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In Entwicklung: Leopard 2A4 Evolution

In den späten 2000er- und frühen 2010er-Jahren machte sich das Alter der Panzermodelle aus der Zeit des Kalten Krieges immer stärker bemerkbar. Vor allem im Bereich Schutz gab es dringenden Modernisierungsbedarf, weshalb die Entwicklung interessanter Panzerungsoptionen für existierende Fahrzeugflotten geradezu boomte. Und auch wenn die bekanntesten dieser Kampfwertsteigerungen üblicherweise mit sowjetischen Fahrzeugen, wie dem T-72, in Zusammenhang stehen, wurden auch im Westen einige Aufrüstungssätze für NATO-Kampfpanzer angeboten.

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Leopard 2 Evolution

Ein Modell, der dringend eine Überholung und Aufwertung benötigte (und immer noch benötigt), war der Leopard 2A4. Die Variante 2A4 (oder, besser gesagt, die zum 2A4-Standard aufgewerteten Leopard 2) ist die wohl erfolgreichste Exportvariante des Leopard 2 und wurde erst kürzlich von der Türkei im Kampf gegen den IS und die kurdischen Separatisten in Syrien eingesetzt. Einige davon wurden von Panzerabwehr-Lenkflugkörpern außer Gefecht gesetzt, wobei allerdings nicht klar ist, ob dies an ihrem Alter lag oder auf dürftige Taktik zurückzuführen war. Auf jeden Fall förderte der Kampfeinsatz der ehrwürdigen Maschinen ihre Schwächen klar zu Tage – immerhin rollte der erste Leopard 2A4 bereits 1985 vom Fließband.

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Türkischer Leopard 2A4 in Syrien, 2016

Eine Möglichkeit, den Leopard 2A4 zu modernisieren, lag in der Installation zusätzlicher Panzerung und anderer Elemente aus dem Leopard-2A5-Programm, als da wären:

  • Neuer interner Splitterschutz
  • Neue elektrische Waffennachführanlage und Stabilisierung
  • Modifiziertes Kommandantenperiskop PERI R17A2 mit eigenem Wärmebildgerät (PERI-R17A2/TIM)
  • Erhöhte Position und zusätzlicher Panzerungsschutz der Feuerleitanlage EMES 15

Viele Länder entschieden sich dafür, ihre Leopard 2A4 auf 2A5-Standard zu bringen, das Programm lief seit Mitte der 90er-Jahre bis 2005. Die Entwicklung de Plattform wurde mit dem Modell Leopard 2A6 fortgeführt und gipfelte schließlich im Leopard 2A7.

Die „offizielle“ deutsche Kampfwertsteigerung war und ist jedoch nicht die einzige auf dem Markt. Rheinmetall präsentierte im Jahr 2007 eine eigene Upgrade-Variante der Panzerung. Dieses Aufwertungspaket erhielt den Namen Evolution (spätere Varianten wurden auch Revolution genannt). Das Evolution- bzw. Revolution-Programm war ausdrücklich für die Kampfwertsteigerung des Leopard 2A4 vorgesehen. Ein ähnliches Aufwertungspaket für andere Leopard-2-Varianten mit dem Namen Evolution II wurde 2012 vorgestellt.

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Leopard 2SG

Über das Evolution-Paket und seine Varianten ist nicht viel bekannt. Der erweiterte Minenschutz Advanced Modular Armor Protection (AMAP) (entwickelt von IBD Deisenroth) soll das Fahrzeug für die asymmetrische Kriegsführung wappnen (für die der Syrien-Krieg das beste Beispiel darstellt), indem er Schutz vor Infanteriewaffen und Panzerabwehr-Lenkflugkörpern bietet.

Die Evolution-Panzerung ist modular und kann je nach Intensität der Kämpfe im Einsatzgebiet angepasst werden. Die zusätzlichen Panzerungsblöcke bestehen aus Verbundmaterial (Aluminium-Titanium-Verbund, Stahlverbund und Keramik), auch wenn die genaue Zusammensetzung der Geheimhaltung unterliegt. Die Panzerung bedeckt die Vorderhälfte des Fahrzeugs und den größten Teil der Panzerung, also die am meisten exponierten Bereiche. Eine weitere wichtige, wenn auch optionale, Komponente des Pakets, bildet der zusätzliche Schutz vor Minen und unkonventionellen Sprengsätzen in Form von verstärkter Bodenpanzerung. Das Paket umfasst außerdem ein aktives Nebelschutzsystem vom Typ ROSY (Rapid Obscuring System), das in der Lage ist, innerhalb von einer Sekunde eine Nebelschutzwand zu kreieren.

Das Gewicht erhöhte sich je nach Konfiguration von 56 auf 60 Tonnen, was der 1500 PS starke MB837 Ka-501 Dieselmotor jedoch locker wegsteckt. Das Fahrzeug verfügt generell über die Feuerkraft des Vorgängermodells und ist mit der für standardmäßige NATO-Geschosse ausgelegten 120-mm-Glattrohrkanone L/44 von Rheinmetall ausgerüstet. Das Geschütz kann auf die Variante L/55 aufgewertet werden, was jedoch dem Geist des Evolution-Upgrades widerspricht. Dieses ist für bewaffnete Konflikte niedriger Intensität ausgelegt, die oft in städtischer Umgebung ausgefochten werden, in denen ein längeres Kanonenrohr sich trotz Steigerung der Feuerkraft nachteilig auswirkt.

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Leopard 2RI

Aktuell gibt es zwei Betreiber der Evolution-Variante. Zwischen 2006 und 2009 erwarb Singapur 94 Leopard 2A4 und ließ sie mit Evolution-Panzerung aufwerten, was die Variante Leopard 2SG ergab.

Der zweite Kunde war Indonesien. Im Jahr 2014 wurde eine indonesische Leopard-2A4-Variante mit modernisierter Revolution-Panzerung in der AMAP-B-Konfiguration (Leopard 2RI) auf der Rüstungsmesse Eurosatory vorgestellt. Während der dort präsentierte Prototyp mit einer Vielzahl von zusätzlichen Komponenten ausgerüstet war (Nebelmittelwurfanlage ROSY, zusätzlicher Minenschutz, etc.), kam die schließlich an Indonesien verkaufte Version nur über einige, darunter:

  • Klimaanlage
  • Elektrischer Turmantrieb statt des bisherigen hydraulischen Antriebs
  • Verbesserte Rohr-Rücklaufbremse (ermöglicht den Einsatz modernster Hochdruckmunition)
  • Optimierte Feuerleitanlage (ermöglicht den Einsatz programmierbarer Munition)

Indonesien bestellte 61 dieser Fahrzeuge und die ersten wurden im August 2016 geliefert, zusammen mit weiterer deutscher Ausrüstung, wie dem SPz Marder und 42 Leopard 2A4+. Die Lieferungen wurden im März 2017 abgeschlossen. Bei dem Leopard 2A4+ handelt es sich übrigens um einen Leopard 2A4 mit allen oben erwähnten Upgrades, abzüglich des Panzerungspakets.

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Bei Armored Warfare wird der Leopard 2A4 Evolution eine Alternative zum Leopard 2A5 auf Tier 8 darstellen. Der Panzer erscheint als Teil des Updates 0.19 am 20. April 2017.

Wir freuen uns auf Euer Feedback und sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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