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Fahrzeuge im Fokus: Wiesel 1 TOW

Der SPz Wiesel ist ohne Zweifel eines der charakteristischsten und einzigartigsten Fahrzeuge bei Armored Warfare. Auf den ersten Blick stellt der Wiesel eine interessante Wiederbesinnung auf die Tanketten der Vorkriegsära dar – kleine, kostengünstige Fahrzeuge, die als langsame mobile MG-Nester dienten. Und die Ähnlichkeit ist durchaus nicht gering, denn die Rolle des Wiesels auf dem Schlachtfeld unterscheidet sich nicht wesentlich von der der Tanketten der Vergangenheit.

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Die Entwicklung des Wiesels begann um 1969, als das westdeutsche Militär nach einem Ersatz für den Kraftkarren suchte – einen Quad, der den deutschen Fallschirmjägern als Transportfahrzeug diente. Anders als in anderen Armeen galten die Fallschirmjäger bei der Bundeswehr eher nicht als offensive Waffengattung. Stattdessen erfüllten sie die Rolle einer Elite-Schnelleingreiftruppe, die bei Bedarf in heißen Kampfzonen eingesetzt werden konnte, um schnellen Nachschub zu gewährleisten. Diese Rolle entsprach dem Verteidigungscharakter der Bundeswehr.

Um die Feuerkraft der deutschen Fallschirmjäger zu erhöhen, wurden sie ab den frühen 1960er-Jahren mit den leichten Kraftkarren ausgerüstet (kurz KraKa genannt). Dabei handelte es sich um kaum mehr als ein Fahrgestell mit vier Rädern und einem Motor. Die Fahrzeuge waren extrem leicht, konnten mit Hubschraubern transportiert werden und beförderten selbst allerlei Ausrüstung, darunter 20-mm-Kanonen und TOW-Werfer. Den Besatzungen boten sie keinerlei Schutz, was natürlich kein idealer Zustand war. Man beschloss deshalb, die Elite-Fallschirmjäger mit einem anderen Waffenträger auszustatten, der mindestens gegen Kleinkaliberwaffen schützen würde und in der Lage wäre, schwerere Waffen zu transportieren, als die standardmäßigen 7,62-mm-Kanonen – idealerweise Maschinenkanonen oder Raketenwerfer.

Die ersten vier Anforderungen für ein solches Fahrzeug wurden 1970 formuliert. Dabei wurde zu Beginn nicht präzisiert, ob es sich dabei um ein Ketten- oder ein Radfahrzeug handeln sollte. Die wichtigsten Anforderungen umfassten:

  • Maschinenkanone und ATGM-Bewaffnung
  • Niedriges Gewicht
  • Eignung für den Lufttransport

Mit anderen Worten sollte das Fahrzeug in einen Hubschrauber vom Typ CH-53G passen (einen auf Lizenz gebauten CH-53 Sea Stallion). In Folge setzten die Anforderungen an Größe und Gewicht dem Projekt enge Grenzen, denn der CH-53G besaß eine Tragekapazität von nur 6 Tonnen. Die Basisforschung zur Umsetzbarkeit dieser Aufstellung wurde von Porsche ausgeführt und führte im Jahre 1973 zur Ausformulierung einer neuen Reihe von Anforderungen. Fünf Konzerne (Porsche, IBH, GST, Faun und Rheinstahl) reichten eigene Vorschläge für das mittlerweile Waffenträger LL genannte Projekt ein. Darunter waren Modelle mit Ketten- und Radaufhängung, wobei man sich schließlich darauf einigte, nur Kettenfahrzeuge in Betracht zu ziehen, weil sie die gewünschten Eigenschaften eher umsetzen konnten. Das Modell von Porsche bekam daraufhin den meisten Zuspruch. Im Juni 1974 ernannte man Porsche zum Hauptentwickler und Hersteller des Fahrzeugs und unterzeichnete den entsprechenden Vertrag. Zu diesem Zeitpunkt erhielt das Fahrzeug die Bezeichnung Wiesel.

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Zwei Varianten des neuen Waffenträgers sollten entwickelt werden:

  • Waffenträger mit Maschinenkanone (mit der Bezeichnung MK)
  • Waffenträger mit TOW

Die Zahl der ursprünglich geplanten 270 Fahrzeuge (170 TOW- und 100 MK-Varianten) wurde schon bald auf 500 erhöht (170 TOW und 330 MK) und im Oktober 1975 wurde ein Vorführmodell fertiggestellt.

Der erste Prototyp entstand 1976 und die Testläufe begannen im Oktober desselben Jahres. Sie wurden auch 1977 und 1978 fortgesetzt, bis das Projekt im Jahr 1979 plötzlich eingestellt wurde – sehr zum Bedauern der Fallschirmjäger, die sich bereits auf die Ausmusterung der Kraftkarren spekulierten. Die letzten sollten 1989 außer Dienst gestellt werden.

Nach mehr oder weniger heftigen Protesten der deutschen Fallschirmjägertruppen wurde im Jahre 1981 (also nur zwei Jahre nach Einstellung des Porsche-Projekts) ein gänzlich neues Projekt zur Entwicklung eines leichten Waffenträgers gestartet. Zu jener Zeit waren zwei unterschiedliche Fahrzeuge im Gespräch – eines mit maximal 6,4 Tonnen Gewicht, das sich für den Transport im CH-64G eignen würde und eines mit 3,2 Tonnen Gewicht – für den Transport in einer Schlinge unterhalb des genannten Hubschraubertyps. Dieses Mal wurden 19 Waffenkonzerne (sowohl deutsche, als auch ausländische) aufgefordert, Vorschläge für den Bau eines Fahrzeugs einzureichen, das im Großen und Ganzen dem von Porsche entwickelten Modell gleichen sollte.

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Da wundert es kaum, dass man bei Porsche darüber nicht sonderlich erfreut war, der Konzern reichte umgehend eine modifizierte Version des eingestellten Wiesel-1-Programms ein. Im Jahr 1983 entschied sich das Bundesverteidigungsministerium für die Weiterentwicklung der Kettenvariante von Porsche und optierte gleichzeitig für eine leichte Radvariante von Daimler Benz. Die restlichen Bewerbern vertröstete man mit freundlichen Absagen. Porsches Wiesel und das Modell von Daimler Benz sollten in Vergleichstests gegeneinander antreten, wobei folgende Anforderungen erfüllt werden sollten:

  • Fähigkeit zum Lufttransport im Transporthubschrauber CH-53G
  • Schießen der Maschinenkanone in Einzelfeuer, schnellem Einzelfeuer und kurzen Feuerstößen
  • Verwendung eines handelsüblichen Dieselmotors
  • Verwendung eines Automatikgetriebes
  • Möglichkeit einer zukünftigen Aufwertung der Feuerkraft (20 mm MK auf 25 mm MK, TOW auf TOW-2)

Und schließlich sollten die ersten Fahrzeuge bis 1989 ausgeliefert werden. Porsche machte bei den Tests schließlich das Rennen, allerdings nicht ohne die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen – das Fahrzeug sollte einen 2-Zylinder 5 Liter Dieselmotor von Volkswagen verwenden, der allerdings zu schwer war und den Einsatz neuer, leichtgewichtiger Stahlplatten nötig machte. Im Juni 1985 bekam Porsche schließlich (wieder einmal) den Auftrag zur Entwicklung. Diese dauerte ca. 18 Monate und wurde 1987 abgeschlossen. Interessanterweise entwickelte Porsche das Fahrzeug, ohne die entsprechenden Produktionsprozesse zu entwickeln, da man sich ob der Zuteilung des Auftrags nicht sicher war – ein Zustand, der im weiteren Verlauf zu einer enormen Kostensteigerung führen sollte.

Das Projekt brachte ein einzigartiges leichtes Fahrzeug hervor. Es hatte eine Besatzung von nur zwei Mann, wog um die 3 Tonnen und besaß sehr dünne Stahlpanzerung, die der Besatzung Schutz vor 7,62-mm-KLeinkaliberwaffen bot – alles andere würde sie durchlöchern. Natürlich sollte der Wiesel nicht einfach in der Gegend herumstehen und Treffer abbekommen. Dank geringer Größe, Feuerkraft und Geschwindigkeit verfügte das Fahrzeug über eine hohe Überlebensfähigkeit. Seine Mobilität verdankte er einem 5-Zylinder-Turbo-Dieselmotor von Volkswagen mit 86 PS und Ladeluftkühler. Auch wenn 86 PS zunächst nicht nach viel klingt, besaß der Wiesel 1 dank seinem geringen Gewicht ein eindrucksvolles Leistungsgewicht von 28 PS/t.

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Der Motor wurde mit einem automatischen 3-Gang-Getriebe vom Typ 3HP-22 kombiniert und brachte es auf bis zu 80 km/h. In Friedenszeiten wurde die Geschwindigkeit künstlich auf 50 km/h gedrosselt. Nebenbei gesagt, waren höhere Geschwindigkeiten aufgrund der niedrigen Aufhängung je nach Gelände entweder sehr ungemütlich oder schlichtweg selbstmörderisch. Das Fahrzeug war außerdem sehr wendig. Motor und Getriebe waren handelsübliche Produkte, was der Bundeswehr enorme Einsparungen und einfachen Zugang zu Ersatzteilen sicherte.

Der Fahrzeug wurde am 5. Juni 1987 offiziell in den Dienst gestellt. Ein Produktionsvertrag für 243 Fahrzeuge (210 Wiesel 1 TOW und 133 Wiesel 1 MK) wurde im März 1988 unterzeichnet, die Einheiten wurden zwischen 1990 und 1992 geliefert. Zwanzig Jahre nach den ersten Plänen erhielten die deutschen Fallschirmjäger endlich ihren leichten Waffenträger.

Die MK-Variante wog 2,881 Tonnen und war mit der 20-mm-Maschinenkanone Rh 202 DM6 ausgerüstet, die von dem Kommandanten des Fahrzeugs bedient wurde (der auch als Richt- und Ladeschütze agierte). Das Kanonenrohr kann nicht unbegrenzt schwenken, der Schwenkradius ist auf 110 Grad je Fahrzeugseite begrenzt. Die Kanone lässt sich um +45 Grad heben und -10 Grad senken. Sie besitz ein Doppelgurt-Ladesystem, dank dem der Ladeschütze umgehend zwischen AP- und HE-Geschossen wechseln kann.

Die aktuell bei Armored Warfare verfügbare Version ist allerdings die TOW-Variante. Im Gegensatz zur MK-Variante besitzt der Wiesel 1 TOW eine Besatzung aus Fahrer, Kommandant/Richtschütze und Ladeschütze. Die TOW-Variante wiegt 2,846 Tonnen (bei einem Leistungsgewicht von 30 PS/t) und ist – wie der Name suggeriert mit einer amerikanischen Panzerabwehrlenkwaffe vom Typ Hughes BGM-71A-1 bzw. A-3 TOW ausgerüstet (TOW steht für rohrgestartete, optisch verfolgte drahtgelenkte Flugkörper), die das Basismodell BGM-71A mit erhöhter Reichweite bezeichnet.

Die Waffe wird von dem Kommandanten des Fahrzeugs bedient. Der Wiesel führt nur sieben Raketen mit sich – fünf in der Wanne, eine im Werfer und eine, die außen am Dach des Fahrzeugs angebracht ist. Das standardmäßige TOW-Visier wird durch das Thermalsichtgerät AN/TAS-4 optimiert, was den Wiesel TOW für Nachteinsätze wappnet.

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Der Werfer kann nicht vollständig geschwenkt werden. Stattdessen ist seine Traverse auf 45 Grad je Seite begrenzt. Die maximale Senkung und Hebung beträgt +/- 10 Grad. Die maximale Kampfreichweite des TOW-Werfers beträgt 3750 Meter und die minimale Reichweite (die bei Armored Warfare nicht wiedergegeben wird) – 60 Meter. Sein 4-kg-HEAT-Sprengkopf durchschlägt bis zu 600 mm RHA mit einer Geschwindigkeit von 280 m/s.

Die Basisvariante des Wiesel 1 TOW heißt Wiesel 1A0 TOW. Der Wiesel 1A1 TOW ist eine etwas modifizierte Version mit einem zusätzlichen 7,62-mm-MG3-Maschinengewehr und einem modifizierten Kommandantensitz. Die Endversion, der Wiesel 1A2 TOW, ist im Grunde ein älterer Wiesel 1, der mit dem deutschen Führungs- und Waffeneinsatzsystems FüInfoSysH aufgewertet wurde.

Der Wiesel 1 TOW ist aktuell immer noch im Dienst der Bundeswehr. Seit seiner Einführung kam er bei zahlreichen Friedensmissionen als Teil des deutschen Kontingents zum Einsatz (Deutschland war und ist der einzige Betreiber). Der Wiesel 1 TOW tauchte also im ehemaligen Jugoslawien, in Irak und Afghanistan auf. Während er dank seiner überragenden Geschwindigkeit den meisten Angriffen aus dem Weg gehen kann, schütz ihn seine dünne Panzerung so gut wie gar nicht gegen unkonventionelle Sprengsätze und reaktive Panzerbüchsen, was den Einsatz in urbanen Gebieten ausschließt.

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Glücklicherweise musste der Wiesel 1 TOW niemals in der ihm zugedachten Rolle als Verstärkungsfahrzeug der Bundeswehr im Kampf gegen eine Übermacht der sowjetischen Panzerdivisionen eingesetzt werden. Dank seiner hervorragenden Eigenschaften als Aufklärer aber stellt er immer noch ein wertvolles Stück Ausrüstung dar.

Bei Armored Warfare, ist der Wiesel 1 vor allem ein sehr schneller Hybrid aus SPz und Jagdpanzer. Stellt Euch mit Bedacht auf, schaltet den Gegner mit Eurem Raketenwerfer aus und wechselt schnell die Position, während Ihr unterwegs die feindlichen Stellungen ausspäht. Doch was immer Ihr auch tut – lasst Euch nicht unvorbereitet treffen, denn ein stehender Wiesel ist ein toter Wiesel.

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