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Verschwundene Panzerklassen: Teil 2

Im ersten Teil haben wir uns einige Klassen angesehen, die man allgemein nicht mehr zu sehen bekommt. Heute werfen wir einen Blick auf einige andere verschwundene Panzerklassen und ihren Einfluss auf die Bauweise moderner Panzer.

Mehrturmpanzer

Genau wie Tanketten waren Mehrturmpanzer in den frühen 1930er-Jahren sehr beliebt, und fast jeder versuchte sich darin mehr oder weniger. Die am meisten bekannten Konstruktionen dieses Typs kommen aus Frankreich und Russland: Der Schwerpanzer T-35 nahm zum Beispiel aktiv an der Verteidigung der Sowjetunion teil (und in den Händen der Deutschen ironischerweise auch an der Verteidigung Deutschlands). Die Briten und Japaner hatten aber auch ihre eigenen Modelle.

T35

Wie der Name schon sagt, zeichneten sich diese Fahrzeuge durch mehrere Türme aus. Theoretisch war das eine wunderbare Idee: Mehr unabhängige Geschütze bedeuten mehr Feuerkraft in verschiedene Richtungen. Doch das Hauptproblem war die Koordination der Besatzung. Den Kommandanten wurde schnell klar, dass es beinahe unmöglich war, zwölf Mann in einem Panzer im Auge zu behalten. Bei mehreren Türmen mussten die Fahrzeuge auch ziemlich groß sein. "Groß" hieß gleichzeitig auch "schwer", und damit das Fahrzeug nicht zu schwer für den Transport war, mussten Opfer gebracht werden, insbesondere in Bezug auf die Panzerung. Als Folge davon waren die Mehrturmpanzer meistens groß, schwer, aber dünnhäutig. Ihre Panzerung war für Anfang und Mitte der 30er-Jahre (als es noch keine echten Panzerabwehr-Kanonen gab) ausreichend, aber ab 1939 waren die meisten dieser Fahrzeuge und Projekte hoffnungslos überholt.

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Bei dieser Konstruktion gab es zwei weitere interessante Punkte. Erstens gab es auch kleine Mehrturmpanzer - ein typisches Beispiel dafür ist die Zwillingstürme-Version des Vickers Mark E (der hauptsächlich in Polen verwendet wurde). Von diesem Leichtpanzer gab es sowohl eine Einturm- als auch eine Zweiturm-Version. Die Ausführung mit den Zwillingstürmen war mit zwei Maschinengewehren ausgerüstet, jeweils einem pro Turm. Genauso wie seine größeren Entsprechungen war dieses Fahrzeug ineffektiv, und man ließ es schnell auslaufen.

Mit der Ankunft der ersten unbenannten, computergesteuerten Türme in den 80er-Jahren kam die Idee des Mehrturmpanzers wieder auf. Mehrere Waffen, die in verschiedene Richtungen feuern, sind unpraktisch, wenn sie von einer großen Besatzung bedient werden, aber eine Konstruktion mit einer Computersteuerung und Richtschützen, die mit Steuerhebeln in der Hand nebeneinander sitzen, ist umsetzbar, und es ist möglich, dass wir diesen Fahrzeugtyp in Zukunft wieder auf den Schlachtfeldern sehen werden.

Kasemattpanzer

Die Fahrzeugklasse der Jagdpanzer war wohl noch nie besonders klar umrissen. Viele Fahrzeuge, die wir heute als Jagdpanzer verstehen, waren in Wirklichkeit selbstfahrende Geschütze, die sowohl in direktem als auch in indirektem Feuermodus schießen konnten. Meistens entstanden diese Fahrzeuge aus der Notwendigkeit heraus, ein großes Geschütz auf einem vorhandenen Rumpf zu befestigen, der die Kombination aus einem Geschütz und einem Turm nicht unterstützen konnte. Kasemattpanzer waren allgemein günstiger als ihre Entsprechungen mit Türmen und wurden während des ganzen Krieges in großen Stückzahlen produziert. Ihr Hauptvorteil war ihre niedrige Silhouette und üblicherweise auch ein leistungsfähiges Geschütz (und das alles zu einem relativ niedrigen Preis). Die Nachteile waren aber auch sehr offensichtlich: Das Fahrzeug konnte nur nach vorne feuern, das Geschütz hatte eine begrenzte Schwenkung, und es war beinahe unmöglich, unterwegs zu feuern.

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Das große Geschütz bedeutete manchmal auch, dass der Kampfraum ziemlich beengt war, was eine schlechte Ergonomie und eine niedrige Feuerrate zur Folge hatte. Trotz all dieser Mängel war diese Fahrzeugklasse gut für Kriegszeiten geeignet (besonders bei defensiver Kriegsführung). Andererseits waren die Mängel groß genug, so dass man angesichts der nach dem Krieg errichteten Auflagen Kasemattpanzer als nicht der Mühe wert ansah. Die Amerikaner haben sich ziemlich schnell von dieser Fahrzeugklasse verabschiedet (mit einigen Überbleibseln, die später in Form des Ontos, des M56 Scorpion und einiger anderer Projekte auftauchten), aber die Sowjets hielten an ihrem Schwerartillerie-/Jagdpanzer-Konzept bis in die 60er und 70er hinein in Form des modernisierten ISU-152 fest, den die Iraker sogar während des Golfkriegs einsetzten. Die Deutschen - die über eine umfassende Erfahrung mit den Kasemattpanzern der Kriegszeit verfügten - produzierten ihren Kanonenjagdpanzer als den geistigen Nachfolger der vorherigen Fahrzeuge, doch er wurde schnell durch eine Version mit Antipanzerraketen ersetzt. Die wohl letzte Kasemattpanzer-Konstruktion ist der schweizerische MOWAG Taifun aus den 70ern und 80ern, und auch der schwedische Strv 103 wurde von diesen Modellen inspiriert, aber gegenwärtig betrachtet man diese Fahrzeugklasse allgemein als überholt. Die meisten realen Jagdpanzer sind mit Panzerabwehr-Lenkflugkörpern bewaffnet, und dieser Trend wird sich zukünftig wahrscheinlich fortsetzen.

taifun

Flammpanzer

Der Flammenwerfer ist eine alte Waffe: Sie wurde bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt, und es dauerte nicht lange, bis jemand auf die Idee kam, sie an einem gepanzerten Fahrzeug zu befestigen. Erste Fahrzeuge dieser Art erschienen in den 30er-Jahren, doch anders die übrigen "Trends" jener Zeit verschwanden die Flammpanzer nicht so schnell und dienten während des ganzen Zweiten Weltkriegs.

M67

Es gab davon zwei Haupttypen. Beim ersten ersetzte man die Hauptkanone durch einen speziellen hochleistungsfähigen Flammenwerfer, was diesen zur Hauptwaffe des Fahrzeugs machte (repräsentiert zum Beispiel durch den US-amerikanischen M67 "Zippo", der in Vietnam eingesetzt wurde). Beim zweiten Typ ersetzte man im Grunde nur die Maschinengewehr-Luke durch einen sekundären (gewöhnlich weniger leistungsfähigen) Flammenwerfer (ein Beispiel dafür ist der sowjetische Flammpanzer TO-62). Beide Ansätze hatten ihre Vor- und Nachteile, aber es gab drei gemeinsame Minuspunkte.

Zum einen waren die Fahrzeuge mit ihrem größeren Treibstoffbehältern hochgradig anfällig für Treffer durch Panzerabwehr-Waffen, insbesondere nach dem Krieg. Zum anderen hatten die Flammenwerfer immer eine sehr begrenzte Reichweite (um die 200 Meter oder weniger), was das Fahrzeug empfindlich gegen alles mit einer besseren Reichweite (jedes Fahrzeug mit einem Geschütz; Panzerabwehr-Kanonen und Panzerabwehr-Lenkflugkörper) machte (es sei denn, der Flammenwerfer war eine sekundäre Waffe, aber dann war seine Reichweite noch kleiner). Der vielleicht wichtigste Faktor war aber seine psychologische Wirkung. Ein Flammenwerfer ist eine Angstwaffe, und es passt nicht mehr zur heutigen militärischen Denkweise, jemanden absichtlich bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Flammpanzer als solche verschwanden aus dem Arsenal der meisten Armeen allmählich in den 70er-Jahren.

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