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Fahrzeuge im Fokus: Chieftain Mk.2

Der Kampfpanzer Chieftain ist eines der wichtigsten Fahrzeuge in der Geschichte der britischen Panzerentwicklung. Eine moderne Version wird immer noch in einigen Ländern eingesetzt (darunter Jordanien und Iran) und selbst nach vierzig Jahren ist der Chieftain immer noch ein furchteinflößender Kampfpanzer. In einem vorhegehenden Artikel haben wir uns bereits mit seiner Entwicklungsgeschichte beschäftigt. Heute werfen wir einen Blick auf eine der ersten Produktionsvarianten – den Mk.2.

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Eine erste Testserie wurde im Dezember 1962 an das in Deutschland stationierte 5th Royal Tank Regiment ausgeliefert und ist unter Bedingungen getestet worden, wie sie für Panzer nicht härter sein könnten. Die Tests enthüllten einige wichtige Schwachstellen des frühen Chieftain-Modells. Seine Geländefähigkeit ließ zu wünschen übrig, er war untermotorisiert, der Funker hatte ungewöhnlich viel zu tun (neben der Bedienung der Funkanlage musste er sowohl die Kanone, als auch die Maschinengewehre laden) und der elektromechanische Geschützansetzer funktionierte sehr unzuverlässig. Er wurde von einem Lichtsensor kontrolliert, der die Tendenz hatte, beim geringsten Schatten anzuspringen und den Geschützansetzer zu aktivieren – ein unerfahrener Ladeschütze lief Gefahr, dabei seinen Arm zu verlieren.

Manche Besatzungen deaktivierten das Gerät und luden die Geschosse manuell, was sich am Ende als die sicherste Methode entpuppte und zum Standard wurde. Die schwierigen drei Testmonate endeten mit einer Tragödie, als ein Ladeschütze im Eifer des Gefechts vergaß, den Verschluss mit isolierenden Einlagen zu füllen. Der folgende Schuss ging buchstäblich nach hinten los und tötete zwei Besatzungsmitglieder. Der Zwischenfall veranlasste eine Überarbeitung der Kanone, die fortan nicht ohne Einlagen abgefeuert werden konnte.

Das Fahrzeug wurde am 1. Mai 1963 unter dem Namen Chieftain offiziell in Dienst gestellt. Die Serienproduktion lief nur langsam an, die erste Charge bestand aus 40 Mk.1-Panzern, die allesamt für Trainingszwecke der neuen Besatzungen eingesetzt wurden. Die erste massenhaft produzierte Version war der Chieftain Mk.2, von dem 532 Stück hergestellt wurden. Das erste Fahrzeug dieses Typs wurde am 18. April 1966 in Leeds ausgeliefert.

Das Fahrzeug wog 52,4 Tonnen und wurde von einer verbesserten 650-PS-Version des 26,11 Liter fassenden 6-Zylinder-Mehrstoffmotors L60 in Kombination mit Merritt-Wilson TN12-Getriebe angetrieben, das es auf ansehnliche 40 km/h brachte.

Die Panzerung bestand aus Stahl und bot ansehnlichen Schutz. Insbesondere der Turm war dank seiner Form sehr gut gegen Munition aller Art gewappnet. Das Hauptgeschütz war eine 120-mm-Zugrohrvariante der L11-Kanone, die zum Abschuss der charakteristischen britischen HESH-Geschosse geeignet war (diese Munition war äußerst effektiv gegen die angewinkelte Stahlpanzerung der frühen sowjetischen KPz). Andere Verbesserungen im Vergleich zum Mk.1 umfassten:

  • Kommandantenkuppel No.15 Mk.2
  • Verbesserter Auspuff mit einer Versiegelung für tiefes Waten
  • Verbesserter Kühlergrill für bessere Kühlung

Sowie weitere Verbesserungen, die im Verlauf der Mk.1/2-Produktion umgesetzt wurden (optimierte Rauchentlader, Rücklaufrollen, Scheinwerfer etc.)

Die ersten 6 Chieftain Mk.2 Exemplare erhielten die in Deutschland stationierten 11th Hussars. Zu diesem Zeitpunkt beschlossen die Briten, das Fahrzeug auch für den Export anzubieten. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte galten als erste potenzielle Käufer, die bereit Interesse bekundet hatten. Das Geschäft schien kurz vor dem Abschluss zu stehen: Der „Vater der israelischen Panzer“, General Israel Tal, der später maßgeblich an der Entwicklung des Merkava beteiligt war, zog die schweren britischen Panzer den leichteren französischen Modellen vor, was den Briten natürlich schmeichelte. So wurden im Frühjahr 1967 die ersten zwei Mk.2 Chieftains für Testzwecke nach Israel verschifft.

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Leider durchkreuzte der Ausbruch des Sechstagekriegs die Exportpläne. Die Briten, die um Ausrüstungsverträge mit arabischen Staaten fürchteten, versuchten die Israelis davon zu überzeugen, die Chieftains von der ägyptischen Grenze abzuziehen. Die mittlerweile legendäre, lakonische Antwort aus Israel lautete:

„Keine Sorge, wir haben die Grenze versetzt“.

Die Tests wurden nach dem Krieg fortgesetzt und lieferten sowohl den britischen, als auch den israelischen Streitkräften wichtige Erkenntnisse. Am 17.10.1968 fragten die Israelis offiziell an, neben fertigen Exemplaren auch die Lizenzrechte für eine heimische Produktion des Chieftain zu erwerben. Leider überwog zu diesem Zeitpunkt eher eine anti-israelische Haltung in der britischen Regierung, weshalb das Geschäft scheiterte. Wem die „Sympathien“ der britische Außenpolitik damals galten, beweist die Tatsache, dass die Chieftains kurz darauf Libyen und dem Iran zum Kauf angeboten wurden. Auch den Amerikanern wurde der Chieftain vorgestellt, die zwar kein Interesse an dem Fahrzeug selbst, sehr wohl aber an der 120-mm-Kanone zeigten. Ungeachtet guter Ergebnisse bei Feuertests gaben sie am Ende jedoch der Rheinmetall-Glattrohrkanone den Vorzug.

Am 16. September 1969 begann die Produktion der Mk.3-Version mit verbessertem L60-Motor und neuer Kommandantenkuppel, wobei auch 199 ältere Mk.2-Modelle zum Mk.3-Standard aufgerüstet wurden.

Bei Armored Warfare ist der Chieftain Mk. 2 ein Kampfpanzer des 4. Tiers und bildet den Anfang der britischen KPz-Linie, die mehrer Chieftain-Varianten umfasst und mit dem Challenger 2 ATDU auf Tier 10 endet.

Britische Fahrzeuge zeichnen sich vor allem durch zwei Dinge aus: HESH-Munition und Panzerung. Außerdem sind sie langsam und schwerfällig, und besser darin, Beschuss wegzustecken, als diesem auszuweichen. Die Chieftains auf niedrigen Tiers bieten zwar einen soliden Schutz des Geschützturms, müssen allerdings Abstriche bei der Panzerung ihrer Wanne machen. Die Challenger wiederum können den meisten Typen von Geschossen widerstehen und besitzen dennoch eine gewisse Anzahl von Schwachstellen – ihre dicke Haut ist es, die ihnen selbst in den härtesten Gefechten erlaubt, Beschuss zu überstehen, der im Falle anderer Panzer nur einen riesigen Krater zurücklassen würde.

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Als einzige Nation, die an der 120-mm-Zugrohrkanone festhält, haben die Briten Zugriff auf eine spezielle Art von Munition, die selbst die dickste Panzerung zu durchdringen weiß – die HESH-Geschosse. Die Munition wurde speziell dafür entwickelt, sowjetische Panzer mit ihrer angewinkelten Panzerung zu besiegen. Ferner eignet sie sich perfekt für den Angriff auf Ziele mit Verbundpanzerung. Dies erlaubt es dem Chieftain und dem Challenger, ihre russischen Gegenstücke trotz ihrer nur durchschnittlichen Mobilität zurückzuschlagen.

Während das Besitzen einer dicken Haut sich zunächst so anhört, als hätten britische Panzer leichtes Spiel, sei an dieser Stelle gesagt, dass die mittelmäßige Mobilität und die generell eher schwache Feuerkraft der 120-mm-Zugrohrkanonen dazu beitragen, dass sich eher erfahrene Spieler zu britischen Fahrzeugen hingezogen fühlen. Die britischen KPz eigenen sich nicht besonders gut für schnelle Manöver, wodurch eine elementare Spielerkoordination sehr wichtig wird – auch wenn sie in der Lage sind, eine unnachgiebige Verteidigung aufzubauen, werden sie am Ende ausmanövriert oder überrannt werden.

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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