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Der BMP-2 im Kampf

Nach langer und beschwerlicher Entwicklung hat das Objekt 675 (wie der BMP-2 damals hieß) es in den späten 1970er Jahren in die aktiven Einheiten geschafft. 1977 führte man bei Kurganmaschsawod (KMS) eine Testreihe durch, und 1979 wurde die erste Truppeneinheit - das 343. Garde-Panzerregiment der 14. Garde-Panzerdivision - versuchsweise mit BMP-2-Fahrzeugen ausgestattet. Die Soldaten dieser Einheit wurden damit beauftragt, die Ausbildungsmethoden für das neue Fahrzeug auszuarbeiten und Instrukteure für den Rest der Sowjetarmee zu stellen.

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Die Einheit musste einen langen und aufreibenden Testlauf durchführen: Sechs Monate lang bewegte sie sich von der Ukraine aus über Nordossetien, das Kaukasus-Gebirge, Georgien und Aserbaidschan am Kaspischen Meer entlang nach Turkmenistan und dann über die Karakum-Wüste nach Almaty in Kasachstan. Die Versuche waren brutal: Die Fahrzeuge und ihre Besatzungen mussten Temperaturen zwischen -20 und +40 Grad ertragen, und die Schießversuche fanden in allen möglichen Umgebungen wie Wüsten, Bergen und weiten russischen Ebenen statt. Der Militärkonvoi bestand nicht nur aus Soldaten - es waren auch KMS-Ingenieure dabei, um alle Probleme mit den Fahrzeugen vor Ort zu analysieren und Lösungen vorzuschlagen. Vertreter des GBTU waren ebenfalls da um sicherzugehen, dass die Fahrzeuge selbst unter extremen Bedingungen einsatzbereit sein würden. Obwohl diese Testmethode effektiv war, war der BMP-1 nach wie vor der in der Sowjetunion am meisten hergestellte Schützenpanzer - erst der Konflikt mit Afghanistan hat die Produktionszahlen des BMP-2 nach oben befördert.

Der Einsatz des BMP-1 in Afghanistan war nicht sehr erfolgreich. Dem Fahrzeug fehlten ordentliche Infanterie-Unterstützungswaffen, und es hatte eine dünne Panzerung - beide Probleme führten zu großen Verlusten von Fahrzeugen, Besatzungsmitgliedern und Passagieren. Die Sowjetsoldaten, die inständig auf etwas geeigneteres hofften, waren bei der Ankunft der ersten zwanzig BMP-2-Fahrzeuge in Afghanistan zu Beginn der 1980er Jahre begeistert und lobten insbesondere den hohen Rohrerhebungswinkel (sehr nützlich im Gebirgsterrain) und die guten Infanterie-Unterstützungsfähigkeiten. Aber immer, wenn es um den Einsatz und die Produktion neuer Militärfahrzeuge geht, gibt es am Ende immer mehr Verzögerungen (insbesondere in Friedenszeiten) - der wichtigste Grund, der am Ende die Produktion beschleunigte, war die persönliche Intervention eines Mannes, des Truppengenerals Michail M. Sajzew. Er verfasste einen Bericht und ging direkt zu einer Versammlung des sowjetischen Politbüros im April 1980. Dort beschwerte er sich lautstark über die Verluste sowjetischer Soldaten in Afghanistan, präsentierte gewichtige Argumente zugunsten des neuen Fahrzeugs und legte den sowjetischen Politikern eine Liste der toten Soldaten vor, die noch weiterleben würden, hätte man sie mit dem neuen Fahrzeug ausgerüstet.

Die Reaktion darauf war prompt. In der Nacht nach diesem Treffen wurden die Direktoren des KMS-Werks (das den BMP-2 produzierte) telefonisch aus dem Bett geklingelt. Das Werk stellte faktisch auf Kriegsproduktion um (kein Urlaub, Tag-und-Nacht-Produktion, alle Komponenten und Rohstoffe wurden bevorzugt ans KMS geliefert), und jegliche Beschwerden und Hindernisse wurden als Sabotageversuche eingestuft. Unter diesen besonderen Umständen begann eine ernsthafte Produktion.

Afghanistan-Erfahrungen

Das erste und unmittelbare Ziel war, möglichst viele BMP-2 nach Afghanistan zu bringen, was schließlich auch passierte, doch man nannte das Fahrzeug damals immer noch "Objekt 675". Es dauerte mehrere Monate, bis das Fahrzeug offiziell als der "BMP-2" zum Dienst zugelassen wurde (im August 1980), eine Handlung, die der Verteidigungsminister im Oktober 1980 bestätigte - inzwischen dienten bereits Dutzende dieser Fahrzeuge in Afghanistan. Während ihres dortigen Einsatzes erwies sich die Entscheidung zugunsten der 30 mm-Maschinenkanone erneut als richtig: Die Waffe bewährte sich insbesondere in Konflikten geringer Intensität (Aufstandsbekämpfung), und war nicht nur beim Feuern auf fliegende Ziele (wofür sie unter anderem konstruiert war) recht effektiv, sondern auch beim Vernichten feindlicher Soldatengruppen, die Panzerabwehr-Waffen trugen.

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Andererseits blieb der Hauptmangel des BMP-1 bestehen: Der BMP-2 war sehr schlecht gepanzert, und alle Optimierungsvorschläge wurden zurückgewiesen, damit das Fahrzeug amphibisch blieb - durch zusätzliche Panzerung würde der BMP-2 nicht mehr schwimmen können. Schwimmen war in einem so trockenen Land wie Afghanistan natürlich nicht gefragt, aber dieser Umstand war für die Sowjettruppen als Ganzes unwichtig - der Hauptzweck des Fahrzeugs bestand darin, die Staaten des Warschauer Paktes in westlicher Richtung zu überqueren, um in Deutschland einzumarschieren, und dabei wäre es sehr real geworden, Gewässer zu überqueren. Natürlich wiesen die sowjetischen Soldaten selbst, die im rauen, trocken Klima von Afghanistan um ihr Leben kämpfen, auf diese Mängel hin, mit dem einzigen Ergebnis, dass die örtlichen Fahrzeug-Reparaturwerke begannen, zusätzliche Panzerplatten an die Fahrzeuge zu schweißen oder zu schrauben, die man aus den Rümpfen ihrer weniger erfolgreichen Kollegen herausschnitt. Das KMS-Werk selbst begann offiziell ein Jahr später, also 1981, damit, diese "Panzerungs-Upgrades" herzustellen - Fahrzeuge mit solchen Panzerungen wurden als BMP-2D bezeichnet und im großem Stil eingesetzt, sogar durch die Fallschirmjäger; sie ersetzten die BMD-1-Fahrzeuge, die sogar noch schlechter als der BMP-1 waren.

Das zweite große Problem des BMP-2 war sein schlechter Schutz gegen Minen. Nach mehreren Unfällen von Besatzungsmitgliedern, die im Rumpf des Panzers fuhren, begannen Soldaten, sich auf die Fahrzeuge oben draufzusetzen, um den Folgen von Minenexplosionen zu entkommen. Um dieses Problem einigermaßen in den Griff zu kriegen, wurde es später möglich, die Fahrzeuge mit der Minenpflug-Vorrichtung KMT-10 auszustatten, aber das brachte wenig.

Abgesehen von diesen Mängeln wurde der BMP-2 aber viel mehr gelobt als sein Vorgänger. Die Mudschaheddin waren - dank der guten Rohrerhebung des Panzers - auf den Berggipfeln nicht mehr sicher, von wo aus sie die sowjetischen Kolonnen beschossen hatten, ohne ernsthaftes Gegenfeuer befürchten zu müssen. Dieses Problem wurde normalerweise (vor der Ankunft des BMP-2) durch AA-Fahrzeuge des Typs ZSU-23-4 "Schilka" gelöst, die für Bodenunterstützung sorgten - die Schilkas war allerdings sehr anfällig selbst gegen das Feuer kleiner Waffen, und der Einsatz des BMP-2 war eine deutliche Verbesserung.

Nach dem Afghanistan-Krieg wurden die Fahrzeuge zurück in die Sowjetunion gebracht - aber nicht nur dorthin, sondern auch in andere "befreundete" Staaten (und die Sowjettruppen wurden dort "vorübergehend" stationiert). Die Öffentlichkeit sah den BMP-2 erstmals während einer Militärparade in Moskau am 7.11.1982 (Jahrestag der Großen Sozialistischen Revolution). Später wurden die Fahrzeuge auch an andere Truppen verkauft - die Tschechoslowakei erhielt 1983 die ersten Fahrzeuge für ihre Armee, und zwischen 1987 und 1989 wurde der BMP-2 in den Werken von Podpolianské Strojárny Detva n.p. produziert (insgesamt 344 Stück). Indien produzierte ihn ab 1985 auf Lizenz unter der Bezeichnung "Sarath" und daneben noch andere Varianten des Fahrzeugs (einschließlich eines gepanzerten Krankenwagens, eines technischen Fahrzeugs und eines selbstfahrenden AA-Raketenwerfers) - bis zum Ende der Produktion wurden geschätzt über 1200 Stück hergestellt. Die BMP-2-Fahrzeuge wurden auch zahlreich an die traditionellen Käufer sowjetischer Fahrzeuge verkauft: Irak, Iran, Syrien, Kuwait und andere. Insgesamt wurde das Fahrzeug in über 30 Länder exportiert.

Auch nach der Auflösung der Sowjetunion ist das Fahrzeug im Dienst geblieben und hat sich bei vielen Armeen als ein zuverlässiges, robustes und einfach zu wartendes Arbeitstier bewährt - die Einfachheit der Wartung und Steuerung sind dabei die stärksten Kaufargumente für Armeen, die sich stark auf Wehrpflichtige verlassen müssen. Es gab und gibt immer noch viele Unternehmen (einschließlich des Produzenten selbst), die für den BMP-2 Modernisierungsprogramme anbieten: neue Motoren, Feuerkontrollsysteme und zusätzliche Panzerung (einschließlich Systeme zur Abwehr panzerbrechender Munition).

Die in Afghanistan gelernten Lektionen haben sich bei späterem Einsatz weitgehend bestätigt und sind nach wie vor gültig: Ein leicht gepanzertes Fahrzeug mit einer Maschinenkanone zeigt in Konflikten geringer Intensität gute Leistungen. Angesichts dessen, wie sich die Kriegsführung in den letzten zwanzig Jahren verändert hat, wird der BMP-2 seinen Platz auf dem Schlachtfeld noch jahrelang behalten.

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