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Fahrzeuge im Fokus: Palmaria

So wie der OF-40 der erste Kampfpanzer war, der nach dem Krieg in Italien entwickelt und gebaut wurde, handelte es sich bei der Selbstfahrlafette Palmaria um das erste Stück mechanisierter Artillerie. Die beiden Fahrzeuge hatten viel gemeinsam.

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Zum einen wurden sie nahezu parallel entwickelt und waren beide für den Export bestimmt. Angesichts der beim Bau der Lizenzversion des deutschen Leopard 1 gesammelten Erfahrungen forderte der Konzernverbund aus OTO Melara und Fiat in den 1970er-Jahren einen größeren Anteil am italienischen Rüstungsbudget ein. Man überzeugte das Militär, in die einheimische Produktion zu investieren, statt weiterhin die Deutschen zu finanzieren. So entstand der "Leopardino", der den Verantwortlichen 1975 oder 1976 vorgestellt wurde. Die Quellen machen hierzu zwar unterschiedliche Angaben, aber offenbar ließ dieses erste Projekt sehr viel zu wünschen übrig und das italienische Militär war nicht sonderlich interessiert.

Von diesem Rückschlag unberührt setzte man die Entwicklung bei OTO Melara fort und konzentrierte sich nunmehr auf den Exportmarkt. Nach mehreren Versuchen entstand ein Prototyp des OF-40, der anschließend in der ganzen Welt zum Kauf angeboten wurde. Die Vereinigten Arabischen Emirate entschieden sich zu einem Kauf von 18 OF-40-Einheiten, die 1981 geliefert wurden.

Verglichen mit amerikanischen und sowjetischen Panzern, die in der ganzen Welt hundertfach Abnehmer fanden, war es kein sonderlicher Erfolg, aber immerhin ein Anfang. Die geschäftstüchtigen Verantwortlichen bei OTO Melara entschieden sich dafür, das Angebot um ein gepanzertes, selbstfahrendes Geschütz zu erweitern. Man ging davon aus, dass jemand, der sich einen Kampfpanzer zulegt, auch ein selbstfahrendes Geschütz gebrauchen könnte, vor allem dann, wenn beide Fahrzeuge über ähnliche Komponenten verfügen, was eine kostengünstige Wartung ermöglichen würde. Ein weiterer Aspekt war das Geschützkaliber. In einer Welt, die im Prinzip zwischen dem sowjetischen 152-mm-Kaliber und dem 155-mm-Kaliber der NATO aufgeteilt war, entschieden sich die Italiener für die letztere Variante, weil sie bereits Erfahrungen mit der Entwicklung der passenden Waffen hatten. Und sollten potenzielle Kunden Bedarf an der entsprechenden Munition anmelden, konnten lukrative Langzeitverträge abgeschlossen werden.

Als Ergebnis dieses Projekts wurde die Panzerhaubitze Palmaria vorgestellt. Sie wurde teilweise parallel zum KPz OF-40 entwickelt und der Prototyp entstand 1981, als sich die Produktion des OF-40 bereits dem Ende neigte. Der Name leitete sich von der Insel Palmaria ab, die sich in der Bucht La Spezia befindet, wo auch der Hauptsitz von OTO Melara angesiedelt ist.

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Die Palmaria bestand aus einer modifizierten OF-40-Wanne mit neuen OTOBREDA-Geschützturm und war mit einer 155-mm-Haubitze vom Typ Obice da 155/39 von OTO Melara ausgerüstet (die Rohrlänge betrug 39 Kaliber, auch wenn manche Quellen 41 Kaliber angeben). Der Turm mit einem autonomen Hydraulikantrieb war rundum schwenkbar, der Höhenrichtwert der Kanone betrug -4 bis +70 Grad. Die maximale Reichweite unter Verwendung gebräuchlicher hochexplosiver Geschosse lag bei 24,7 Kilometern und konnte durch raketengestützte Munition noch erhöht werden. Darüber hinaus war der Einsatz von Leuchtgeschossen zur Gefechtsbeleuchtung und Nebelmitteln möglich. Das Geschütz wurde automatisch geladen und die durchschnittliche Feuerrate betrug 4 Schuss pro Minute bei intensivem Einsatz. Der übliche Wert lag bei 3 Schuss pro Minute.

In dem Fahrzeug fanden 30 Geschosse Platz, von denen sich 23 in dem "Ready Rack" im Geschützturm befanden. Die Standardmunition wog 11,7 kg, die raketengestützte Munition 8 kg.

Das Fahrzeug besaß eine Besatzung von fünf Mann. Das Gewicht lag bei 43 Tonnen, das Kampfgewicht bei 46. Das Fahrzeug wurde von einem 750-PS-Turbocharger-Dieselmotor vom Typ MTU MB 837 Ea-500 mit 8 Zylindern angetrieben, der es auf befestigtem Untergrund auf bis zu 60 km/h beschleunigte. Mit einem Leistungsgewicht von 16,3 PS/t war es zwar nicht die schnellste und wendigste Artillerieeinheit auf dem Markt, ihre Mobilität war allerdings mehr als ausreichend. Das Fahrzeug konnte 800 Liter Treibstoff mit sich führen und verfügte über eine Höchstreichweite von 600 km.

Die Schutzwerte waren, wie zu erwarten, eher niedrig. Die Wanne bestand aus Stahl und war vergleichsweise stabil, der Turm aber wurde aus Aluminium gebaut, um das Gewicht gering zu halten. Das Fahrzeug bot lediglich Schutz vor Kleinkaliberwaffen und Granatsplittern kleiner und mittlerer Kaliber. Alles größere durchschlug die Front und die Seiten des Turms ohne Mühe. Das einzige besser geschützte Besatzungsmitglied war der in der Stahlwanne sitzende Fahrer. Zum Glück konnte die Besatzung die beiden Nebelmittelwurfanlagen einsetzen, um sich im Notfall aus dem Staub zu machen. Des weiteren war das Fahrzeug mit einem ABC-Schutzsystem und einem automatischen Feuerlöscher ausgestattet.

Der Prototyp wurde zunächst Vertretern der Vereinten Arabischen Emirate präsentiert, die jedoch kein Interesse daran bekundeten. Der exakte Grund dafür ist zwar nicht bekannt, doch man geht davon aus, dass die Araber nicht wirklich mit dem OF-40 zufrieden waren (was auch zu einem Upgrade zum OF-40 Mk.2 führte) und kein Interesse daran hatten, ein weiteres italienisches "Qualitätsprodukt" zu erwerben. Dafür konnte man andere begeistern. Mit Libyen und Nigeria bekundeten 1982 zwei weitere Länder Interesse.

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Libyen war zu dieser Zeit ein isolierter Staat und es ist weitgehend unklar, wie die Muammar al-Gaddafis Truppen an diese Fahrzeuge gekommen sind. Jedenfalls wurden 1982 um die 200 Maschinen geordert (anderen Quellen zufolge waren es 210), wobei kaum Einzelheiten zu diesem Deal bekannt sind. 2007 waren noch 160 von ihnen einsatzfähig und nahmen an Kämpfen während des Libyschen Bürgerkriegs teil, der Gaddafis Schicksal besiegelte und das Land ins Chaos stürzte. Es ist nicht bekannt, wie viele von ihnen den Krieg überdauert haben; man geht davon aus, dass die meisten durch westliche Luftangriffe zerstört wurden, ein kleiner Teil mag aber immer noch im Dienst sein (in wessen Dienst ist allerdings nicht bekannt). Nigeria bestellte 25 Fahrzeuge im Jahr 1982, die ebenfalls noch ihren Dienst verrichten. Die libyschen und nigerianischen Streitkräfte haben vieles gemeinsam, darunter ein dürftiges Trainingsniveau und eine abenteuerliche Mischung von Ausrüstung aus unterschiedlichsten Quellen, die eben auch um italienische Artillerie erweitert wurde.

Ein letzter Kunde der besonderen Art war Argentinien, das 1986 ausschließlich Geschütztürme orderte und auf modifizierten TAM-Wannen installierte, um eine spezifische Palmaria-Variante zu erschaffen. Dieser Deal markierte das Ende der Verkaufsgeschichte des Palmaria. Das Fahrzeug wurde noch bis in die frühen 2000er-Jahre angeboten, ohne jedoch das Interesse weiterer Kunden zu wecken, sodass es bei geschätzten 200 Fahrzeugen blieb. Ironischerweise erreichte die Panzerhaubitze die 10-fache Auflage des OF-40, den sie ursprünglich nur ersetzen sollte.

Bei Armored Warfare ist die Palmaria eine Selbstfahrlafette auf Tier 7. Als solche ist sie momentan nur im PvE-Modus verfügbar. Es ist ein interessantes und höchst mobiles Fahrzeug, dessen Waffe zwar nicht in Salven schießen kann, jedoch ziemlich präzise und durchaus tödlich ist, was dem geübten Spieler in dynamischen Kämpfen viele Erfolge garantiert.

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