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In Entwicklung: EE-18 Sucuri II

Kommandanten!

In gar nicht allzu ferner Zukunft wird der brasilianische Jagdpanzer EE-18 Sucuri II ins Spiel kommen und den Fuhrpark von Armored Warfare als Fortschrittsfahrzeug auf Tier 6 erweitern. Seinerzeit bildete das Modell einen durchaus interessanten Versuch, den brasilianischen Konzern Engesa (die Abkürzung steht für Engenheiros Especializados S/A) auf bislang ungeahnte Höhen des Erfolgs zu hieven. Stattdessen markierte seine Entwicklung einen Wendepunkt, nach dem es mit dem Konzern nur noch stetig bergab ging. Das ist jedoch eine ganz andere Geschichte, die in einem unserer früheren Artikel beschrieben wird – "Aufstieg und Untergang von Engesa".

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EE-18 Sucuri II

Lasst uns heute in die Zeit vor dem Abstieg reisen, als der Konzern in den späten 1970er-Jahren Erfolge feierte. Engesa hatte damals einige große Waffengeschäfte mit den folgenden überaus erfolgreichen Rad-Schützenpanzern abgeschlossen:

  • Mannschaftstransportwagen EE-11 Urutu
  • Feuerunterstützungsfahrzeug EE-9 Cascavel
  • Leichtes Aufklärungsfahrzeug EE-3 Jararaca

Diese SPz wurden nicht nur vom brasilianischen Militär eingesetzt, sondern auch zu Hunderten nach Afrika und in den Nahen Osten exportiert, wo sie erfolgreich an einigen bewaffneten Konflikten teilnahmen, darunter den Kriegen im Irak. Bei Egesa wollte man an diesen Erfolg anknüpfen, in dem man unter anderem mit der Entwicklung eines neuen Feuerunterstützungsfahrzeugs begann, das im Grunde nichts anderes darstellte, als einen Jagdpanzer auf Rädern.

Rad-Jagdpanzer waren zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht ungewöhnlich und auch wenn sie im Vergleich zu Kettenfahrzeugen weniger geeignet für die sumpfigen Landschaften Südostasiens und die Gebirgsregionen der Anden waren, eigneten sie sich perfekt für die trockenen afrikanischen Savannen, besonders wenn es darum ging, von den Sowjets unterstützte Guerillatruppen mit einigen verrosteten T-34 und T-54 außer Gefecht zu setzen.

Der Cascavel mit seiner französischen 90-mm-Kanone konnte es mit dieser Art von Bedrohungslage zwar locker aufnehmen, doch die Sowjets begannen zu jener Zeit, ihre "Verbündeten" mit immer mächtigeren Waffen und Panzern auszurüsten. Das erzeugte den Bedarf nach einem einfachen und robusten Radfahrzeug mit erhöhter Feuerkraft, das in der Lage wäre, jeden Möchtegern-Revolutionär zu neutralisieren. Auch die brasilianische Armee konnte diese Art von Fahrzeug gebrauchen und falls dies nicht der Fall sein sollte, würde sie es trotzdem aufgebrummt bekommen – aufgrund des seinerzeit enormen politischen Einflusses von Engesa.

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EE-9 Cascavel

Und so setzten sich die Konstrukteure in São José dos Campos an den Zeichentisch und entwickelten ein durchaus interessantes, primär für den Export vorgesehenes Fahrzeug – den Jagdpanzer EE-17 Sucuri.

Der ursprüngliche Sucuri (manchmal auch Sucuri I genannt) war ein leichter 6x6-Rad-Jagdpanzer mit einer für seine Kategorie gewaltigen Feuerkraft. Bei einem Gewicht von ca. 16,5 war er mit dem französischen Wiegeturm Fives Cail-Babcock FL-12 ausgestattet, wie er auch bei den letzten Varianten des Leichtpanzers AMX-13 verwendet wurde. Der Turm war mit der automatisch geladenen 105-mm-Zugrohrkanone GIAT CN 105-57 L/57 ausgerüstet.

Er bestand, ebenso wie die Wanne, aus relativ dünnem Stahl und auch wenn der untere Bereich des Fahrzeugs mit einer zweiten Schicht aus doppelt gehärtetem Stahl aus Eigenproduktion verstärkt war, bot der Sucuri nur Schutz gegen Kleinkaliberwaffen und – frontal – gegen Maschinenkanonen kleinerer Kaliber. Das war der Preis, der für das niedrige Gewicht gezahlt werden musste, bei der richtigen Handhabung allerdings keinen kritischen Schwachpunkt darstellte. Dass die Betreiberstaaten das Fahrzeug alles andere als wie vorgesehen einsetzten und dabei zahlreiche Verluste verzeichneten, war für Engesa eher kein Problem und bedeutete nur, dass die entsprechenden Einheiten ersetzt werden mussten.

Der beim Bau des Fahrzeugs eingesetzte doppelt gehärtete Stahl war übrigens eine der wenigen Eigenkreationen von Engesa, wo man üblicherweise an älteren und bewährten Lösungen festhielt.

Der EE-17 wurde von einem Scania DS-11 Dieselmotor angetrieben, der 295 PS Leistung aufbrachte. Der Motor wurde mit dem deutschen Getriebemodell ZF 6HP 600 kombiniert und brachte das Fahrzeug auf bis zu 100 km/h. Das war zwar wunderbar auf befestigten Straßen, doch der EE-17 besaß nur 6 Räder und auch wenn alle von ihnen angetrieben wurden, reichte der Bodendruck nicht an die Werte von 8x8- oder Kettenfahrzeugen heran.

Um das zu kompensieren entwickelte Engesa ein robustes unabhängiges hydropneumatisches Fahrwerk, das den Rädern eine Bewegungsfreiheit von 30 cm ermöglichte – im Vergleich zu anderen Fahrzeugen dieses Typs war das eine ganze Menge. Das gestaltete die Fahrt im Sucuri sehr geschmeidig und ermöglichte präzises Feuer bei hohen Geschwindigkeiten. Dieses System bot einen massiven Vorteil gegenüber der Konkurrenz, allerdings reichte das nicht aus, weil die Kanone bei der Vorstellung des EE-17 im Jahr 1987 bereits als veraltet galt.

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EE-17 Sucuri

Sowohl das Turmsystem, als auch das Geschütz stammten aus den späten 1950er-Jahren und auch wenn die einst mächtige Kanone immer noch kräftig austeilen konnte, reichten ihre kinetischen Geschosse und HEAT-Projektile selbst in aufgewerteter Form nicht aus, um es gegen Exportversionen des T-72 aufzunehmen und damit die Aufgabe zu erfüllen, für die der Sucuri ursprünglich konzipiert wurde. Darüber hinaus konnte ein Wiegeturm von der Art des FL-12 keinem Überdruck standhalten.

Aufgrund dieser Sachverhalte wurde entschieden, das Turmsystem durch etwas größeres zu ersetzen – einen größeren Turm mit einer mächtigeren Waffe. Die daraus entstandene Variante hieß EE-18 Sucuri (manchmal auch Sucuri II genannt)

Der neue Engesa-Turm war für drei Personen ausgelegt und basierte auf früheren Designs. Er war mit einer 105-mm-L/52-Zugrohrkanone von OTO Melara bewaffnet, wie sie auch beim OF-40 zum Einsatz kam, wobei sie in diesem Fall vollständig stabilisiert war, allerdings auch manuell geladen werden musste. Der Ladeschütze saß links von dem Geschütz, während der Kommandant und der Richtschütze rechts davon positioniert waren, wobei der Kommandant etwas erhöht hinter dem Richtschützen saß. Sowohl der Kommandant, als auch der Ladeschütze verfügten jeweils über ein Tag- und Nachtsichtvisier.

Die Kanone konnte standardmäßige 105-mm-NATO-Munition abfeuern (einschließlich HESH) und war mit einem Laserabstandsmesser und einer modernen digitalen FLA ausgerüstet, dank der das Fahrzeug auch während der Fahrt präzise schießen konnte. Diese Eigenschaft in Verbindung mit der hohen Geschwindigkeit ermöglichte ihm das Durchbrechen feindlicher Linien. Das Fahrzeug trug 30 Projektile mit sich, 8 davon im Geschützturm und 22 in der Wanne. Das Kanonenrohr konnte sich um +15 Grad heben und um -6 Grad senken.

Ein größerer Turm, eine größere Kanone und ein zusätzliches Besatzungsmitglied zogen eine entsprechende Gewichtszunahme nach sich. In diesem Fall stieg das Gewicht auf 18,5 Tonnen, zum Ausgleich wurde ein 380-PS-Dieselmotor von Scania mit der Bezeichnung DSI-11 eingesetzt, der für eine dem EE-17 vergleichbare Leistung sorgte.

Das Fahrzeug konnte je nach Kundenwunsch mit weiteren Komponenten aufgewertet werden, darunter:

  • Nachtsichtgerät für den Fahrer
  • ABC-Schutz
  • Laserwarnsystem

Trotz der vielfältigen Möglichkeiten und vorgenommenen Verbesserungen stieß das Modell auf keinerlei Interesse seitens der potenziellen Käufer. Das Fahrzeug kam einfach zu einem schlechten Zeitpunkt auf den Markt.

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EE-17 Sucuri

Aufgrund des Golfkriegs und des damit zusammenhängenden Waffenembargos verlor Engesa mit dem Irak den bis dato größten Abnehmer. Wegen des immensen Einflusses der USA auf die Anti-Irak-Allianz kauften auch die Verbündeten in den Vereinigten Staaten ein – zu großzügigen Konditionen. Engesa konnte mit den Preisen der Amerikaner nicht mithalten und der endgültige Todesstoß fiel mit dem Ende des Kalten Krieges zusammen, als eine Vielzahl ausgemusterter Ausrüstung den Markt überschwemmte, die teilweise zu absurd niedrigen Preisen den Besitzer wechselte.

Engesa fand für den EE-18 schlichtweg keinen Abnehmer und nachdem sie den größten Teil ihres Kapitals in die Entwicklung des misslungenen Osório-KPz-Projekts investiert hatte, ging die Firma 1993 schließlich Bankrott. Was von ihr übrig blieb, waren einige exzellente Schützenpanzer (so manch ein Cascavel verrichtet seinen Dienst bis heute) und eine Warnung, dass selbst der größte Konzern durch eine Reihe von unglücklichen Umständen in die Knie gezwungen werden kann.

Ungeachtet der Tatsache, dass dem Sucuri im wirklichen Leben kein Erfolg beschieden war, wird er bei Armored Warfare als Jagdpanzer auf Tier 6 wiederbelebt. Er wird einen für sein Tier eher standardmäßigen Jagdpanzer abgeben, dank seinem ungewöhnlichen Fahrwerk allerdings über herausragende Offroad-Fähigkeiten verfügen, die es ihm ermöglichen werden, für andere Radfahrzeuge unzugängliches Gelände für tödliche Angriffe aus dem Hinterhalt zu nutzen.

Wir hoffen, dass euch dieses Fahrzeug gefallen wird und sehen uns auf dem Schlachtfeld!

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