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Fahrzeuge im Fokus: Type 90-II

Der chinesische Kampfpanzer-Prototyp Type 90-II stellt ein durchaus interessantes Stück chinesischer Ingenieurkunst dar, das im Gegensatz zu den meisten vorangegangenen Fahrzeugen, die man auf Basis alter und überholter Modelle entwickelte, von Grund auf im Land selbst konzipiert wurde.

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Wie bei allen chinesischen Panzern der 1970er- und 1980er-Jahre ist allerdings auch seine Entwicklungsgeschichte geheimnisumwoben und basiert auf teilweise widersprüchlichen Berichten aus zahlreichen chinesischen und westlichen Internetseiten und anderen Publikationen.

Zum einen handelt es sich beim KPz Type 90 um keine Weiterentwicklung des Type 85, auch wenn beide Panzer dasselbe Waffensystem verwenden. Vielmehr stellte er einen neuen Versuch dar, einen Kampfpanzer der dritten Generation zu bauen und dabei die beim Studium eines in den frühen 1980er-Jahren von Rumänien erworbenen T-72 gewonnenen Erkenntnisse einfließen zu lassen. Das Fahrzeug besaß zwar die typische Form der chinesischen Modelle der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre, die eine Abkehr vom klassischen Design des Type-59-Stahlgussturms hin zu geschweißten Konstruktionen darstellten, verfügte jedoch über ein Fahrwerk, das sich von dem der Type-85-Serie unterscheidet und auf dem oben erwähnten T-72 basiert.

Zum anderen wurde der Type 90 als Exportfahrzeug konzipiert, das hauptsächlich nach Pakistan exportiert werden sollte. Die interne Bezeichnung lautete BW123, wobei BW auf den Exportcharakter des Fahrzeugs hinwies, während Modelle für den inländischen Einsatz mit WZ markiert wurden. In anderen Worten wurde der Type 90 nicht als KPz der dritten Generation für die chinesische Armee gebaut. Diese Rolle fiel später dem Type 96 und dem Type 99 zu.

Als der Prototyp des Type 90-II im Jahr 1991 vorgestellt wurde, hatte Pakistan bereits um die 200 chinesische Type 85-IIAP bestellt. Die Möglichkeit für einen noch besseren Deal stand jedoch immer noch im Raum und eine Menge der von den Pakistanis gesammelten Erfahrungen flossen in die Entwicklung des ursprünglichen Type 90-II ein.

Der von NORINCO entwickelte Type 90-II-Protopyp wog 48 Tonnen und besaß eine Drei-Mann-Besatzung. Im Großen und Ganzen stellte er eine Mischung aus älteren chinesischen Modellen (den KPz Type 80 bis Type 85) sowjetischen Upgrades dar.

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Die Bewaffnung bestand aus einer Kopie der sowjetischen 125-mm-Glattrohrkanone 2A46 namens Type 83 mit einem automatischen Karussell-Lademechanismus, der auf der Mechanik des T-72 basierte und annähernd die gleiche Leistung erreichte, wie das sowjetische Modell. Die Feuerrate lag zwischen 6 und 8 Schuss pro Minute und das Geschütz konnte dieselbe Art von Munition einsetzen, wie das sowjetische Modell, mit APFSDS-, HEAT- und HE-Geschossen als Grundausstattung. Das Fahrzeug führte 39 Projektile mit sich.

Einige Quellen behaupten, das Fahrzeug wäre auch in der Lage gewesen, Lenkflugkörper abzufeuern, insbesondere Kopien des sowjetischen 9K119-Refleks-Systems. Das ist zwar möglich, wenn man jedoch bedenkt, dass:

  • die Installation eines derartigen Systems sich nicht darauf beschränkt, die entsprechenden Module anzuschrauben und einen Lenkflugkörper ins Kanonenrohr zu schieben
  • Das Fahrzeug stattdessen mit einer Feuerleitanlage ausgestattet wurde, die mit der des Type 85-IIM vergleichbar war, inklusive Laserabstandsmesser und einem Zwei-Achsen-Stabilsator, der das Abfeuern von Lenkflugkörpern nicht unterstützte

Dann sind Behauptungen dieser Art wenig glaubwürdig.

Die Basispanzerung des Fahrzeugs bestand aus Stahl und wurde an den vorderen Partien des Turms und der Wanne mit Verbundpanzerung verstärkt. Die genauen Schutzwerte sind nicht bekannt, man geht jedoch davon aus, dass sie auf dem Niveau eines Basismodells des T-72 liegen. Irgendwann im Verlauf der Entwicklung kam eine explosive Reaktivpanzerung dazu, die jedoch nicht am Basismodell des Type 90-II installiert wurde.

Die Wahl des Motors war durchaus ungewöhnlich. Statt ihr neues Modell mit einem standardmäßigen chinesischen Fabrikat auszustatten, boten die Chinesen das Fahrzeug mit einer Reihe von importierten Motoren und Getriebeeinheiten an, allen voran mit dem ukrainischen Dieselmotor 6TD aus dem Charkiw, der 1200 PS aufbrachte. Das ermöglichte dem Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 62 km/h, was bei 48 Tonnen Gewicht eine ansehnliche Leistung ist.

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Zu den weiteren getesteten Motoren gehörten unter anderem:

  • Der britische Perkins Condor CV12, wie er im Challenger eingesetzt wurde (und ebenfalls 1200 PS Leistung aufbrachte)
  • Der deutsche MTU-Dieselmotor (mutmaßlich)
  • Der französische Dieselmotor 1500 (mutmaßlich)

Und hier wird die Sache erst richtig unübersichtlich. Die Pakistanis sollen mit dem ersten Prototypen nicht sonderlich zufrieden gewesen sein. Manchen Quellen zufolge hatte auch eine verbesserte Version namens Type-90-IIA mit einem französischen Motor keinen Erfolg, weil Pakistan zu jener Zeit von einem Waffenembargo betroffen war, das aufgrund der Atomtests von 1998 verhängt wurde, unter anderem von Frankreich.

Zu diesem Zeitpunkt übernahmen die Pakistanis selbst größere Verantwortung bei der Entwicklung des Fahrzeugs, was zu einer verbesserten Version namens Type 90-IIM (besser bekannt als MBT-2000) führte, für die Pakistan die Produktionsrechte erwarb und seit 2001 unter dem Namen Al-Khalid herstellte. Dieses Fahrzeug unterscheidet sich jedoch zum Teil erheblich von dem Type 90-II-Prototypen und verdient eine gesonderte Abhandlung oder gar einen eigenen Auftritt im Spiel.

Der Type 90-II wurde zum Ausgangspunkt für eine Reihe von Export-KPz, die in den 1990er- und 2000er-Jahren entstanden und folgende Modelle umfassten:

  • MBT-2000 (Al Khalid)
  • VT-1A

Während von dem VT-1A und dem MBT-2000 jeweils einige Hundert Stück produziert wurden, verblieb der Type 90-II beim Prototypstatus.

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Bei Armored Warfare ist der Type 90-II ein Tier-6-Kampfpanzer in Zhang Fengs Fahrzeugangebot. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist er in der Lage, Lenkflugkörper abzufeuern und verfügt über ein ERA-Set zum zusätzlichen Schutz. Außerdem bietet er beide experimentellen Dieselmotoren (den britischen Condor und den unkrainischen 6TD). Gameplay-technisch verhalten sich chinesische Fahrzeuge der mittleren Tiers wie russische Panzer. Allerdings fokussieren sie sich auf einzelne Schüsse auf Kosten von Mobilität. Diese Panzer sind für gewöhnlich schwerfällig und nicht allzu gut geschützt, kompensieren diese Nachteile jedoch durch ihre solide Feuerkraft. Der Type 90-II bildet hierbei keine Ausnahme und fügt sich vom Gameplay her in den Standard der früheren chinesischen KPz ein.

Wir hoffen, dass euch dieses Fahrzeug gefällt und sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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