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Fahrzeuge im Fokus: Type 69

Der Kampfpanzer Type 69 stellt das erste massive Upgrade des alten Type 59 dar, das in großen Stückzahlen produziert wurde. Es ist nicht die einzige Kampfwertsteigerung, aber die erste, die mit einer neuen Nummer gekennzeichnet wurde.

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Die Geschichte des Type 59 ist weitgehend bekannt. Es waren einmal zwei große Nationen, die in vielen Bereichen zusammenarbeiteten, darunter im Bereich Waffentechnik – die Sowjetunion und China. Im Zuge ihrer "brüderlichen Hilfe" für die chinesischen Kameraden stellten die Sowjets die Mittel und Lizenzen zur Herstellung einer einheimischen Variante des allgegenwärtigen sowjetischen T-54A zur Verfügung. Anfangs bauten die Chinesen die Panzer (die sie mit der Bezeichnung Type 59 versahen) aus Teilen zusammen, die aus der Sowjetunion geliefert wurden und gingen später dazu über, das Fahrzeug gänzlich im eigenen Land zu produzieren.

Bei dem ursprünglichen Modell des Type 59 handelte es sich um keine Variante des T-54A, sondern um eine direkte Kopie, die sämtliche Eigenschaften des Originals aufwies, darunter:

  • Stahlpanzerung (eine angewinkelte, geschweißte Wanne und ein Turm aus Stahlguss)
  • 100-mm-Zugrohrkanone D-10
  • 520-PS-Dieselmotor

Zusätzlich verfügte die T-54A-Variant über zahlreiche Verbesserungen gegenüber der Standardausführung, darunter:

  • Einachsiger Stabilisierungsmechanismus STP-1 "Gorizont" (ab 1955 als zweiachsige Variante)
  • Kanonenrauchabzug
  • Neuer elektrischer Turmantrieb
  • Verbessertes Geschützvisier TSh-2A-22
  • Nachtsichtgerät TVN-1 für den Fahrer

Und weitere kleinere Verbesserungen. Es war ein alles in Allem guter und solider Panzer, der 1958-1959 allerdings schon fast schon fünfzehn Jahre auf dem Buckel hatte und noch stark im Geist des Zweiten Weltkriegs verwurzelt war. Die Sowjets waren sich dessen bewusst und suchten bereits nach Alternativen. Aus diesem Grund hatten sie auch keinerlei Bedenken, ihre Technologie in Form dieses in die Jahre gekommenen Fahrzeug mit den Chinesen zu teilen.

Die Zusammenarbeit verlief durchaus erfolgreich, obwohl die Beziehung zwischen den beiden Ländern keinesfalls harmonisch war. Dazu muss man wissen, dass sowohl die Sowjetunion, als auch die Volksrepublik China für sich beanspruchte, den einzig wahren Kommunismus zu vertreten. Um die daraus resultierenden Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg zu räumen, setzten sich die Vertreter beider Länder nach zivilisierter Manier an einen Tisch.

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Nun, nicht ganz. In Wirklichkeit begann ein Jahrzehnte dauernder Konflikt, der in einem Kleinkrieg um die Landesgrenze gipfelte und weitreichende Folgen für beide Länder hatte. Die im Zusammenhang mit diesem Artikel wichtigste Folge war der Abbruch der militärischen Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Sowjets gingen eigene Wege und die Chinesen blieben mit einer riesigen Flotte von Type-59-Panzern zurück, die mit den Jahren immer mehr an Relevanz einbüßten.

Angesichts des abhanden gekommenen Zugangs zu moderner sowjetischer Technologie, dem fehlenden einheimischen Know-how und des knappen Militärbudgets entschieden sich die Chinesen für die einzige realistische Lösung – sie machten sich daran, den Kampfwert des Type 59 mit eigenen Mitteln zu steigern und so seine Relevanz auf dem Schlachtfeld aufrecht zu erhalten.

Aufgrund des riesigen technologischen Rückstands gegenüber der Sowjetunion benötigten die Chinesen mehr als zehn Jahre, um eine aufgewertete Version des Type 59 zu produzieren. Dabei verfolgte man zwei getrennte Ansätze, von denen der erste daraus bestand, den ursprünglichen Type 59 mit zusätzlicher Ausrüstung aufzuwerten. Daraus gingen mehrere Varianten und Prototypen hervor:

  • Type 59-I
  • Type 59-IA
  • Type 59-II
  • Type 59C
  • Type 59D
  • Type 59-120
  • Type 59-125

Der zweite Ansatz beruhte auf dem Bau einer neuen Fahrzeuglinie auf einem aufgewerteten Type-59-Fahrgestell und bildete den Grundstein des später als Type 69 bekannt gewordenen Panzers. Dabei machte das Type-69-Programm bereits Anfang der 1960er-Jahre von sich reden, also noch vor den Type-59-Upgrades, die nach und nach in den späten 1960-er und frühen 1970er-Jahren auftauchten. Das Type-69-Programm war jedenfalls ein unübersichtliches Schlamassel.

Die ersten Anforderungen an den Type 69 wurden 1963 formuliert und die ersten Prototypen verließen bereits im Jahr 1964 das "Werk 617" (auch bekannt unter dem Namen Panzerfabrik Baotou), auch wenn einige Quellen behaupten, das wäre erst im Jahr 1966 der Fall gewesen.

Das Modell verfügte im Vergleich zum Type 59 über mehrere größere Unterschiede. Zum einen wurde die ursprüngliche Kopie der 100-mm-Zugrohrkanone D-10T (die bei den Chinesen Type-59-Kanone hieß) durch eine neue 100-mm-Kanone namens Type 69 ersetzt, die mit Infrarot-Zielgerät und einem Laserabstandsmesser aus einheimischer Produktion ausgestattet war. Den ursprüngliche 520-PS-Diesel 12150L (ein Klon des sowjetischen T-54-Motors) ersetzte man durch eine leistungsstärkere Variante namens 12150L-7, die 580 PS aufbrachte. Es war keine sonderlich erfolgreiche Konstruktion und blieb weit unter den Erwartungen des Militärs. Besonders das Geschütz war problematisch:

  • Es war nicht mal ansatzweise stark genug, um es mit den modernen sowjetischen und westlichen Waffen aufzunehmen
  • Es war im Vergleich zur Zugrohrkanone des Type 59 (D-10T-Variante) weniger präzise
  • Aufgrund der schlechten Verarbeitungsqualität blieben nach dem Feuern unverhältnismäßig viele Rückstände im Lauf zurück

Die Variante wurde verworfen. Einen weiteren Entwicklungsschritt machte der Type 69 im Jahre 1969, als den Chinesen während des Grenzkonflikts auf der Damaski-Insel ein sowjetischer T-62 in die Hände fiel. Der Panzer wurde von den chinesischen Ingenieuren eingehend studiert und bildete die Basis für mehrere Aufwertungen des Type 69, darunter eine neue ABC-Schutzanlage und eine Kopie des IR-Zielgeräts Luna.

Und hier wird die Sache erst richtig interessant.

Der echte Durchbruch kam nämlich erst in den frühen 1980er-Jahren und brachte die Nomenklatur des Type 69 grundlegend durcheinander, wozu nicht zuletzt die widersprüchlichen Benennungen in chinesischen Quellen beitragen. Man geht allgemein davon aus, dass zwei Basisvarianten des Type 69 existieren:

  • Type 69-I
  • Type 69-II

Diese Information findet sich in mehreren westlichen Quellen, darunter bei Wikipedia. Dabei geht man davon aus, dass "I" vor "II" aufgetaucht sein muss, wie es die Logik diktiert. Alldieweil weist I und II in der chinesischen Nomenklatur keineswegs auf eine chronologische Reihenfolge der Versionen hin: Die "II" ist gemeinhin für Exportfahrzeuge reserviert, während sich "I" auf Fahrzeuge bezieht, die für den einheimischen Markt vorgesehen sind, was auch im Falle des Type 69 zutrifft.

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Wenn man die widersprüchlichen Angaben (darunter die zugänglichen Chinesischen Quellen) zusammenfasst, ergibt sich folgendes Bild dessen, was geschehen sein dürfte:

Nach den bereits erwähnten Testläufen des Type 69-Prototypen in den 1960ern (der oft auch nur Type 69 genannt wird und damit zusätzliche Verwirrung stiftet) geriet die Entwicklung ins Stocken, bis die Chinesen 1969 den besagten T-62 erbeuteten. In den frühen 1970er-Jahren entwickelten sie auf Grundlage einiger T-62-Komponenten eine neue Variante mit der Bezeichnung Type 69, die in geringer Stückzahl produziert wurde (und in einigen Quellen fälschlicherweise Type 69-I genannt wird).

Der Rest des Jahrzehnts hüllt sich in einen geheimnisvollen Schleier. Man geht davon aus, dass die Entwicklung aus politischen und technologischen Gründen ins Stocken geriet und erst Ende der 1970er-Jahre wieder aufblühte, als eine Entspannung im Verhältnis mit dem Westen begann. Die Chinesen bekamen mit einem Mal Zugang zu westlicher Technologie, was wiederum zu einer Belebung des Type-59-Aufwertungsprogramms in den 1980er-Jahren führte, aber auch die Entwicklung des Type 69 wiederbelebte. Das Ziel des Type-69-Programms bestand stets darin, eine weitgehend verbesserte Version des Type 59 hervorzubringen, weshalb beide Programme grundsätzlich parallel liefen, auch wenn die Verbesserungen beim Type 69 weitreichender waren und neue Lösungsansätze beinhalteten, die sich nicht nur auf die Aufwertung bestimmter Komponenten beschränkten.

In den 1970er und frühen 1980er-Jahren passierten aber noch weitere Dinge. Unter anderem spielten die Chinesen eine aktive Rolle während des Vietnamkriegs, indem sie die Nordvietnamesen mit Waffen und Ausrüstung belieferten. Das gleiche galt für den Chinesisch-Vietnamesischen-Krieg von 1979 und den Iran-Irak-Krieg. Die dabei gesammelten Erfahrungen flossen in ein separates, einheimisches KPz-Projekt ein, das schließlich zur Entwicklung des chinesischen KPz Type 80/88 und all seiner nachfolgenden Varianten führte.

An der Situation des Type 59/69 änderte sich dagegen so gut wie nichts. Panzer dieses Typs wurden immer noch produziert und ihre Zahl wuchs mit jedem Jahr (die Produktion wurde erst Mitte der 1980er-Jahre eingestellt). Wohin also mit dem Type-69-Programm?

Man entschied sich dazu, aus dem Type 69 ein Exportfahrzeug zu machen. Dieses Fahrzeug wurde seit 1982 unter dem Namen Type 69-II produziert und gilt als eines der am meisten exportierten chinesischen Panzerfahrzeuge.

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Ausgehend von einem 1981 abgehaltenem Treffen zwischen Vertretern von fünf chinesischen Ministerien, bei dem insbesondere die Stimmen jener Volksvertreter Gewicht hatten, die für den Außenhandel verantwortlich waren, einigte man sich auf ein Fahrzeug, das nicht nur eine gute Leistung an den Tag legen, sondern auch erschwinglich sein sollte. Verglichen mit der vorangegangenen Type-69-Version wurden dabei viele Verbesserungen vorgenommen. Am Ende waren es 526 einzelne Eingriffe von teils großer Bedeutung, die bis 1982 vorgenommen und evaluiert wurden.

Zum Einen erhielt der Type 69-II eine andere Kanone. Die 100-mm-Glattrohrkanone wurde durch eine zuverlässigere 100-mm-Zugrohrvariante Type 69 ersetzt, die auf der alten Type-59-Kanone basierte. In Kombination mit moderner Munition, wie den APFSDS-Projektilen mit Wolframkern, konnte diese modernisierte Waffe einiges austeilen. Die Feuerkraft wurde zusätzlich durch den Einsatz einer neuen (wenn auch rudimentären) Feuerleitanlage erhöht. Diese umfasste:

  • Laserabstandsmesser TLRLA (dieser deckte Distanzen zwischen 300 und 3000 Metern ab)
  • Ballistischer Computer BCLA
  • Kanonenvisier TSGA
  • Neue zweiachsige Kanonenstabilisierung TSFC

Das Fahrzeug führte 44 Projektile mit sich, das Kanonenrohr konnte sich um -5 Grad senken und +18 Grad heben, während die maximale Feuerrate bei 7 Schuss pro Minute lag.

Auch der Motor wurde verbessert. Das 580-PS-V-12-Diesel-Modell 12150L-7 wurde durch eine Variante namens 121150L-7BW ersetzt, die zwar ebenfalls 580 PS Leistung aufbrachte, dafür aber mit einem verbesserten Ölfilter, verbesserter Treibstoffleitung und verbesserter Kühlung aufwartete. In Verbindung mit einem 5-Gang-Getriebe brachte dieser Motor das 36,7 Tonnen schwere Fahrzeug auf bis zu 50 km/h auf befestigten Straßen (30 bis 32 km/h im Gelände). Die Reichweite des Modells betrug 440 Kilometer. Der Motor war dank des runden Gehäuses leicht von anderen chinesischen Konstruktionen zu unterscheiden.

Die Panzerung ähnelte im Großen und Ganzen der Grundausstattung des Type 59: 100 mm angewinkelter Stahlpanzerung an der Wanne und 200 mm an der Turmfront. Gegen zeitgenössische Bedrohungen wie den T-72 war damit zwar nichts auszurichten, dafür blieb das Fahrzeug leicht, klein und billig. Weitere Verbesserungen umfassten:

  • Druckluft-Notfallzünder
  • Verbesserte hydraulische Steuerung (verringerte die Ermüdung des Fahrers)
  • Neue Funkanlage CWT-167
  • Neue Sprechanlage für die Crew (Modell CYY-168)
  • Automatisches Brandschutzsystem
  • Verbesserter Rauchgenerator (durch Einspritzung von Treibstoff in die Auspuffanlage konnte ein 200 Meter langer Rauchstreifen generiert werden, der 2-4 Minuten lang anhielt)
  • Anti-Infrarot-Beschichtung, die den Wärmebildabdruck des Fahrzeugs reduzierte

Es existierten mehrere Varianten, darunter:

  • Type 69-IIA (ein standardmäßiger Type 69-II mit zusätzlichem ABC-Schutz)
  • Type 69-IIB/C/C1 (eine Kommandoversion des Type 69-II/IIA)

Beginnend mit dem Jahr 1982 wurde der Type 69-II auf dem Exportmarkt angeboten und recht erfolgreich in alle Teile der Welt verkauft. Konkrete Zahlen sind allerdings nicht bekannt. Es wird geschätzt, dass von 1982 bis 1985 zwischen 3000 und 4000 Exportversionen des Type 69-II produziert und an folgende Länder verkauft wurden:

  • Irak (ca. 2000; die meisten wurden von US-Streitkräften zerstört)
  • Iran (ca. 200 – warum nur eine Konfliktpartei ausrüsten, wenn man beide ausrüsten kann)
  • Thailand (kaufte ca. 50 Panzer im Jahr 1987 und setzte sie 1988 gegen Vietnam ein)
  • Pakistan (spezielle Lizenzversion namens Type 69-IIM)
  • Bangladesh
  • Burma
  • Sri-Lanka
  • Sudan
  • Simbabwe
  • Albanien

Und während die Hauptabnehmer weitgehend bekannt sind, unterscheiden sich die Angaben zu den kleineren Abnehmern teilweise deutlich, weil die Panzer oft mit den sowjetischen T-54/T-55-Modellen verwechselt werden. In Wirklichkeit weiß niemand genau, wie viele und wo gelandet sind und es ist sehr unwahrscheinlich, dass man es jemals herausfinden wird.

Eines jedoch ist sicher. Auch wenn der Type 69 durchaus seine Stärken hatte und für den Einsatz in Ländern der Dritten Welt ausreichte, galt er in den späten 1980er-Jahren als völlig überholt und der Schock, den die Zerschlagung der mächtigsten Armee des Nahen Ostens während des Golfkriegs verursachte, zwang die Chinesen dazu, ihre moderne Panzerforschung auszubauen.

Ein letztes Kapitel in der Geschichte des Type 69 sollte nicht unerwähnt bleiben – was geschah eigentlich mit dem Type 69-I, der in diesem Artikel erwähnt wurde?

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Aufgrund der gesammelten Informationen kann man davon ausgehen, dass der Type 69-I einige Zeit nach der Exportversion auftauchte. Dabei handelte es sich um einen Versuch, vorhandene Type-59-Einheiten mit Type.69-II-Technologie direkt aufzuwerten. In anderen Worten handelte es sich dabei um Type-59-Panzer, die für den einheimischen Gebrauch auf Type 69-II-Standard gebracht wurden. 1988 wurde eine begrenzte Anzahl dieser Fahrzeuge (ungefähr 200) produziert und an unterschiedliche Militäreinheiten in ganz China verschickt. Einige von ihnen befinden sich wohl bis heute in Reserve, alles in Allem aber wurde der Type 69 zu keinem Zeitpunkt gänzlich in den Dienst der chinesischen Armee gestellt.

Bei Armored Warfare ist der Type 69-II ein Tier-2-Kampfpanzer in Zhang Fengs Fahrzeugangebot. Die chinesischen Fahrzeuge nehmen in dem Spiel eine Art Sonderstellung ein, weil Chinas Militärindustrie relativ spät in das Rennen um die besten Panzerfahrzeuge eingestiegen ist. Aus diesem Grunde verwenden die Fahrzeuge geringeren Tiers für gewöhnlich obsolete Plattformen mit besserer Technologie. Gameplay-technisch verhalten sich Fahrzeuge geringerer bis mittlerer Tiers wie russische Panzer. Allerdings fokussieren sie sich auf einzelne Schüsse auf Kosten von Mobilität. Diese Panzer sind für gewöhnlich schwerfällig und nicht allzu gut geschützt, kompensieren diese Nachteile jedoch durch ihre solide Feuerkraft.

Wir hoffen, dass sie euch gefallen und sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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