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Operation Wüstensturm: Eine Einführung

Kommandanten!

In diesem Jahr jährt sich die Operation Wüstensturm (auch bekannt als der Zweite Golfkrieg) zum 30. Mal und damit einer der letzten großen Kriege des 20. Jahrhunderts, in dem eine Koalition aus überwiegend westlichen Mächten eine der stärksten Armeen des Nahen Ostens in Rekordzeit vernichtend geschlagen hat. Das halsbrecherische Tempo der westlichen Panzervorstöße in Kombination mit einer effektiven Luftkampagne ließ die Welt fassungslos zurück, während Russland und China sich eingestehen mussten, dass sowohl ihre Ausrüstung, als auch ihre Taktiken stark veraltet waren. Für China stellte Operation Desert Storm die Initialzündung für einen großen Modernisierungsschub der Rüstungsindustrie dar, der in der Entwicklung der aktuellen Generation chinesischer Kampfpanzer gipfelte.

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Highway of Death, eines der bekanntesten Ereignisse der Operation Desert Storm, April 1991

In diesem Jahr werden wir diesem Jubiläum eine Reihe von Events und Wettbewerben widmen, ihr könnt euch also auf jede Menge cooler Aktionen in diesem Zusammenhang freuen! Bevor wir uns jedoch den Einzelheiten widmen, wollen wir einen Blick auf die Hintergründe werfen und die Frage beantworten, was diesen bewaffneten Konflikt eigentlich ausgelöst hatte.

Die Geschichte des Zerwürfnisses zwischen Kuwait und dem Irak reicht tiefer, als gemeinhin angenommen. Kuwaits Reichtum wuchs und schwand im Laufe der Jahrhunderte. Der relevante Teil der Geschichte begann jedoch erst 1899, als das Gebiet unter britischen Einfluss gelangte und zum Protektorat wurde, sowie mit der Entdeckung massiver Ölvorkommen, die das Land reich machten und einen großen Bevölkerungs- und Einwanderungsboom auslösten. Während 1953 weniger als 200.000 Menschen in Kuwait lebten, waren es 1990 bereits mehr als zwei Millionen. Im Jahr 1961 erlangte das Land im Zuge der schrittweisen Auflösung des ehemaligen British Empire seine Unabhängigkeit. Der Übergang verlief friedlich und bildete einen Meilenstein auf Kuwaits Weg zum Wohlstand.

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Al Jahra, eine kuwaitische Brigadeneinheit, die auf arabischer Seite am Jom-Kippur-Krieg teilnahm, 1973

Im Gegensatz dazu gestaltete sich die Situation im benachbarten Irak alles andere als friedlich. Irak ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrzehnten ein souveränes Königreich gewesen, allerdings mit einem schwachen und korrupten Regime, das 1958 schließlich durch einen Militärputsch gestürzt wurde. Der Umsturz zog jahrelange Unruhen nach sich. Wie so oft in solchen Fällen, musste sich die militärische Junta als Macht aufspielen, was unter anderem dazu führte, dass der Irak unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung Kuwaits Ansprüche auf dieses Land als Teil seines historischen Territoriums erhob. Die Situation kochte schnell hoch und konnte nur durch eine rechtzeitige britische Intervention (zusammen mit einem Zustrom frischer Truppen) entschärft werden.

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Irakische Centurion-KPz Mk.5/1, 1957

Es ist kein Geheimnis, dass die Iraker keine Liebe für die Briten hegten. Die Erinnerungen an die militärische Besatzung durch Großbritannien im Jahr 1941, mit der eine Kollaboration zwischen dem Irak und Nazi-Deutschland vereitelt werden sollte, war den Irakern noch frisch in Erinnerung und die Briten übten bis zum Putsch von 1958 weiterhin starken Einfluss auf die irakische Politik aus. Nach dem Umsturz verlagerte sich die Orientierung zusehends auf die Sowjetunion, die auf geschickte Weise die Antikolonismus-Karte ausspielte. Natürlich war das alles nur Politik – die Sowjets schätzten ihre arabischen Verbündeten gering, deren geopolitische Position machte sie jedoch ideal, um den Briten einige Schwierigkeiten zu bereiten. Und so versorgten die Sowjets und deren Satellitenstaaten den Irak, Syrien und einige weitere Länder in der Region mit Hunderten von Panzerfahrzeugen, Millionen von Kleinkaliberwaffen und Dutzenden von Kampfflugzeugen.

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Irakischer T-55-KPz, 1984

Trotz der typischen Misserfolge eines Militärregimes in Kombination mit der byzantinischen Natur der nahöstlichen Bürokratien, gewürzt mit sozialistischer Ineffektivität, ging es dem Irak in den darauffolgenden zwei Jahrzehnten durchaus sehr gut. Das Land profitierte enorm vom Jom-Kippur-Krieg und der anschließenden Ölkrise, derweil seine Armee, anders als etwa die syrische, in dem heftig ausgetragenen Konflikt keine großen Verluste zu beklagen hatte. Dank der Einnahmen aus dem Ölhandel konnte das Land enorme Devisenreserven und damit realen Reichtum anhäufen.

Aber der Nahe Osten ist selten längere Zeit stabil, wobei meist ein entscheidendes Element für das ausufernde Chaos verantwortlich ist – die Religion. Mit der Iranischen Revolution von 1979 trat ein feindliches, religiöses Regime in dem Nachbarland an die Macht und es dauerte nicht lange, bis der Kalte Krieg zwischen den beiden Ländern zu einem realen bewaffneten Konflikt ausartete. Der daraus resultierende Erste Golfkrieg hatte für beide Seiten verheerende Folgen. Aufgrund der Entfernung zu Europa und der schlechten Informationslage nimmt der Krieg in unseren Geschichtsbüchern normalerweise keinen großen Raum ein, aber er gehört ohne Zweifel zu den brutalsten Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts. Beide Seiten ließen sich zu einer Reihe von Gräueltaten hinreißen, seien es Gasangriffe, Folter oder ethnische Säuberungen.

Dabei wurden beide Seiten oft von denselben Mächten beliefert und waren stets darauf aus, an alle Waffen zu gelangen, die sie nur bekommen konnten. Als der Konflikt 1988 endete, fand sich der Irak deshalb nicht nur mit zerstörter Industrie und Infrastruktur wieder, sondern war auch tief verschuldet, was durch den alten irakischen Exportüberschuss nicht aufgefangen werden konnte – der Ölpreisverfall der 1980er Jahre hätte die Wirtschaft des Landes auch ohne den Krieg ruiniert. Einfach ausgedrückt war der Irak wirtschaftlich am Ende.

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Iranische M47, Iran-Irak-Krieg

Aber es war nicht nur das Öl, das dem Irak Probleme bereitete – aufgrund der traditionell angespannten Beziehungen in der Region fehlte es dem Land auch an Verbündeten. Während des Krieges war man sich noch der Unterstützung mehrerer Länder des Mittleren Ostens sicher, darunter Saudi-Arabiens, Kuwaits und der Vereinigten Arabischen Emirate, da diese mehr Angst vor dem aggressiv auftretenden Iran hatten. Doch sobald der Krieg beendet war, ließen diese Länder den Irak im Stich, wohl zufrieden, dass beide Rivalen ausreichend geschwächt waren. Tatsächlich verschlimmerte vor allem Saudi-Arabien die Situation noch absichtlich weiter, indem es die Ölpreise immer weiter nach unten drückte, um sich beim Westen einzuschmeicheln.

Zu diesem Zeitpunkt gingen Saddam Hussein (seines Zeichens seit 1979 faktischer Herrscher des Irak) die Möglichkeiten aus. Der Westen war aufgrund der noch frischen Berichte über die von beiden Kriegsparteien begangenen Verbrechen nicht gewillt, dem Land zu helfen. Die Sowjets wiederum hingen damals schon praktisch in den Seilen. Man betrieb zwar Handel mit den USA, Großbritannien und Frankreich, doch der jährliche Umsatz des USA-Geschäfts belief sich gerade mal auf 3 Milliarden US-Dollar im Jahr. Der gesamte jährliche Ölexport des Irak hatte ein Volumen von etwa 10 Milliarden Dollar pro Jahr. Zum Vergleich betrugen die aufgelaufenen Kriegsschulden des Irak 1988 ca. 100 Mrd. Dollar, wobei weitere 100 Mrd. zur Behebung der Kriegsschäden im eigenen Land benötigt wurden.

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[h3 size="12"Kuwait M-84 MBT, eine jugoslawische Variante des T-72M [/h3]

Im Jahr 1990 beantragte Saddam Hussein das Einfrieren dieser Schulden – einer der größten Gläubiger war Kuwait, dem das Land 14 Mrd. Dollar schuldete. Aber auch andere arabische Länder hatten dem Irak Geld geliehen und waren nicht bereit, den Fisch vom Haken zu lassen. Die Bitte wurde nicht nur abgelehnt, der Irak erhielt stattdessen ein demütigendes Gegenangebot, das Saddams Position in den Augen seines eigenen Volkes enorm geschwächt hätte. Sie wussten, dass er niemals akzeptieren würde – und sie hatten recht, er tat es nicht.

Stattdessen beschuldigte er Kuwait, irakisches Öl gestohlen und von dem Krieg profitiert zu haben, womit er die Schulden praktisch für nichtig erklärte. Er ging sogar noch weiter und prangerte Kuwait an, die irakischen Kriegsanstrengungen sabotieren zu haben. Das waren, selbst für die typisch aggressive arabische Rhetorik, starke Worte und um seinen Standpunkt zu unterstreichen, schickte Saddam am 19. Juli 1990 vierzigtausend seiner Elitesoldaten der Republikanischen Garde an die Grenze zu Kuwait.

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak versuchte noch, den Konflikt zu entschärfen, indem er mehrere Verhandlungsrunden zwischen den beiden Parteien organisierte, was ihm zunächst auch durchaus zu gelingen schien. In Wirklichkeit aber waren die Weichen in Richtung eines der letzten großen Kriege bereits gestellt. Ausgehend von den oben genannten Anschuldigungen machte der Irak 10 Milliarden US-Dollar als Reparationen bei Kuwait geltend. Das Nachbarland machte aus Angst vor einer irakischen Besatzung ein Zugeständnis und war bereit, 9 Milliarden US-Dollar zu bezahlen, um sein Gesicht zu wahren. Das war natürlich ein taktischer Fehler, denn indem Kuwait zustimmte, bestätigte es effektiv alle Forderungen des Irak, auch wenn nicht die gesamte Forderung erfüllt werden würde. Dieses Feilschen wiederum ermöglichte es dem irakischen Herrscher, die ganze Angelegenheit als Beleidigung darzustellen. Die Würfel waren gefallen und eine Stunde nach Mitternacht am 2. August 1990 fielen hunderttausend Soldaten und mehr als zweitausend Panzer in Kuwait ein. Es gab durchaus einige Scharmützel und auch gefallene irakische Soldaten, doch das kleine Kuwait kapitulierte innerhalb von 12 Stunden und ermöglichte es dem Irak, seine Reichtümer nach Gutdünken zu plündern.

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Wütende Ölbrände in Kuwait, 1991

An dieser Stelle wollen wir die Erzählung für heute beenden. Im nächsten Teil dieser Reihe werden wir uns mit dem Zustand der irakischen Armee im Jahr 1990 befassen, einen Blick auf die Verteidigungsschlachten in Kuwait werfen und euch mehr über die geplanten Events zu diesem Thema bei Armored Warfare erzählen. Bleibt also dran und wie immer:

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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