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Fahrzeuge im Fokus: Centauro 105

Kommandanten!

Der Centauro 105 auf Tier 7 stellt die Originalversion des aufgewerteten Tier-9-Panzers Centauro 120 dar, den wir bereits in einem früheren Artikel abgehandelt haben.

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Die Ursprünge des Projekts reichen zurück in die frühen 1980er-Jahre, als sich die italienische Armee dazu entschied, den Rest ihrer veralteten amerikanischen M47-Panzer mit etwas zu ersetzen, das in Sachen Feuerkraft an den KPz Leopard 1 heranreichen würde, bei gleichzeitig besserer strategischer Mobilität.

In diesem Licht mag die Wahl einer Radplattform etwas seltsam erscheinen, weil Radplattformen bekanntlich mit allerlei Problemen zu kämpfen haben (Kosten, Wartung, Komplexität) und Kettenplattformen generell geländetauglicher sind. Allerdings ist die Rede von Italien, einem europäischen Land mit hoch entwickelter Infrastruktur, wo ein Jagdpanzer auf Rädern schneller eingesetzt werden könnte, als der klassische Kampfpanzer.

Das bedeutet natürlich nicht, dass die veralteten Kampfpanzer selbst nicht mit adäquaten Fahrzeugen ersetzt werden mussten. In den frühen 1980er-Jahren waren die M47 ungeachtet einiger italienischen Upgrades hoffnungslos veraltet, sodass eine ganze Partie neuer Fahrzeuge benötigt wurde. Am Ende entschieden sich die Italiener für folgende Modelle:

  • Ariete (KPz)
  • Dardo (Ketten-SPz)
  • Puma (leichtes Mehrzweckfahrzeug auf Rädern)
  • Centauro (Rad-Feuerunterstützungsfahrzeug)

Die Fahrzeuge sollten in den 1990er-Jahren in den Dienst der italienischen Armee gestellt werden und schrittweise die älteren Modelle in den jeweiligen Klassen ersetzen.

Die Anforderungen an den Centauro wurden 1984 formuliert. Es sollte eine Radplattform mit NATO-kompatibler 105-mm-Zugrohrkanone werden, die über exzellente strategische Mobilität, lange Reichweite, solide Geländefähigkeiten und eine moderne Feuerleitanlage verfügen würde, wie sie beim Ariete-KPz eingesetzt wurde.

Der erste Prototyp wurde im Januar 1987 gebaut, acht weitere entstanden bis Ende 1988. Die italienische Armee fand gefallen an den Fahrzeugen, sodass Ende 1989 eine Vorproduktionsserie von zehn Exemplaren startete.

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Die eigentliche Produktion lief zwischen 1991 und 1996, die ursprüngliche Bestellung von 450 Fahrzeugen wurde später auf 400 reduziert. Im Verlauf der Produktionsphase wurden die Fahrzeuge laufend verbessert, sodass am Ende diverse Versionen mit kleineren Unterschieden entstanden. So konnte man beispielsweise bei den letzten 150 Fahrzeugen der Produktionsserie einen Teil der Munition entfernen, um Sitzgelegenheiten für bis zu vier Infanteriesoldaten zu schaffen. Diese Variante war auch 45 cm länger und wird in manchen Quellen als B1bis bzw. B1T bezeichnet.

Die Besatzung des ursprünglichen B1 Centauro bestand aus vier Mann (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Fahrer). Sowohl die Wanne, als auch der HITFACT-Turm bestanden aus Stahl und schützten die Besatzung in der Originalkonfiguration frontal gegen panzerbrechende 20-mm-Maschinenkanonen, sowie gegen Beschuss durch schwere 12,7-mm-Maschinengewehre amgesamten Fahrzeug. Zusätzlich entwickelte BAE Systems 1993 eine explosives Reaktivpanzerungsset namens ROMOR-A, von dem ca. 20 Exemplare an die Italiener verkauft wurden. Das System erwies sich als überaus effektiv gegen RPG-7-Geschosse. Ein weiteres Panzerungsset (dieses Mal ein passives) wurde von IVECO Otobreda entwickelt.

Zusätzlicher Schutz wurde gewährt durch:

  • Zwei Batterien mit jeweils vier 76-mm-Nebelmittelwerfern
  • ABC-System Sekur
  • Laserwarnungssystem (nur an einigen Fahrzeugen installiert)

Drei der vier Besatzungsmitlieder saßen im Geschützturm und bedienten eine 105-mm-Zugrohrkanone vom Typ L/52 OTO. Bei dieser Waffe handelte es sich übrigens nicht um eine Kopie der britische L7, sondern um ein in Italien entwickeltes Modell, das für standardmäßige 105-mm-NATO-Geschosse ausgelegt war. Das Fahrzeug lässt sich an der charakteristischen Mündungsbremse leicht erkennen. Es trägt 40 Stück Munition mit sich, von denen sich 14 im Turm befinden. Bei der oben genannten Konfiguration mit vier Infanteriesoldaten reduziert sich das Fassungsvermögen auf insgesamt 16 Geschosse. Die Kanone ist voll stabilisiert und der Höhenrichtwert liegt bei -6/+15 Grad, was nicht besonders üppig ausfällt, jedoch durchaus Sinn macht, wenn man bedenkt, dass der Turm sehr flach ist und deshalb kaum Bewegungsspielraum besteht.

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Das Geschütz wird durchdie italienische Feuerleitanlage Officine Galileo TURMS kontrolliert, wie sie auch beim KPz Ariete Verwendung findet. Sie besteht aus:

  • Panoramisches Kommandantenvisier
  • Tag/Nacht-Richtschützenvisier mit Wärmebildkamera
  • Digitaler ballistischer Computer
  • Mündungskontrollsystem

Es war ein für die damalige Zeit sehr fortschrittliches Paket. Zusätzlich verfügt der Centauro über ein System namens BITE (Built-In Test Equipment). Dabei handelt es sich um ein Sensorgerät, das den Status der meisten Fahrzegsysteme überwacht und der Besatzung bei einer Fehlfunktion sofort Rückmeldung gibt.

Das Fahrzeug ist mit ca. 25 Tonnen insgesamt sehr leicht, wird von einem Turbodieselmotor vom Typ Iveco VTCA V6 angetrieben, der 520 PS Leistung aufbringt und mit dem in Italien auf Lizenz produzierten Automatikgetriebe ZF5 HP 1500 kombiniert wurde. Diese Kombination macht das Fahrzeug sehr schnell, es beschleunigt auf bis zu 105 km/h. Es ist auch sehr wendig – die erste, zweite und vierte Achse können zur Steuerung eingesetzt werden, was den Wenderadius auf 9 Meter reduziert. Jedes zusätzlich angebrachte Panzerungsset erhöht das Gewicht auf 28 Tonnen.

Ähnlich wie andere Fahrzege seiner Klasse wurde der Centauro für Distanzangriffe konzipiert – die Kanone war zwar stabilisiert, jedoch nicht darauf ausgelegt, bei Höchsttempo eingesetzt zu werden. Stattdessen sollte das Fahrzeug bei kurzzetigen Stopps feuern.

Im Jahr 1993 wurden etwa ein Dutzend Centauros während der Operation Restore Hope in Somalia eingesetzt. Diese waren mit ROMOR-A-ERA ausgestattet und trugen kleine schwarze Fahnen mit Totenköpfen an ihren Antennen.

Eine weitere Variante mit zusätzilch an den Türmen angebrachten Maschinengewehren wurde während Friedensmissionen in Bosnien eingesetzt, wo ihre Aufgabe in der Begleitung von Konvois und Patrouillen bestand.

Auch die Exportgeschichte des Centauro hat Interessantes zu bieten. Im Juli 1999, also drei Jahre nach Ende der Produktion in Italien, bestellte Spanien 22 Centauros, die in Spanien VRCC genannt wurden (Vehículo de Reconocimiento y Combate de Caballería – Aufklärungs- und Kampfkavalleriefahrzeug). Die Fahrzeuge wurden zwischen September 2000 und November 2001 geliefert. Nach einer Reihe von erfolgreichen Tests wurden im Februar 2002 weitere 62 Fahrzeuge bestellt und bis Ende 2006 ausgeliefert.

Die erste Charge bestand aus der Standardausführung des B1 Centauro in der letzten Konfiguration, während die zweite Partie aus 62 Fahrzeugen teilweise in Spanien hergestellt wurde und über einige zusätzliche Verbesserungen verfügte, als da wären:

  • Galileo-Wärmebildkamera der zweiten Generation für den Richtschützen
  • ROVIS-Kommunikationssystem für die Besatzung
  • Zusätzliches MG3-Maschinengewehr am Dach

Auch die erste Charge der spanischen Centauros wurde mit diesen Upgrades aufgerüstet. Schließlich wurden 2007 vier Bergepanzer auf Basis der Centauro-Plattform bestellt. Die spanischen Centauros wurden allesamt beim 8. Leichten Kavallerieregiment "Lusitania" (RLC 8) eingesetzt.

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Im Jahr 2001 schickten die Italiener sechzehn Centauros zu Testzwecken in die Vereinigten Staaten, was jedoch keine Bestellungen zur Folge hatte.

Mitte der 2000er-Jahre wurde eine Kampfwertsteigerung mit 120-mm-Kanonenvariante des HITFACT-Turms entworfen, die eine Variante namens Centauro 120 hervorbrachte. Von diesem Modell wurden insgesamt nur acht Exemplare gebaut und an den Oman verkauft, was jedoch nicht an dem Fahrzeug selbst lag, sondern an der Tatsache, dass OTO Melara bereits an einem Nachfolger namens Centauro II arbeitete.

Im Laufe der Jahre wurden noch andere Varianten des Centauro entwickelt:

  • Der SPz Freccia mitsamt seiner Varianten (dieses Fahrzeug wird ebenfalls bei Armored Warfare auftauchen)
  • Centauro 155 (Selbstfahrlafette; bisweilen auch "Stachelschwein" genannt)
  • B1 DRACO (ein Flugabwehrpanzer)

Von den usrprünglich 400 Centauros sind nach diversen Reformen und Kürzungen momentan noch 259 Einheiten beim italienischen Militär im Einsatz. Die restlichen 141 wurden an Jordanie verkauft, wo sie schrittweise den in die Jahre gekommenen KPz Challenger 1 ersetzen (dort auch bekannt als Al Hussein). Achtzig dieser Centauros sind wohl aktiv im Dienst, während der Rest zu Trainigszwecken eingesetzt wird und als Ersatzteillager dient.

Die in Italien verbliebenen Centauros werden ihren Dienst bis verrichten, bis sie durch den Centauro II ersetzt werden. Der Abschluss dessen erster Produktionsserie ist für 2023 geplant.

Bei Armored Warfare ist der Centauro 105 ein Rad-Jagdpanzer des 7. Tiers. Er ist höchst manövrierfähig und präzise und stellt damit eines der tödlichsten Fahrzeuge seines Tiers dar. Der Centauro ist in der Lage, gegnerische Formationen auf große Entfernungen zu sprengen, sollte sich jedoch vor dem Nahka´mpf hüten. Die primäre Rolle von Fahrzeugen dieser Klasse besteht darin, andere Fahrzeuge scharfschützengleich auf lange Distanz hinweg auszuschalten. Während die statische Präzision der Klasse beispiellos ist, leidet die Präzision beträchtlich, wenn sich das Fahrzeug bewegt. Folglich eignen sich Jagdpanzer nicht besonders für Angriffe aus der Bewegung heraus – zumindest nicht im selben Maße, wie dies bei anderen Klassen der Fall ist.

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Der Schlüssel zum Erfolg lautet daher wie folgt: Sucht euch eine geeignete Deckung, einen Busch oder zwei, um euren Tarnfaktor zu erhöhen. Insbesondere ist das Warten auf herannahende Gegner an ganz spezifischen Routen eine sehr effektive Taktik; und alle Karten besitzen einige Punkte, die genau dies ermöglichen. Im Idealfall gelingt es einem fähigen Jagdpanzerspieler nicht nur, eine brauchbare Position auszumachen, um sich als "Scharfschütze" zu betätigen, sondern ebenso präventiv eine geeignete Fluchtroute sowie einen Weg zur nächsten oder gar übernächsten Schussposition zu planen. Genau wie bei Schützenpanzern gilt auch bei Jagdpanzern, dass eine genau Kenntnis einer jeden Karte unabdingbar ist, wenn man plant, sich als fähiger Jagdpanzerspieler hervorzutun – denn schließlich werden Spieler, die vergessen, wo sich die nächste günstige Position befindet, schnell ins Hintertreffen geraten und anderen Spielern unterliegen. Von allen Klassen, die es in Armored Warfare gibt, bedarf die Jagdpanzerklasse möglicherweise der meisten Geduld und der meisten Vorausplanung, um tatsächlich effektiv zu sein.

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