 2A6M CAN

Die ersten 70 auf Basis des Leopard 2A6 produzierten Fahrzeuge wurden im Juli 2004 an die Bundeswehr ausgeliefert, die Produktion lief bis 2008. Zwanzig Leopard 2A6M wurden im Anschluss an Kanada für den Einsatz in Afghanistan verliehen. Sie dienten dort äußerst erfolgreich, wobei die schwere Zusatzpanzerung in mindestens einem dokumentierten Fall nachweislich die beteiligte Besatzung (bis auf den Fahrer) vor Verletzungen rettete, nachdem das Fahrzeug auf einen unkonventionellen Sprengsatz aufgefahren war.

Leopard 2A6 Demonstratoren

Die Geschichte der Exportvarianten des Leopard 2A6 verläuft parallel zu Entwicklung des Leopard 2A6. Zwischen 1998 und 1999 baute KMW ein Demonstrator-Fahrzeug auf Basis des Leopard 2A4 (die interne Bezeichnung lautete DEMO I). Das Fahrzeug war nicht wirklich als einsatzreife Kampfvariante konzipiert. Stattdessen sollte es mit möglichst vielen technologischen Neuerungen vollgepackt werden, um potenziellen ausländischen Kunden zu demonstrieren, dass selbst der einfachste Leopard 2A4 auf das Niveau eines Leopard 2A6 aufgewertet werden konnte. Die wichtigsten Änderungen gegenüber dem Leopard 2A4 umfassten:

  • 120 mm L/55 Rheinmetall-Kanone
  • Verbesserte Panzerung (Strv-122-Niveau mit verbesserter Dach- und Wannenpanzerung)
  • Hilfsaggregat
  • Klimaanlage
  • Verbesserte FLA

Und weitere kleinere Upgrades. Dieses Fahrzeug wurde Leopard 2A6EX genannt und zwischen 2001 und 2005 auf zahlreichen Messen und Events präsentiert. Das Modell stieß auf Interesse der Türkei (nicht erfolgreich), Spaniens und Griechenlands und gilt in gewisser Weise als der Ursprung des Leopard 2E und es Leopard 2A6HEL.

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Leopard 2A6EX

Es gab auch einen zweiten Leopard 2A6EX mit der internen Bezeichnung DEMO II. Dessen Antrieb bestand aus dem sogenannten Euro-Powerpack mit neuem, kompakten MTU-Motor und Renk-Schaltgetriebe, das den immer schwerer werdenden Leopard-2-Varianten gleichbleibende Mobilität verlieh. Im Einzelnen bestand das Powerpack aus dem MTU MT883 12-Zylinder-Motor mit 1500 PS und dem Schaltgetriebe HSWL 295 TM von Renk. Die weiteren Ziele bestanden in einem optimierten Lufteinzug und reduzierten Energieemissionen, was den Tarnfaktor des Fahrzeugs erhöhen sollte.

Während die Leistung des neuen Euro-Powerpacks der des ursprünglichen Antriebssystems entsprach, war das neue System deutlich kleiner, leichter und verbrauchte weniger Kraftstoff. Die Installation allerdings setzte weitreichende Umbauten des Motorraums voraus.

Ersatz

Aktuell ist der Leopard 2A6 neben dem 2014 eingeführten Leopard 2A7 der Standard-Kampfpanzer der Bundeswehr und einer der populärsten westlichen KPz überhaupt. Es existieren auch einige ausländische Varianten, die sich meist etwas von der Standardausführung des Leopard 2A6 unterscheiden:

  • Der kanadische Leopard 2A6M CAN (der aufgrund guter Erfahrungen mit dem deutschen Leopard 2A6M in Afghanistan geordert wurde)
  • Der neu gebaute, griechische Leopard 2A6HEL
  • Der spanische Leopard 2E

Die Niederlande nutzten bis 2011 einige Leopard 2A6NL. Diese wurden anschließend an Finnland verkauft, nachdem Versuche gescheitert waren, sie an Peru und Indonesien zu veräußern.

Bei Armored Warfare

Der Leopard 2A6 auf Tier 9 ist ein Mix aus dem klassischen Leopard 2A6 und dem Leopard 2A6EX. Anders als auf vorangegangenen Tiers besteht beim Leopard 2A6 die Option auf zusätzliche Wannen- und Dachpanzerung, wie sie im wirklichen Leben beim schwedischen Strv 122 zu finden ist. Dieses EX-Panzerungsset verbessert die frontale Wannenstärke um circa 30 Prozent. Auch der seitliche Schutz ist spürbar erhöht, was den Panzer ziemlich unanfechtbar macht, es sei denn, die Frontalpanzerung wird aus einer erhöhten Position aus beschossen.

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Auf der anderen Seite ist das Heck extrem dünn, was auch die aufgewertete Panzerungsvariante von hinten für so ziemlich alles leicht zu durchschlagen macht, was dem Panzer in die Quere kommen kann. Das bedeutet, dass es extrem wichtig ist, das Heck und einen Teil der Seiten zu schützen. Anders als der M1A2 Abrams und der T-90MS, besitzt der Leopard 2A6 keinen zusätzlichen Schutz durch ein ERA-Set.

Die 120 mm L/55 Glattrohrkanone verschießt sämtliche Standardmunition (einschließlich LAHAT-Lenkflugkörpern). Die LAHAT-Lenkflugkörper mit Tandem-Sprengköpfen besitzen eine sehr hohe Durchschlagsrate, können jedoch mit modernen ERA- oder APS-Systemen außer Gefecht gesetzt werden. Die Geschützkontrolle liegt eher im durchschnittlichen Bereich.

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Was die Mobilität betrifft, ist der Leopard 2A6 durchaus gut aufgestellt, auch wenn kein Motor-Upgrade zur Verfügung steht. Das Technologieangebot umfasst Nebelmittelwurfanlagen, Präzision bei Bewegung, Verbesserungen der Sichtweite und APS. Ein großer Nachteil des Panzers besteht in dem begrenzten Retrofit-Setup (ein universeller Slot, ein Feuerkraft-Slot und ein Mobilität-Slot), der bei anderen Tier-9-KPz größere Möglichkeiten bietet.

Alles in allem ist der Leopard 2A6 ein starkes, universelles Fahrzeug und kann, ähnlich wie seine Vorgänger auf niedrigeren Stufen, in geschickten Händen zu einer überaus tödlichen Waffe werden.

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