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Die Geschichte des Sheridan: Teil 2

Nach dreijährigen Budget-Verhandlungen und ungefähr einjährigen Vorbereitungen wurde 1966 eine limitierte Fertigung des M551 eingeleitet. Die produzierte Variante basierte mehr oder weniger auf dem zwölften Prototyp (die früheren Prototypen dienten mehrheitlich dazu, unterschiedliche technische Lösungen auszuprobieren).

Der M551 wurde im Mai 1966 offiziell zum Dienst zugelassen, und das erste Fahrzeug, das am 29. Juni 1966 bei einer Operationseinheit eintraf, wurde vom General Frank S. Besson Jr., dem Kommandanten des Heereskommandos für Ausrüstung, auf den Namen "M551 General Sheridan" getauft (zu Ehren des berühmten Bürgerkriegsgenerals Philip Henry Sheridan). Zwischen 1962 und 1970 wurden im Rahmen der Massenfertigung insgesamt 1662 Fahrzeuge produziert.

m551c

Der Panzer wurde umgehend einer Reihe von Tests in unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen unterzogen, und es stellte sich heraus, dass die Shillelagh-Raketen selbst in einer feuchten Umgebung relativ gut funktionierten. Von den halb-entzündlichen Hülsen der 152 mm-Munition konnte man das allerdings nicht behaupten, denn sie wurden oft feucht, und das verursachte viele Fehlfunktionen. Ein weiteres Problem bestand darin, dass das sehr kurze Geschützrohr keinen Rauchabzug hatte und der Kampfraum sich deshalb oft mit Schießpulverresten und Gasen füllte, ungeachtet der Tatsache, dass der Lüftungseinlass direkt über dem Verschluss lag. Um es noch schlimmer zu machen, blieben die glühenden Rückstände der halb-entzündlichen Hülsen im Munitionslager zurück, und es bestand ständig die Gefahr, dass die geladene Munition sich spontan entzünden würde. Um dieses letzte Problem zu lösen, wurden die Sheridans ab Februar 1967 mit einem Druckluftsystem (Open Breech Scavenger System = OBSS) versehen, das die Innenseite des Rohrs mit Druckluft von den glühenden Resten befreien sollte. Die Druckluft befand sich in zwei Druckbehältern aus Schichtverbundwerkstoff, die vor dem Fahrersitz installiert waren, und ein unter dem Sitz befindlicher Kompressor brachte die Druckluft auf 3100 PSI. Zum "Vergnügen" der Wartungsmannschaften gab es drei Versionen dieses Systems, und insgesamt war das keine besonders effiziente Lösung, die gut funktioniert hätte.

M81 Schematics

Die schlimmsten Ergebnisse lieferten die 1967 in der feuchten Umgebung von Panama durchgeführten Tests. Während eines dieser Tests ist ein geladenes Geschoss bei offen stehendem Munitionslager explodiert. Die Explosion war eine Folge des erwähnten Problems mit glühenden Rückständen im Geschützrohr, und als Reaktion darauf verbot man den Besatzungen und den Arbeitern, Munition im Panzer zu lagern; auch die Produktion wurde vorübergehend eingestellt. Das geschah 1968 nach der Modifizierung des OBSS-Druckluftsystems zu einem Druckluftsystem mit geschlossenem Verschluss (Closed Breech Scavenger System = CBSS), das die Sicherheit des gesamten Feuermechanismus deutlich verbesserte.

Die Versuche in Australien brachten in etwa die gleichen Ergebnisse, und die allgemeine Schlussfolgerung war, dass dieses für feuchte Umgebungen ungeeignete Fahrzeug in trockenen und kalten Umgebungen gut funktionierte. Diese Warnungen wurden jedoch ignoriert, und der erste Kampfeinsatz des Sheridan erfolgte tatsächlich in Vietnam.

“Vietnamisierung”

Der Einsatz des Sheridan in Vietnam war ein Kapitel für sich. Das Fahrzeug war eigentlich für die Schlachtfelder in Europa konstruiert und für den Kampf gegen die Sowjets und ihre mechanisierte Infanterie - die sowjetischen Transportpanzer (oder Schützenpanzer) waren als primäre Ziele gedacht, insbesondere vor der Landung der Infanterie. Diese Taktik war für die asymmetrische Kriegsführung in Vietnam allerdings nicht geeignet, und im Kampf gegen die Fußsoldaten des Feindes wurde ein neuer Munitionstyp benötigt. Eine Folge dieser Notwendigkeit war das Flechet-Projektil XM625 "Bienenstock". Gefüllt mit 9900 nagelgroßen Nadelsplittern, konnte es jeden Infanteristen, den sie im offenen Feld erwischte, buchstäblich in Stücke reißen.

Eine weitere Modifizierung auf dem Schlachtfeld in Vietnam war der Kommandantenposten an der Spitze des Geschützturms, der zusätzlichen Schutz erhielt, und das Browning M2-Maschinengewehr des Kalibers .50 bekam einen Schutzschild. Der Kommandant war also von vorne durch diesen Schild geschützt, von den Seiten durch die geöffneten Teile der Einstiegsluke und von hinten durch eine Munitions- und Ersatzteilbox, die ironischerweise zu klein für die insgesamt benötigte Menge an Munition und Ersatzteilen war. Einige Fahrzeuge wurden sogar noch stärker modifiziert: durch zusätzliche Maschinengewehre oder sogar einen Mörser bzw. Granatwerfer für den Ladeschützen.

Der Einsatz in Vietnam machte weitere Probleme des Fahrzeugs deutlich, einige von denen erst Jahre später behoben werden konnten. Die Übertragung zum Beispiel war angesichts des Gewichts und der Leistung des Fahrzeugs unzureichend, und die Fahrer mussten sehr vorsichtig mit der Kupplung sein, sonst drohte ein Schaden am Getriebe. Dies war insbesondere in zwei Fällen problematisch:

  • Fahrer, die vorher mit dem Panzer M48 Patton gefahren sind, gingen zu grob mit der Kupplung um, was viele Pannen verursachte
  • Wenn die Übertragung einer ungewohnten Belastung ausgesetzt war, zum Beispiel, wenn die Sheridans sich einen Weg durch den Dschungel bahnen mussten. Eine Folge davon war die Konstruktion der nachfolgenden M113-Schützenpanzer

Die Zerbrechlichkeit und ungeeignete Bauweise des Drehzahlbegrenzers hatte ebenfalls verschiedene Fehlfunktionen zur Folge, so zum Beispiel zum Abwürgen des Motors oder einer zu hohen Drehzahl. Der Geschützturm war auch ein Albtraum, und bis heute gilt er als eines der schlechtesten Waffensysteme, die jemals im Dienst der US-Armee waren.

M551 Sheridan

Die "Freuden" der Sheridan-Schützen

Eine Beschreibung des "Spaßes" beim Kämpfen im echten Sheridan würde ihm kaum gerecht; sehen wir also einige Beispiele für Probleme an, mit denen es die Besatzung zu tun hatte.

In gewöhnlichen Panzern führte der Überdruck der Rückstoß-Hydraulik zu kaputten Dichtungen, die leicht auszutauschen waren. Im Sheridan wurde der Überdruck theoretisch durch eine Ventilschraube verhindert, die aber oft nicht funktionierte; das hatte zur Folge, dass die Besatzung des Geschützturms oft mit der roten Hydraulikflüssigkeit (Spitzname "Kirschsaft") begossen wurde.

Eine andere Quelle ständiger Irritationen war die Verkabelung des Geschützturms. Die Hauptschaltkreise waren auf zehn separate entfernbare Leiterplatten verteilt. Das Problem war, dass der heftige Rückstoß des Geschützes sie häufig aus ihren Betten "schüttelte", was verschiedene Fehlfunktionen und Kurzschlüsse verursachte. Angesichts der Tatsache, dass das Geschütz von einem elektrischen Mechanismus abgefeuert wurde, war eine derartige Fehlfunktion für das Fahrzeug katastrophal. Ganz besonders anfällig für allerlei Pannen und Kurzschlüsse waren die Transformatoren. Die Kohlenstoff-Rückstände von den halb-entzündlichen Hülsen verstopften die elektrische Verkabelung des Schießmechanismus, was seine Funktionsfähigkeit deutlich verminderte. Diese Probleme kamen alles andere als selten vor, manchmal ereigneten sie sich schon nach zwei oder drei Schüssen, und im Durchschnitt meldeten Sheridan-Besatzungen einen Geschütz-Ausfall pro 50 Schüsse.

Was das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachte, war das Abfeuern hochexplosiver Vollladungs-Munition und hochexplosiver Hohlladungsgeschosse mit dem Geschütz. Die "Bienenstock"-Projektile waren weitgehend in Ordnung, weil dabei reduzierte Ladungen verwendet wurden, aber beim Abfeuern hochexplosiver Vollladungs-Munition und hochexplosiver Hohlladungsgeschosse wurde das Fahrzeug heftig erschüttert und seine vorderen Laufräder wurden durch den Rückstoß in die Luft hochgeworfen, während der Panzer sich vorübergehend in eine dicke Rauchwolke hüllte. Das beeinträchtige das Shillelagh-Raketenzielsystem, und nach dem Abfeuern einiger gewöhnlicher Geschosse war es problematisch, Raketen zu starten und damit etwas zu treffen.

sherx

Der Ladeschütze hatte den wohl schlimmsten Job von allen. Es war alles andere als einfach, den Verschluss zu bedienen, da seine Elektrik aus den oben genannten Gründen häufig ausfiel und man ihn mit einem Hebel manuell öffnen musste. Die Bedienung dieses Hebels war im engen Geschützturm schwierig, und die Ladeschützen hassten das wie die Pest. Der Ladeschütze durfte auch nicht vergessen, vor dem Abfeuern konventioneller Munition den Geschütz-Modus einzuschalten, falls zuvor eine Rakete abgeschossen worden war. Wenn er das vergas, riss der Raketenstart-Mechanismus die Seite der Brennkammer auf, und der Boden des Geschützturms bedeckte sich mit Schießpulverkörnern. Die Raketengeschosse waren groß und schwer in der Handhabung, und es gab Probleme mit nicht abgefeuerten Geschossen, die manchmal im Geschützrohr stecken blieben.

Eine Zumutung war auch, dass das Geschütz in seiner Höchstposition aus einem unbekannten Grund nach links zu rotieren begann - die Richtschützen waren alles andere als begeistert.

Die meisten dieser Probleme wurden früher oder später behoben. Wie, werdet ihr im dritten und letzten Teil unserer Sheridan-Artikelreihe erfahren.

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