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Fahrzeuge im Fokus: Ramka-99

Kommandanten!

In unserem letzten Artikel haben wir die komplizierte Entwicklung der Klasse der Panzerunterstützungsfahrzeuge in der Sowjetunion und Russland angesprochen. Heute werfen wir einen Blick auf die ultimative Entwicklung dieses Konzepts, die russische BMPT-Fahrzeugfamilie.

Der BMPT (die Abkürzung steht für „Panzerunterstützungsfahrzeug“) entstand auf Grundlage langjähriger Erfahrungen. Die Klassifizierung des Herstellers lautete ursprünglich „BMOP“ (steht für „Feuerschutzfahrzeug“), der inoffizielle, bzw. kommerzielle Name lautet „Terminator“. Der Name Ramka-99 stammt aus dem Entwicklungsprogramm, zu dem die Fahrzeuge gehören.

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Es ist ein auf Basis einer gängigen Panzerwanne gebautes, schwer gepanzertes Begleitfahrzeug, das Kolonnen bei der Bekämpfung ungepanzerter und gepanzerter Ziele unterstützt und zum Teil mithilfe der mitgeführten Panzerabwehrraketen selbst aktiv ins Kampfgeschehen eingreifen kann.

Das Uralvagonzavod-Werk setzte dort an, wo die Vorgänger Schluß machten und entwarf ihre Fahrzeuge auf Grundlage modifizierter Wannen vom T-90, bzw. T-72-Kampfpanzer. Das ermöglichte es der Fabrik nicht nur, auf etablierte Produktionsabläufe zurückzugreifen, sondern auch existierende Fahrzeuge in den BMPT-Standard zu konvertieren, indem ihnen BMPT-Geschützturme verpasst wurden.

Der erste Entwurf wurde 2000 dem Publikum präsentiert. Ursprünglich sollte das Fahrzeug gepanzert sein, eine mit einem Maschinengewehr gepaarte 30mm 2A42-Kanone und vier ältere 9M133 „Kornet“-Raketenwerfer besitzen, doch schon früh wurde ein 30mm-Geschütz im Turm hinzugefügt und das moderne „Ataka“-System ersetzte die veralteten Raketenwerfer. Die sekundäre Bewaffnung besteht aus einem Paar 30mm-Granatwerfern des Typs AG-17.

Das Fahrzeug ist schwer gepanzert und wurde neben dem üblichen Schutz der T-72/T-90-Wannen mit dem ERA-System „Relikt“ ausgestattet, das die Abwehr vor HEAT-Geschossen sichert, die üblicherweise von der Artillerie abgefeuert werden.

Die Besatzung besteht aus fünf Leuten (Kommandant, Fahrer, Richtschütze und zwei Granatwerferschützen). Das Fahrzeug wird üblicherweise vom Motor des „Wirtpanzers“ angetrieben (entweder den 780 PS-Motor des T-72, oder den 1000 PS-Antrieb des T-90), was die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs beeinträchtigt (auch wenn die Höchstgeschwindigkeit nach Angaben des Herstellers für beide Modelle bei 60km/h liegen soll).

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Ungeachtet wohlwollender Kritiken von Panzerexperten (auch in der russischen Armee), wurde der BMPT niemals in den Dienst des russischen Heeres gestellt. Das Fahrzeug wurde sowohl in seiner T-72, als auch in der T-90-Version vom russischen Militär 2005 getestet.

Die Reaktion der Streitkräfte war positiv und im Juni 2010 ließ der Befehlshaber des russischen Heeres, General Aleksej Maslov, verlautbaren, die russische Armee würde bis Ende des Jahres eine Lieferung dieser Fahrzeuge ordern, genauer gesagt 10 BMPT‘s (3 Fahrzeuge pro Kampfzug, drei Kampfzüge und ein Kommandantenfahrzeug). Dieses Statement widersprach jedoch der allgemeinen Einstellung des russischen Verteidigungsministeriums, das im selben Jahr einen Bericht veröffentlichte, in dem das Projekt als Misserfolg gebrandmarkt wurde. Diese Position wurde seit dem Sommer 2017 nicht mehr vertreten und die russische Armee bestellte einige Terminator.

Das ließ dem Hersteller zu dieser Zeit nur noch eine Option übrig, nämlich den Export. Im Endeffekt ist 2010 jedoch nur Kasachstan ernsthaft an einer Partie von drei Fahrzeugen der T-90 Variante interessiert gewesen, die zunächst unvollendet bei der Militärparade in Astana am 30. August 2011 präsentiert und anschließend zurück an den Hersteller zur Fertigstellung geschickt wurden.

Um die besten Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge im Kampf zu bestimmen, wurden die drei BMPT zunächst an das Institut der Landstreitkräfte in Almaty ausgeliefert. Dort wurden ihre Eigenschaften im Hinblick auf potenzielle Anforderungen getestet.

Diese Tests beinhalteten die Kooperation mit dem russischen TOS-1 „Buratino“ 220mm-Raketenwerfer, der den Gegner zuerst mit thermobarischen Raketen und Brandgeschossen zermürben sollte, damit der BMPT anschließend den Rest „erledigt“. Diese durchaus effektive Taktik stellte sich als problematisch heraus: ein typisches Ziel für die Fahrzeuge sollten Terroristen und Aufständische sein, die üblicherweise von keinem festen Standort aus operieren, sondern oftmals bewohnte Gebiete unterwandern. Die Anwendung solch brutale Methoden auf Wohngebiete von Zivilisten stellt auf jeden Fall ein Kriegsverbrechen dar. Nichtsdestotrotz wurden die Tests als erfolgreich gewertet.

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Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde eine Vereinbarung zwischen der Russischen Föderation und Kasachstan über die Lieferung mehrerer Umwandlungssets, mit deren Hilfe T-72-Panzer in BMPT‘s verwandelt werden konnten. Im Vergleich zu den Prototypen wurden die kasachischen Fahrzeuge etwas modifiziert, vor allem in der verwendeten Elektronik und der Entscheidung, auf den Granatwerfer zu verzichten, was die Besatzung des Fahrzeugs auf drei Mann reduzierte.

Dieses modifizierte Modell wurde später als BMPT-72 bekannt und wird aktuell nur in Form eines Umwandlungssets für bereits existierende Fahrzeuge angeboten. Die exakte Anzahl der von Kasachstan georderten Fahrzeuge ist nicht bekannt, zusätzlich zu der ersten Bestellung von 10 Fahrzeugen, wurden 2012 30 weitere Exemplare erworben, zusammen mit dem Lizensierungsvertrag, nach dem die von Russland gelieferten Bauteile in Kasachstan zusammengesetzt werden.

In anderen Ländern reagierte man auf den BMPT anfangs verhalten. Der Produzent behauptete 2012, dass mindestens 12 Länder ihr Interesse am Testen des Fahrzeugs bekundet hätten, darunter Algerien (wo das Fahrzeug im April 2013 getestet wurde), Aserbaidschan und Peru. 2016 bestellte Algerien als erster großer Abnehmer des Fahrzeugs jedoch ungefähr 300 Terminators. Uralvagonzavod bietet das Fahrzeug bis heute an und wer weiß - vielleicht hat der Terminator noch nicht sein letztes Wort gesprochen.

Bei Armored Warfare ist der BMPT (oder Ramka-99 wie das Fahrzeug im Spiel genannnt wird) ein Jagdpanzer des 8. Tiers. Er ist ein typischer Vertreter der „Terminator“-Unterklasse des schweren Jagdpanzers - typische umgewandelte Kampfpanzer, deren wichtigstes Waffensystem aus Maschinenkanonen und Lenkflugkörpern besteht. Die anderen Fahrzeuge dieses Typs in Armored Warfare sind:

  • BMPT Prototyp
  • BMPT-72
  • T-15

Das bestimmende Feature dieser Fahrzeuge ist die Fähigkeit, Lenkflugkörper in Salven von mehreren Raketenwerfern abzuschießen. Dadurch können sie in kürzester Zeit enormen Schaden zufügen. Sie sind extrem gefährlich für Fahrzeuge ohne spezielle Raketenabwehrsysteme wie APS oder Era-Systeme. Aufgrund ihres Ursprungs als KPz und dementsprechend hohen Trefferpunkte können sie extremen Schaden erleiden.

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Andererseits ist der Ramka-99 nicht sehr gut im verdeckten Operieren. Obwohl sein unbemannter Geschützturm verringerten Schaden empfängt, fehlt ihm eine ordentliche Panzerung, wodurch so gut wie jeder abgeschossene Schuss durchschlägt. Dieses Fahrzeug kann als Unterstützungsfahrzeuge gespielt werden, das auf mittlere Distanz agiert und sich stets hiner einer Linie aus schützenden KPz versteckt und Feinden mithilfe ihrer Lenkflugkörper mächtig einheizt, bevor es sich zurückzieht, um nachzuladen. Sollte es einmal einem nervtötenden SPz gelingen, deine Linie zu durchbrechen, machen die Maschinenkanonen dieses Fahrzeugs mit ihm kurzen Prozess.

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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