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Fahrzeuge im Fokus: Panzerhaubitze 2000

Bei der Panzerhaubitze 2000 handelt es sich um ein selbstfahrendes deutsches 155-mm-Artilleriegeschütz. Sie ist eine der modernsten SFL, die aktuell weltweit im Einsatz sind.

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Ähnlich wie im Fall diverser anderer europäischer Militärentwicklungsprogramme, lag auch diesem Fahrzeug ein simpler Gedanke zugrunde:

"Lasst uns etwas eigenes bauen, damit wir nicht mehr auf amerikanische Ausrüstung angewiesen sind."

In diesem Fall handelte es sich bei der "amerikanischen Ausrüstung" um die selbstfahrende Haubitze M109. Und so taten sich westdeutsche, britische und später auch italienische Waffenbauer in den 1960er-Jahren zusammen, um eine europäische Selbstfahrlafette zu entwickeln, die die M109 im Dienst der NATO ersetzen sollte. Das Programm wurde SP70 genannt (für "self-propelled gun for the 1970s", also ein selbstfahrendes Geschütz für die 1970er-Jahre).

Bei drei teilnehmenden Ländern, die jeweils mit eigenen Ideen über die Anforderungen auf den Plan traten, kann man sich ausmalen, wie der Entwicklungsprozess vonstatten ging. Nach etwa zehn Jahren voller Auseinandersetzungen und ausgegebener Millionen begann die eigentliche Entwicklung des Fahrzeugs schließlich 1973. Die ersten fünf Prototypen, die unter Verwendung von Komponenten der deutschen Leopard- und Marder-Plattformen gebaut wurden, waren 1976 fertig. Sie durchliefen eine Reihe von Tests, in deren Verlauf sie von den Jahrzehnte alten M109-Modellen in Sachen Leistung übertroffen wurden. Außerdem stellten sie sich als unzuverlässig heraus und wurden generell als schlechte Konstruktionen abgestempelt.

Nach diesem Fiasko zogen sich die Briten und die Italiener aus dem Projekt zurück und entschieden sich dazu, die M109 in ihre eigenen Artilleriesysteme zu integrieren (was den britischen AS90 und den Palmaria hervorbrachte), während die Deutschen das Projekt formell bis 1986 weiterlaufen ließen.

Gleichzeitig realisierten sie den Bedarf nach einem Ersatz für die M109, woraufhin zwei Konsortien mit einem 183-Millionen-DM-Auftrag für ein entsprechendes Projekt betraut wurden. Man nannte Programm Panzerhaubitze 2000, um die zukunftsweisende Natur des zu entwickelnden Fahrzeugs zu unterstreichen.

Bei den Konsortien handelte es sich um:

  • Krauss-Maffei, KUKA und Rheinmetall
  • Wegmann und MaK

Die Anforderungen an das neue Fahrzeug sahen wie folgt aus:

  • Kampfbeladung von 60 Artilleriegeschossen (darunter Treibladungen für zweiteilige Munition)
  • Automatischer Lademechanismus mit hoher Kadenz
  • Reichweite von 30 Kilometern für nicht raketenunterstützte Geschosse
  • ABC-System
  • Hohe Mobilität
  • Hohe Zuverlässigkeit
  • Schutz vor Angriffen von oben
  • Die Fähigkeit, als unabhängige Einheit zu agieren

Manche dieser Anforderungen bestimmten das Aussehen des zukünftigen Fahrzeugs. Um den geforderten Schutz sicherzustellen und das ABC-System unterzubringen, musste das Fahrzeug nach oben hin geschlossen sein.

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Jedes Konsortium baute seinen eigenen Prototypen. Diese wurden in den späten 1990er-Jahren ausgiebig getestet, wobei das Modell von Wegmann und MaK die Oberhand gewann. Es wurden vier weitere Prototypen für anschließende Testreihen geordert, bis das Konsortium schließlich 1986 mit einen Auftrag des Verteidigungsministeriums zum Bau von 185 Panzerhaubitzen 2000 betraut wurde. Interessanterweise plante die Bundeswehr eine Umbenennung des Fahrzeugs, um dem traditionellen Vorgehen mit der Vergabe eines Tiernamens folgen. Zur Debatte standen unter anderem der Name eines der Versuchsträger, Taurus, sowie Rhinozeros, Stier, Nashorn etc. Da jedoch über die Vergabe eines Namens keine Einigung erzielt werden konnte, wurde die Werksbezeichnung beibehalten.

Die Panzerhaubitze 2000 besteht aus Stahl und wiegt 56 Tonnen (57,6 Tonnen mit Dachschutz). Ihrer Rolle und Größe entsprechend ist sie nicht wirklich schwer gepanzert. Die Panzerung reicht gerade aus, um die Besatzung vor Splittern von Artilleriegeschossen und Beschuss durch schwere MG zu schützen. Wie bei Fahrzeugen dieses Typs üblich, ist dieser Schutz ausreichend, weil keine direkte Kampfbeteiligung vorgesehen ist.

Die Besatzung besteht aus fünf Soldaten (Kommandant, Fahrer, Richtschütze und zwei Munitionskanonieren).

Die Panzerhaubitze 2000 besteht aus einer Wanne mit Leopard-2-Komponenten und einem frei schwenkbaren Turm, der mit einer 155-mm-L/52-Haubitze von Rheinmetall ausgerüstet ist. Das Geschütz wird automatisch geladen und kann bis zu 10 Schuss pro Minute abfeuern (alternativ 3 Schuss in einer 9-Sekunden-Salve). Während eines Testlaufs in Finnland brachte es eine modifizierte Version gar auf 12 Schuss pro Minute. Die Höchstreichweite für Standardgeschosse beträgt circa 30 Kilometer, während die Kampfbeladung bei 60 Geschossen liegt. Der Höhenrichtbereich der Waffe beträgt −2,5° bis +65°.

Die Panzerhaubitze 2000 ist in der Lage, im sogenannten MRSI-Verfahren zu schießen. Dies bedeutet, dass das Geschütz bis zu sechs Schuss abgibt, die gleichzeitig im Ziel einschlagen. Neben der 155-mm-NATO-Standardmunition können folgende Geschosse eingesetzt werden:

  • Reichweitengesteigerte Artilleriegeschosse ("Base-Bleed-Geschosse) mit einer Reichweite von 35 km
  • Raketenunterstützte Geschosse mit einer Reichweite von bis zu 56 km
  • SMArt 155 zum indirekten Beschuss von fahrenden Zielen
  • GPS-gestützte, reichweitengesteigerte Artilleriegeschosse vom Typ M982 Excalibur

Der Schussvorgang wird von dem Führungssystem ADLER bzw. dem Feuerleitcomputer MICMOS 32 berechnet und kontrolliert.

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Der Antrieb des Fahrzeugs besteht aus einem 1000-PS-Dieselmotor des Typs MTU 881 Ka500 mit Renk-HSWL-284C-Getriebe und beschleunigt es auf bis zu 67 km/h. Die PzH 2000 weist hervorragende Offroad-Eigenschaften auf (bis zu 45 km/h im Gelände), was sie perfekt für Einsatzorte mit spärlicher Infrastruktur macht.

Die Serienproduktion begann 1997 und das erste Serienmodell wurde 1998 an das Panzerartillerielehrbataillon 345 in Kusel augeliefert. Die Produktionsstruktur änderte sich 1999 dahigehend, als Krauss-Maffei und Wegmann zu einem einzigen Unternehmen namens Krauss-Maffei Wegmann (KMW) fusionierte und fortan als Generalunternehmer auftrat.

Eine erste Charge mit 185 Fahrzeugen wurde zwischen 1998 und 2002 an die Bundeswehr ausgeliefert. Interessanterweise war das Fahrzeug auf Anhieb sehr populär, was zu einer Reihe von Exportaufträgen führte.

Griechenland war das erste Land, das 2001 eine Bestellung von 24 Einheiten aufgab. Diese Panzerhaubitze 2000HEL wurden zwischen 2003 und 2004 ausgeliefert. Im Vergleich zur deutschen Version verfügte sie über zusätzliche Nachtsichtgeräte für den Fahrer, sowie eine neue, digitale Funkanlage.

Italien orderte 70 Fahrzeuge im Jahr 2002, die zwischen 2004 und 2008 augeliefert wurden. Davon wurden nur zwei in Deutschland gebaut, während die übrigen 68 auf Lizenz in Italien hergestellt wurden, von einem Konsortium unter Beteiligung von Iveco, Fiat und OTO Melara. Auch die Niederlande orderten 2002 zunächst 57 Einheiten, nachdem sich die Panzerhaubitze im Zuge einer Ausschreibung gegen die britische SFL AS90, die amerikanische M109A6 und die südafrikanische Denel G6 behaupten konnte. Die Bestellung wurde später jedoch auf 39 Fahrzeuge reduziert. Im Jahr 2009 wurde außerdem ein Verkauf von 24 Fahrzeugen an Katar abgesegnet.

In der Zwischenzeit entschied man sich bei der Bundeswehr, die Zahl der eingesetzten PzH 2000 wegen der hohen Unterhaltungskosten von 185 auf 149 zu reduzieren. Die ausgemusterten Fahrzeuge wurden an Kroatien (15 Einheiten und ein Simulator im Jahr 2014) und Litauen (21 Fahrzeuge im Jahr 2015) verkauft. Im Auftrag der Bundeswehr wurden zwei Kampfwertsteigerungen produziert:

  • PzH 2000A1 mit aufgewertetem Feuerleitcomputer (MICMOS-2000)
  • PzH 2000A2 mit aufgewertetem Kommunikationssystem

Die Panzerhaubitze 2000 kam in Afghanistan zum Einsatz, darunter im Rahmen des niederländischen Kontingents während der Operation Medusa und bei der Schlacht von Chora 2006. In beiden Fällen sprachen sich die beteiligten Besatzungen positiv über die hohe Präzision der Fahrzeuge aus, machten aber auch auf einige Probleme aufmerksam, die durch die große Hitze und die Staubentwicklung im Einsatzgebiet bedingt waren. Das ABC-Schutzsystem war für europäische Klimaverhältnisse ausgelegt und hatte schwer mit dem allgegenwärtigen Staub zu kämpfen, während die Präzision des Geschützes von der Hitze beeinträchtigt wurde. Auch den deutschen Truppenteilen standen seit 2010 drei Panzerhaubitzen zur Verfügung, die ihnen bei diversen Gelegenheiten Feuerunterstützung gewährten, bis sie 2013 wieder abgezogen wurden.

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Bei Armored Warfare ist die Panzerhaubitze 2000 eine Selbstfahrlafette auf Tier 9, die seit ihrer Einführung im Rahmen des Balanceupgrades 2.0 in Zhang Fengs Artillerielinie erhältlich ist. Wie die restlichen Fahrzeuge ihrer Klasse ist sie momentan nur im PvE-Modus einsetzbar.

Sie kann als schnellfeuernde Selbstfahrlafette klassifiziert werden. Schnellfeuernde SFL feuern ihre Geschosse schneller ab, als gewöhnliche Selbstfahrlafetten, sind dabei allerdings weniger präzise. Sie können in Salven schießen und verfügen über ein Magazinsystem, das einigen Maschinenkanonen im Spiel ähnelt, bei dem mehrere Schüsse (üblicherweise drei) in schneller Reihenfolge abgegeben werden können, woraufhin eine längere Nachladezeit des Magazins folgt.

Die Panzerhaubitze 2000 gehört ohne Zweifel zu den effektivsten SFL im Spiel und liefert unter den meisten Bedingungen exzellente Feuerunterstützung.

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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