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Fahrzeuge im Fokus: M60A3

In den späten 1960er-Jahren wurden sich die Entwickler des späteren M60A2 stets neuerer Probleme bewusst, was dazu führte, dass die Rufe nach einer Rückkehr zum klassischen Panzerkonzept unter Verwendung einer Kanone mit hoher Mündungsgeschwindigkeit immer lauter wurden. Und während die Entwicklung des MBT-70 in vollem Gange war, hielt das sie amerikanischen Ingenieure nicht davon ab, mit dem M60-Fahrgestell zu experimentieren.

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Neben der Tatsache, dass man für den Fall eines Scheiterns des MBT-70-Projekts einen Ersatz parat haben wollte, würde eine Kampfwertsteigerung der M60-Serie den Bruchteil eines von Grund auf neu entwickelten Panzers kosten, erst recht im Vergleich zu dem höchst komplexen und extrem teuren MBT-70. Außerdem konnten die bei der Entwicklung des MBT-70 gewonnenen Erkenntnisse bei der Aufwertung des M60 eingesetzt werden, wie 1968 von Chrysler anschaulich demonstriert wurde.

Im November 1968 präsentierte Chrysler eine Kampfwertsteigerung des M60A1. Man nannte das Modell werkintern K-Tank.Es bestand aus einer M60A1-Wanne und einem neu entwickelten Turm, der dafür ausgelegt war, das für den MBT-70 konzipierte 152-mm-Raketengeschütz XM150 zu tragen. Der "K-Turret" genannte Turm stellte keine Weiterentwicklung des existierenden M60A1-Turms dar, sondern war ein komplett neues, geschwungenes Design aus gewalztem homogenen Stahl.

Die Kanone wurde von einem halbautomatischen Lademechanismus mit 3 Projektilen geladen. Der Turm war generell gut geschützt, konnte mehr Munition mit sich führen und die Besatzung war (anders als beim M60A2) nicht räumlich getrennt. Sein Gewicht steigerte sich im Vergleich zum Ausgangsmodell M60A2 um 800 kg.

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Es wurde ein Vorführmodell des 152 mm K-Tank gebaut (inklusive Verbesserungen am Laufwerk), ebenso eine Version mit einer hyperschnellen 120-mm-Glattrohrkanone (genannt Delta Gun). Das Projekt konnte sich durchaus sehen lassen, doch die Entwicklung wurde aufgrund fehlender Finanzierung eingestellt: Der MBT-70 verbrauchte alle verfügbaren Mittel, die nicht für den Vietnamkrieg draufgingen und es gab einfach nicht genug Geld. Mit der Zeit wurde allen Beteiligten klar, dass man sich bei der U.S.-Armee noch länger würde auf den M60A1 verlassen müssen, von dem unrühmlichen Starship einmal abgesehen.

Diese Einsicht führte zu der Entscheidung, die Patton-Serie in mehreren Stufen zu verbessern, wobei die angestrebten Entwicklungen eine bestimmte Voraussetzung erfüllen mussten - sie sollten mit der gesamten M48- und M60-Serie kompatibel sein.

Die erste Stufe umfasste ein neues Luftsäuberungssystem, das die Wartung erleichterte und die Lebensspanne des Fahrzeugs verlängerte, bessere Ketten vom Typ T142 und ein neues Kanonenstabilisierungssystem (genannt "Add On Stabilization), das die Präzision bei Bewegung erhöhte. Die ersten dieser Komponenten wurden 1971 installiert und die mit Luftsäuberung, neuen Ketten und dem Stabilisierungsmodul ausgestatteten M60A1s wurden als M60A1 (AOS) bekannt.

Die zweite Stufe umfasste signifikante Verbesserungen der Motorleistung, man konzentrierte sich dabei auf Komponenten, die den Besatzungen die meisten Probleme bereiteten. Eine neue Variante des AVDS-1790-Motors (mit der Bezeichnung AVDS-1790-2C) mit verbesserter Zündung, Einspritzung, neuen Zylindern, moderner Elektronik und Kompressoren wurde entwickelt. Obwohl das neue Modell im Vergleich zum Originalmotor keine höhere Leistung aufbrachte, verfügte es über eine längere Laufzeit.

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Diese Entwicklungsstufe wurde "Reliability-Improved Selected Equipment" genannt. AVDS-1790-2C-Motoren wurden 1975 an den M60A1-(AOS)-Panzern installiert, was eine neue Variante hervorbrachte - den M60A1 (RISE).

Die dritte Stufe der Entwicklung war rein technisch gesehen Teil der zweiten, auch wenn man sich darauf konzentrierte, weitere fortschrittliche Komponenten am M60A1 (RISE) zu installieren, als da wären:

  • Laserabstandsmesser
  • Modernes Computersystem
  • Optimiertes Laufwerk (genannt TOB; ursprünglich für den K-Tank entwickelt)
  • Optimierter Infrarot-Suchscheinwerfer AN/VSS-3A
  • Neue Hitzeummantelung der Kanone
  • Neues passives Nachtsichtgerät für den Fahrer
  • Neue Periskopvisiere für den Kommandanten und den Ladeschützen
  • Neue Tiefwataustattung

Der M60A1 (RISE) wurde unter Verwendung dieser zusätzlichen Komponenten zum 105 mm Gun Full-Tracked Combat Tank M60A1E3 aufgewertet.Im Vergleich zum Original-M60A1 verfügte der M60A1E3 sämtliche AOS- und RISE-Module, wie die Stabilisierung und den modernisierten Motor. Die oben erwähnten Module der 3. Stufe wurden jedoch nicht alle gleichzeitig auf die ersten Prototypen montiert, sondern nach und nach eingeführt und getestet.

Zwölf M60A1E3-Prototypen wurden im März 1973 gebaut und ausgiebig in Yuma, Aberdeen und Fort Knox getestet. Einige der genannten Komponenten (insbesondere die Sichtgeräte) wurden auch an die Standardausführungen des M60A1 (RISE) angebracht, was 1977 eine Version namens M60A1 (RISE) (PASSIVE) hervorbrachte.

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Die Tests verliefen überwiegend zufriedenstellend. Die neue TOB-Federung verbesserte die Geländetauglichkeit des Panzers, machte die Fahrt geschmeidiger und erhöhte nochmals Stabilität und Präzision bei Bewegung, auch wenn mit der Zeit zwei weitere vielversprechende Federungssysteme auf den Markt kamen - eine für den MBT-70 entwickelte hydropneumatische Federung und das Modell ATB mit modernen Torsionsstäben. Die beiden neuen Modelle wurden zwar getestet, kamen jedoch nicht zum Einsatz, weil sie beide relativ teuer waren.

Was es in die Produktion schaffte, war die neue Feuerleitanlage, die aus folgenden Komponenten bestand:

  • AN/VVG-2 Laser-Entfernungsmesser (ersetzte das alte Koinzidenzmodell M17)
  • Ballistischer Computer XM21 (die Produktionsversion hieß M21)
  • Windsensor

Außerdem erhielt der M60A1E3 ein neues, koaxiales 7,62-mm-Maschinengewehr vom Typ M240 (eine Lizenzversion des MAG-58) und die Nebelmittelwurfanlage M239.

Der um diese Module erweiterte M60A1E3 wurde im Mai 1979 unter der Bezeichnung 105mm Gun Full Tracked Combat Tank M60A3 für die Produktion abgesegnet .

Damit war die Entwicklung des Fahrzeugs jedoch nicht abgeschlossen. Bereits im Juni 1978 wurde eine neue Richtschützenoptik entwickelt, die das passive Nachtsichtgerät ersetzte und die Sichtweite des Fahrzeugs bei Nacht enorm verstärkte, sowie die Orientierung bei Regen und Nebel verbesserte. Beginnend mit dem August 1979 wurden mehrere M60A3 mit diesem Gerät ausgestattet, woraus die Variante M60A3 (TTS) entstand.

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Ein weiteres, später hinzugefügtes Modul war die Motorrauchanlage, die durch Einspritzung von Treibstoff in die Abgasanlage dichte Rauchschwaden produzierte, um den Panzer umgehend vor den optischen Geräten des Gegners zu verhüllen (einschließlich Infrarotgeräten). Schließlich wurden mehrere technische Verbesserungen vorgenommen, die auf die Erhöhung der Zuverlässigkeit und Sicherheit des Fahrzeugs zielten:

  • Automatisches Halon-Feuerlöschsystem
  • Verbesserte Fahrerluke
  • Neuer Hilfsmotor für die Turmschwenkung
  • Verbessertes Luftsäuberungssystem
  • Rücklaufrollen aus Stahl, statt aus Aluminium

Dank dieser Verbesserungen stellte die M60-Serie neben dem MBT-70 das Rückgrat der amerikanischen Panzertruppen bis zur Einführung des Abrams-Kampfpanzers.

Der M60A3 war, ebenso wie sein Vorgänger M60A1, ein überaus solider Panzer. Wanne und Turm bestanden aus Stahl und hatten folgende Stärken:

Wanne

  • Obere Frontalplatte: 109 mm (angewinkelt bei 65 Grad)
  • Untere Frontalplatte: 143-85 mm (angewinkelt bei 55 Grad)
  • Seitenpanzerung Wanne: 74-36 mm
  • Heckpanzerung Wanne: 41-30 mm (die Motorhaube war 25 mm dick)
  • Unterseite Wanne: 19-13 mm
  • Oberseite Wanne: 36 mm

Turm

  • Kanonenblende: 127 mm (angewinkelt bei 60 Grad - die Panzerung der Kanonenblende wurde von 130 mm auf 254 mm verstärkt)
  • Turmfront: entsprach 254 mm
  • Turmseiten: entsprach 140 mm
  • Turmheck: entsprach 57 mm
  • Oberseite Turm: 25 mm

Der Panzer war mit einer 105-mm-Zugrohrkanone vom Typ M68E1 mit Hitzeummantelung ausgerüstet, die sich um -10 senken und um +20 Grad heben konnte. Die Feuerrate betrug mit einem guten Ladeschützen ungefähr 7 Schuss pro Minute.

Das Fahrzeug besaß einen AVDS-1790-2C 650-PS-V12-Dieselmotor mit CD-850-6A-Getriebe, der den Panzer auf bis zu 48 km/h beschleunigte. Er wog im Vergleich zum M60A1 zwar etwas mehr (51,98 Tonnen), doch die Höchstgeschwindigkeit blieb bei allen Modellen der Serie gleich.

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Der M60A3 wurde ab 1978-1979 produziert, zunächst parallel zum M60A1, den er ab 1980 endgültig ersetzte. Die Produktion lief bis 1987 mit insgesamt 5400 gebauten M60A3-Panzern, darunter 1700 neu gebauten Einheiten und 3700 konvertierten älteren M60-Modellen.

In den 1980er-Jahren waren die meisten M60A3 in Europa stationiert. Trotz der Verfügbarkeit von Zusatzpanzerung und ERA-Sets in den späten 80ern, kämpften die M60A3 der U.S. Army bei ihrem einzigen größeren Kampfeinsatz während der Operation Wüstensturm ohne diese Erweiterungen, die zu jener Zeit nur den M60A1 des U.S. Marine Corps vorbehalten waren.

Der M60A3 machte im Irak eine gute Figur, was allerdings von dem Großteil des eingesetzten Kriegsgeräts der Amerikaner behauptet werden kann. Die irakische Armee hatte kaum eine Chance gegen die überragend trainierte und exzellent ausgerüstete U.S. Army. Und während der Irakfeldzug vor allem den Abrams berühmt machte, sollte auch die Leistung seines Vorgängers nicht unterschätzt werden. 105-mm-APFSDS-Projektile des M60A1 und des M60A3 konnten eine Vielzahl gegnerischer Panzer außer Gefecht setzen (darunter einige T-72) und es war der M60A3, der als erster in Kuwait einrollte, nicht der Abrams.

Doch der Wüstensturm war auch der Schwanengesang der Abrams-Serie. Das Ende des Kalten Krieges bedeutete, dass große Panzerflotten zur Bändigung der Sowjets in Europa nicht mehr vonnöten waren. Zu diesem Zeitpunkt besaß die U.S. Army etwa 9000 Panzer der M60-Serie. Viele wurden an andere Länder verkauft oder gar verschenkt und die übriggebliebenen Einheiten ersetzte man zeitig durch den Abrams. Die letzte Einheit, die den M60A3 durch den Abrams ersetzte, war das 1. Bataillon der 365. Panzerbrigade der Nationalgarde in Kansas im Mai 1997. Die letzten M60A3 der Amerikaner wurden verschrottet oder verkauft.

Nach 1991 führte das große Angebot an ausgemusterten M60A3 dazu, dass der Panzer zu einer erschwinglichen Kaufoption für Länder wurde, die aus dem einen oder anderen Grund keine Ausrüstung aus sowjetischen Beständen erwerben wollten. Auf diesem Wege gelangte der M60A3 in alle Welt, mit folgenden nennenswerten Kaufzahlen:

  • Bahrain (180)
  • Brasilien (91)
  • Ägypten (etwa 1000 von den USA und Österreich zwischen 1999 und 2002 gekaufte Fahrzeuge)
  • Griechenland (669, die meisten wurden mittlerweile durch den Leopard ersetzt)
  • Marokko (ca. 400)
  • Saudi-Arabien (450)
  • Taiwan (450)
  • Türkei (über 900 M60 unterschiedlicher Varianten)
  • Jemen

Weitere Betreiberstaaten sind Portugal, der Libanon, Spanien u.a. Österreich ersetzte seine M60A3 Ende der 1990er-Jahre komplett mit dem Leopard 2 und Israel musterte seine letzten M60-Varianten 2014 aus.

Seit den 90ern sind einige nennenswerte M60-Kampfwertsteigerungen entstanden, darunter:

  • die Magach-Serie (einschließlich der weitgehend modifizierten israelischen M60)
  • Sabra (israelisch-türkische Kampfwertsteigerung des M60; derzeit im Einsatz)
  • der Prototyp Super M60
  • die Prototypen M60-2000 und 120S (Versuche, den M60 mit Abrams-Technologie aufzuwerten)
  • M60A3 SLEP (ein kürzlich vorgestelltes Upgrade mit 120-mm-Kanone anstelle der alten M68)

Alle diese Fahrzeuge unterscheiden sich spürbar von dem Standard-M60A3 und wir werden uns ihnen vielleicht in kommenden Artikel widmen. Was die Standardausführung des M60A3 betrifft, so wäre er auf dem modernen Schlachtfeld völlig überholt. Seine Schutzvorrichtungen würden modernen Panzerabwehr-Lenkflugkörpern und ähnlichen Waffen nicht standhalten können.

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Eine der aufgewerteten M60-Varianten, der türkische Sabra, kommt aktuell in Syrien zum Einsatz und macht dabei keine sonderlich gute Figur. Mehrere Fahrzeuge wurden außer Gefecht gesetzt, woraufhin die türkische Armee den moderneren Leopard 2 ins Feld schickte und die Zukunft des Sabra damit komplett in Frage gestellt wurde.

Bei Armored Warfare

Im Update 0.19 wird der M60A3 eines der auf Tier 5 zur Auswahl stehenden Fahrzeige darstellen und über den neu vorgestellten M60A1 Patton auf Tier 4 verfügbar sein. Anders als der M60A2 wird der M60A3 den Gameplay-Stil des M60A1 fortführen. Solide Mobilität, kombiniert mit einer kräftigen 105-mm-Zugrohrkanone bietet den Spielern eine Alternative zu dem M60A2. Weitere Informationen zu den Änderungen im Balanceupgrade 2.0 erfahrt ihr auf unseren Portalseiten zum Thema Balanceupgrade 2.0.

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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