Französische Panzergeschichte - Renault FT

Sobald das Gespräch auf französische Waffen und das dortige Militär im Allgemeinen kommt, fällt besonders im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg das Wort „exzellent“ extrem selten. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die glorreiche französische Armee heute vor allem für ihre Kapitulation vor der deutschen Wehrmacht 1940 bekannt ist und als „armselig“ bezeichnet wird, wenn in Wirklichkeit nichts weiter von der Wahrheit entfernt ist. Es ist immerhin die französische Armee gewesen, die vor fast 90 Jahren mit dem ersten serienmäßig produzierten Panzer dem modernen Panzer seine heutige Form verlieh.

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Die Wurzeln des französischen Erfolgs liegen in der Hölle der Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Die Geschichte des Panzers, wie wir ihn heute kennen, ist hinreichend belegt, wobei die Idee, ein Geschütz auf ein gepanzertes Fahrzeug zu befestigen, durchaus älter, als der große Krieg gewesen ist. Die Franzosen experimentierten schon lange davor mit Kettenfahrzeugen, als erstes gepanzertes Fahrzeug, das mit einem Geschütz ausgestattet wurde, kann die Selbstfahrlafette Levavasseur von 1903 gelten. Das Militär damals zeigte jedoch kein Interesse an dem Projekt und erst die massiven Verluste an französischen Soldaten eine Dekade später gaben der Entwicklung einen Schub.

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Die Ursprünge des französischen Panzerbaus sind untrennbar mit General Jean Baptiste Eugène Estienne, dem „Vater“ des französischen Panzers. Angesichts der sinnlosen Verluste bestand er darauf, ein mit einer 75mm-Kanone bestücktes Kettenfahrzeug zu kreieren. Seine Ideen wurden anfangs ignoriert, doch er bewies langen Atem und schaffte es schließlich 1915, den ersten französischen Panzer zu präsentieren, den Schneider CA 1, später auch den Saint-Chamond.

Genau wie ihre britischen oder deutschen Entsprechungen sind die französischen Panzer nicht mehr als Metallkisten auf Ketten gewesen, die größtenteils auf dem Aufbau des amerikanischen Holt-Traktors beruhten, Basisschutz gegen Gewehrfeuer, Maschinenpistolen und Granatensplitter boten. Sie sind mit 75mm-Kanonen ausgestattet gewesen (entweder kurzen Blockhaus-Modellen oder einer Version der berühmten Canon de 75 modèle 1897, einer der besten Artilleriewaffen, die jemals gebaut wurden). Beide Modelle hatten eines gemeinsam: sie sind generell schlecht konstruiert gewesen - vor allem, was die Aufhängung betraf - und waren nicht für die auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs herrschenden Bedingungen gewappnet, mit ihrem überhängenden Rumpf, der sie beim geringsten Hindernis festfahren ließ. Ungeachtet dieser Schwierigkeiten wurden von beiden Modellen um die 800 Stück gebaut und teilweise bis in die 30er Jahre hinein genutzt, auch wenn schnell klar wurde, dass dieses Design keine Zukunft besitzt.

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Eines der größten Probleme der frühen Panzer ist deren Panzerung gewesen. Während sie durchaus effizient gegen Kugeln und Granatsplitter schützte, mussten General Estienne und seine Ingenieure schnell feststellen, dass sie gegen größere Kaliber, wie das deutsche 77mm Feldgeschütz, keine Chance hatte, egal, wie viele zusätzliche Platten angebracht wurden - letzteres auch der Grund dafür, dass die Fahrzeuge immer schwerer und langsamer wurden. Es gab keine realistische Möglichkeit, die französischen Panzer gegen diese Art von Feuerkraft zu schützen, woraufhin man dazu über ging, statt größeren und schweren Fahrzeugen Schwärme von kleinen Leichtpanzern in die Schlacht zu schicken.

Die Firma Renault präsentierte ihren Prototypen für diese Fahrzeugklasse in der zweiten Hälfte des Jahres 1917. Es trug mehrere Bezeichnungen, ist aber schließlich unter dem Namen „Renault FT“ bekannt geworden. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Konstrukteure wohl nicht geahnt, dass ihr Fahrzeug die mechanisierte Kriegsführung für immer verändern würde.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist der FT bei einem Gewicht von 6,5 Tonnen klein und wendig gewesen. Er war ausreichend gepanzert, um seiner 2-Mann-Besatzung Schutz vor Leichtwaffen zu bieten und besaß ein revolutionäres Element - einen rotierenden Geschützturm, der entweder mit einem Maschinengewehr oder einer kurzen 37mm Puteaux bestückt gewesen ist. Für seine Zeit ist er ungewöhnlich schnell gewesen und auch wenn 20 km/h heute nicht viel erscheinen, war er bei seinem Produktionsstart fünfmal schneller als sein Vorgänger, der Schneider CA 1. General Estienne entwarf eine Taktik für diese Fahrzeuge eine Schwarmtaktik, bei der unzählige kleine Leichtpanzer die feindlichen Kräfte überrollen sollten. Diese Taktik wurde 1918 mit großem Erfolg angewendet, als die ersten FT-Panzer die Front erreichten.

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Der Renault FT wurde zum erfolgreichsten Panzer des Ersten Weltkriegs. Etwa 4000 dieser Fahrzeuge wurden produziert und von mehr als zwei Dutzend Ländern eingesetzt. Praktisch jedes Land mit eigener Panzerproduktion startete seine Entwicklung an diesem oder jenem Punkt beim Renault FT. So lebt das Design dieses französischen Erfolgsmodells in jedem heute gebauten Panzer weiter und erst allmählich werden die alten Lösungen des FT-Designs durch neue ersetzt, wie separaten Besatzungskapseln oder unbemannten Geschütztürmen.

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