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Fahrzeuge im Fokus: BMD-2

Bei dem BMD-2 (Bojewaja Maschina Dessanta – Gefechtsfahrzeug der Luftlandetruppen) handelt es sich, wie der Name schon sagt, um den Nachfolger des BMD-1 und dessen aufgewerteter Version, des BMD-1P.

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Im Großen und Ganzen ähnelt die Entwicklungsgeschichte des BMD-2 der des BMP-2, die wir bereits in zwei Artikeln ausführlich beschrieben haben:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Standardbewaffnung des BMP-1 und des BMD-1, die aus der 73-mm-Niederdruckkanone „Grom“ und einem leichten Maschinengewehr bestand, gelinde gesagt ihre Macken hatte. Das für einen Schützenpanzer ungewöhnlich große Kaliber machte den BMP-1 seinerzeit zu einem der am besten bewaffneten SPz der Welt, was sowohl durch die sowjetischen Propaganda verbreitet, als auch von den offiziellen Zahlen belegt wurde.

Die Wahrheit gestaltete sich allerdings weit weniger beeindruckend. Das Waffensystem konnte selbst gegen die Panzerung älterer Fahrzeuge kaum etwas ausrichten und war ziemlich unpräzise. Um die Sache noch schlimmer zu machen, konnten die langsamen Geschosse nicht gegen schnelle Ziele eingesetzt werden, geschweige denn gegen fliegende Bedrohungen, wie etwa Hubschrauber. Was gebraucht wurde, war ein Waffensystem, das sowohl Bodenziele, als auch Hubschrauber ins Visier nehmen konnte. Hubschrauber waren neben Kampf- und Schützenpanzern fester Bestandteil der NATO-Strategie zur Abwehr einer potenziellen sowjetischen Invasion.

Im Verlauf des in den oben genannten Artikeln beschriebenen Entwicklungsprozesses wurden zwei Lösungen ausgearbeitet. Ein Vorschlag sah vor, den zukünftigen SPz (einschließlich der BMD-Serie) mit einer längeren Variante der 73-mm-Kanone auszurüsten (dieser Waffenprototyp trug die Bezeichnung „Zarnitsa“), ein anderer propagierte den Einsatz einer schnellfeuernden 30-mm-Kanone. Das 30-mm-Kaliber stellte sich nicht nur als effizient genug gegen gepanzerte Ziele und Hubschrauber heraus, sondern konnte (wie sich später herausstellte) auch Kampfpanzer schwer beschädigen, weshalb es die Ausschreibung am Ende gewann – trotz massiver politischer Unterstützung für die Befürworter der längeren 73-mm-Kanone.

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Ähnlich wie im Falle des BMP-1 und des BMP-2, diente die Wanne des BMD-1 als Basis für den neuen, kampfwertgesteigerten BMD-2, der mit demselben Waffensystem ausgerüstet wurde, wie der BMP-2 (auch wenn die Türme nicht identisch waren). Die Besatzung des Fahrzeugs besteht aus zwei Mann.

Die Wanne aus militärischem Aluminium weist folgende Stärken auf:

  • Obere Frontalplatte: 15 mm (angewinkelt bei 75 Grad)
  • Untere Frontalplatte: 32 mm (angewinkelt bei 47 Grad)
  • Obere Seitenpanzerung Wanne: 23 mm
  • Obere Seitenpanzerung Wanne: 20 mm
  • Oberseite Wanne: 12 mm
  • Unterseite Wanne: 12 mm
  • Heckpanzerung: 15-20 mm

Die Panzerung des Ein-Mann-Turms ist ca. 25 mm dick. Das Fahrzeug wird, ähnlich wie der BMD-1, von einem 240-PS-starken, 15,9 Liter V-6-Dieselmotor vom Typ 5D20 angetrieben, der es auf bis zu 65 km/h beschleunigt (35 km/h im Gelände). Der Panzer ist mit 8,2 Tonnen ungefähr eine Tonne schwerer als der BMD-1 (7 Tonnen). Trotz des angestiegenen Gewichts verfügt auch er über amphibische Fähigkeiten.

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Der Turm ist bewaffnet mit:

  • 30 mm 2A42 Maschinenkanone
  • Koaxiales 7,62-mm-Maschinengewehr PKT
  • 9P135M-Werfer für die Lenkflugkörper 9M111 Fagot oder 9M113 Konkurs

Die Maschinenkanone lässt sich sowohl gegen Ziele am Boden, als auch gegen Hubschrauber einsetzen. Sie verwendet 180 HE-I-Projektile und 120 AP-Projektile. Die Feuerrate variiert zwischen 200 und 550 Schuss pro Minute und die Kanone lässt sich um +75 Grad heben und -6 Grad senken. Der Höhenrichtwert wurde nicht nur zur Bekämpfung von Hubschraubern so hoch konzipiert, sondern auch im Hinblick auf den Einsatz im Gebirge, wo der Vorgänger gegen Angriffe von Bergketten aus keine Chance hatte und diese Lektion in Afghanistan mit dem Leben vieler Soldaten bezahlt werden musste.

Die Waffe wird durch das elektrohydraulische Stabilisierungssystem 2E36-1 stabilisiert. Der Richtschütze verwendet ein BPK-2-42-Visier, um die Kanone und das Maschinengewehr zu bedienen (das 2000 Schuss Munition fasst). Der Raketenwerfer verfügt über einen eigenen Schwenkbereich (52 Grad, darüber hinaus muss der Turm geschwenkt werden) und Höhenrichtwert (-5/+10 Grad). Das Fahrzeug führt insgesamt drei Lenkflugkörper mit sich. Zum Zeitpunkt der Einführung des Panzers waren diese Raketen in der Lage, zeitgenössische KPz außer Gefecht zu setzen und bilden bis heute eine große Gefahr auf dem Schlachtfeld.

Ähnlich wie der BMD-1 lässt sich auch der BMD-2 mit dem Transportflugzeugen IL-76 und An-22 transportieren und kann sogar mit dem PRSM-925-System per Fallschirm abgesetzt werden.

Über den Entwicklungsprozess selbst ist nicht viel bekannt. Er begann wohl 1983, doch anders als der BMP-2 wurde der BMD-2 nur in der Sowjetunion für den Einsatz der sowjetischen Luftlandetruppen produziert. Die Fabrikbezeichnung lautete Objekt 916. Parallel dazu wurde eine spezielle Kommandoversion mit der Bezeichnung BMD-2K entwickelt, die über zusätzliche Funkanlagen verfügte, auf deren Kosten der Raketenwerfer entfernt wurde.

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Das Fahrzeug wurde 1985 offiziell in den Dienst gestellt und im selben Jahr begann man mit der Serienproduktion. Es ist nicht eindeutig bekannt, wie viele Einheiten dieses Modells gebaut worden sind. Schätzungen zufolge sollen es insgesamt um die 1000 Fahrzeuge sein (auch wenn einige Quellen die doppelte Menge nennen).

Der Panzer wurde nicht exportiert und befand sich während der Ära des Warschauer Paktes ausschließlich im Dienst der Sowjetunion, nach deren Auflösung einige Dutzend Fahrzeug den Weg in die Armeen der ehemaligen Sowjetrepubliken Ukraine und Usbekistan fanden.

Das Fahrzeug kam mehrmals bei kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz, darunter in der Endphase des Sowjetisch-Afghanischen Kriegs und im Südossetien-Konflikt von 2008. Aktuell werden einige Fahrzeuge von beiden Kriegsparteien in der Ostukraine eingesetzt.

Das Fahrzeug ist bis heute im Dienst der russischen Armee und bildet mit 850 aktiven Einheiten das Rückgrat der russischen Luftlandetruppen. Eine Modernisierung unter der Bezeichnung BMD-2M ist aktuell in Arbeit.

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Bei Armored Warfare ist der BMD-2 ein SPz des 5. Tiers in Marat Shishkins BMD-Linie. Und auch wenn er nicht so widerstandsfähig ist, wie der BMP-2, ist er extrem agil und wendig. Seine Lenkflugkörper haben genug Wucht, um einen effektiven Killer aus ihm zu machen, auch wenn seine wahre Stärke in seinen Späherfähigkeiten liegt, die er seiner geringen Größe und hohen Mobilität verdankt.

Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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