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Combat Vehicle 90: Unter der Haube

Autor: Huginn (mit besonderem Dank an PanzerAce).

Heute werfen wir einen Blick auf einige der modernsten CV-90-Modelle und gehen der Frage nach, wie sie sich über die Jahre technologisch entwickelt haben. Wir konzentrieren uns dabei hauptsächlich auf aktiv im Dienst befindliche Fahrzeuge, befassen uns aber auch mit einigen Prototypen. Im Gegensatz zu meiner Einführung in die CV-90-Familie, befasst sich dieser Teil eher mit technischen Besonderheiten.

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Bild eines CV90, Foto: Nils Bjuggstam (Tu.no)

Viele Varianten des CV 90 versehen weltweit ihren Dienst, die meisten davon in Nordeuropa. Bis auf wenige Ausnahmen sind es überwiegend Schützenpanzer.

Um sich einen Überblick über die Entwicklung des CV90 seit dem ersten Stadium der Massenproduktion zu verschaffen, müssen wir einen genaueren Blick auf seine allererste Version werfen - den schwedischen Strf 9040.

Modernisierungsgeschichte des SPz

Zum Zeitpunkt seiner Einführung beim schwedischen Militär im Jahre 1991 ist der Strf 9040 ein relativ moderner SPz gewesen. Er besaß einige Qualitäten, die besonders den skandinavischen Nutzern Vorteile im nördlichen Terrain verschafften, verfügte jedoch über ein schwaches Feuerkontrollsystem, das im Prinzip nur aus einem UTAAS-Richtschützenvisier ohne Computerunterstützung bestand. Das Fahrzeug besaß in seiner Ursprungsversion weder einen ballistischen Computer, noch einen Stabilisator. Schwedens Militär hatte schlichtweg kein Geld, um dem CV90 gleich nach Indienststellung eine umfangreiche Kampfwertsteigerung zu verpassen und setzte stattdessen darauf, den Strf 9040 in den folgenden 11 Jahren von Variante „A“ auf Variante „C“ zu modernisieren.

Was die internen Systeme anbelangt, ist die C-Version identisch mit dem CV9030 Mk.I gewesen, mit Ausnahme der Munitionsprogrammierung für die 3P-Multifunktionsmunition. Die C-Version trat ihren Dienst in der norwegischen Armee 2002 an, der norwegische Mk.I hingegen schon 1994.

Heutzutage sind schwedische Strf-9040-Varianten der CV90-Familie die am wenigsten fortschrittlichen Fahrzeuge in aktivem Dienst.

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Strf 9040C, Foto: Jorchr

Nachdem Schweden den Strf 9040 1991 in Dienst nahm, zeigte auch das norwegische Militär Interesse und orderte eine Testversion mit einer 30-mm-Bushmaster. Es dauerte drei Jahre, bis die norwegischen Streitkräfte eine Bestellung für 104 Fahrzeuge aufgaben. Norwegens Militär ist mehr oder weniger zufrieden mit den Feldversuchen des CV90 gewesen, der seine Gegner in schwerem Gelände austrumpfte, beanstandete jedoch den niedrigen technologischen Stand des CV90. Man wollte einen besser gepanzerten SPz mit einem modernen, computergesteuerten Feuerkontrollsystem.

Nach langen Verhandlungen wurde der norwegische CV90 weitreichend modernisiert und überholte damit in Sachen Technologie den Strf 9040. Zu den Upgrades gehörte ein verbesserter Schutz, ein digitales UTAAS-Feuerkontrollsystem von Saab und Kompatibilität mit dem MEXAS-Zusatzpanzerungsset. Auch der Motor wurde von 550 auf 605 PS aufgepeppt.

So geschah es, dass der CV90 im Jahre 1994 den ersten Schritt in Richtung Modularität machte.

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Bild eines schweizerischen CV9030 Mk.II, Foto: Nils Bjuggstam (Tu.no)

Der CV9030 Mk.II wurde im Jahre 1998 von der schweizerischer Armee geordert. Es ist eine modernisierte Variante mit verbessertem Schutz gewesen. Der Mk. II besaß auch modernere Elektronik in Form eines Fahrzeuginformationssystems, das mit einem Battle-Management-System und aktiven Schutzmodulen erweitert werden konnte. Das Fahrzeug erhielt auch einen neuen Motor - den Scania DS16 mit 680 PS. All diese Upgrades erhöhten das Gewicht des Panzers im Vergleich zu den 26 Tonnen des Vorgängers Mk.I auf insgesamt 28,7 Tonnen.

Es wurden 186 Fahrzeuge geordert und zwischen 2002 und 2005 ausgeliefert. Auch Finnland bestellte den für die Schweiz entwickelten CV9030 Mk.II, allerdings mit einigen kleineren Änderungen, die diese Variante etwas leichter machten.

Die Entwicklung des CV90 führte schließlich zur Version CV9035 Mk.III, der 2004 fertiggestellt wurde. Auch die Niederlande und Dänemark zeigten Interesse an diesem Programm, kürzlich kaufte Estland den Niederlanden 45 Fahrzeuge ab.

Das Gewicht dieses Modells erhöhte sich von 28 auf immerhin 35 Tonnen. Der Grund für diese Gewichtszunahme lag in einer spürbaren Erhöhung der Schutzeigenschaften, die neben einer verbesserten Computerisierung und einem größeren Innenraum zu den wichtigsten Neuerungen des Modells gehörte. Auch der Motor wurde modifiziert, um 810 Pferdestärken Leistung zu bringen und so die Gewichtszunahme zu kompensieren.

Wie wir sehen, konzentrierten sich die technologischen Upgrades auf die digitale Ausrüstung des Fahrzeugs, die von Beginn an zu dessen Schwachstellen gehörte. Das Ausgangsmodell ist dahingehend exzellent gestaltet, dass es sich leicht an lokale Anforderungen anpassen lässt. Mit einer Vielzahl an alternativer Bewaffnung, unterschiedlicher Panzerung, Modularität und Mobilität, besitzt das Fahrwerk des CV90 ein großes Entwicklungspotenzial.

Den vorläufige Höhepunkt der CV90-Familie bildet die neueste norwegische CV90-Flotte. An diesem Zeitpunkt seiner Entwicklung ist das Fahrzeug komplett modular konzipiert und kann nach Belieben mit austauschbaren Geschütztürmen und internen Systemen ausgerüstet werden.

Aus der ursprünglich einzigen norwegischen Variante entwickelten sich fünf unterschiedliche Modelle. Die Entwicklung des modernen Panzerfahrzeugbaus hat ihren Höhepunkt in der vollständigen Modularität der CV90-Plattform erreicht, deren Wurzeln im norwegischen Fuhrpark liegen.

Diese Varianten verfügen über eine extrem hohe Zahl an unterschiedlichen High-Tech-Lösungen und Typen von Ausrüstung. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, weshalb wir uns nur auf die bei Armored Warfare auftauchenden Varianten konzentrieren. Momentan gelten zwei der fünf Modelle als geeignete Kandidaten für Tier 10 - ein Schützenpanzer und ein Aufklärer.

Beide verwenden das neueste Fahrwerk des CV90, also die Mk.III-Version. Es herrscht keine einhellige Meinung darüber, ob die 2015er Panzerung der 2004er Version überlegen ist, das Militär ließ einzig verlautbaren, sie wäre „smarter“ als ihre Vorgänger. Wir wollen einfach mal davon ausgehen, dass die aktuelle Version besser ist.

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Foto von Eirik Helland Urke mit Geschützturm eines Mk.III

Erfreulicherweise wurden einige technische Details dieser Fahrzeuge veröffentlicht. So wurde ihre gesamte Optik modernisiert und die Fahrzeuge operieren mit dem hochmodernen virtuellen Kampfmanagementsystem „AWARE“. Für die Testläufe des „Battlefield Management Systems“, kurz BMS, wurden die Fahrzeuge mit der ferngesteuerten Waffenstation „Protector“ ausgestattet.

Das BMS-System berechnet aus gewonnenen visuellen Daten in Echtzeit die Position des Gegners und bietet damit eine bessere Übersicht des Schlachtfelds, als traditionelle Kartenberechnung. Das BMS ist ein Upgrade, mit dem alle Frontfahrzeuge ausgestattet werden.

Eine Sache, die den norwegischen CV90 einzigartig macht, ist die Verwendung von Gummiketten. Bei gleicher Lebenszeit wie Stahlketten bietet diese Lösung mehrere Vorteile. Zu den wichtigsten Vorzügen gehören weniger Vibrationen, bessere Beschleunigung, besseres Offroad-Verhalten und größerer Komfort für alle Besatzungsmitglieder, ganz zu schweigen von der eingesparten Tonne Gewicht.

Momentan werden solche Gummiketten nur in Norwegen verwendet.

Das Innenleben des Aufklärers unterscheidet sich im großen Maße von dem der SPz-Version. Sechs Besatzungsmitglieder bedienen die zahlreichen Sensoren, darunter einen auf sechs Meter Höhe ausfahrbaren, elekrooptischen Mast. Dabei handelt es sich um das modulare Sensorsystem Vingtaqs II, dass je nach Mission individuell eingestellt werden kann. Zur standardmäßigen Ausrüstung gehört ein Radar, eine Wärmebildkamera und eine Tageslichtkamera, die je nach Situation gegnerische Ziele auf 30 Kilometer Entfernung erkennt und über Laserzielmarkierung verfügt. Auch der Turm der Aufklärerversion besitzt eine spezielle Form - ob das zusätzlicher Panzerung zu verdanken ist, oder das Radarbild verringern soll, ist nicht bekannt, da offizielle Informationen zum Turmdesign fehlen.

Es wäre sicherlich noch viel zu den besonderen Features des CV9030 Mk.III zu sagen, allerdings sind das die einzigen offiziellen Angaben, an die ich momentan gekommen bin.

Prototypen und Technologie der Zukunft

Bei der raschen technologischen Entwicklung der CV90-Familie, könnten schon bald weitere Modernisierungen folgen. Was wird momentan getestet und welche Plattformen werden von BAE Systems verwendet?

In der letzten Zeit wurden bei BAE Systems drei Fahrzeuge als Testplattformen verwendet: der CV90 Armadillo, der CV90 FRES und der CV90120-T. Die Fahrzeuge sind mit neuesten Technologien ausgestattet, deren Details zwar der Geheimhaltung unterliegen, die uns jedoch einen Ausblick auf die Zukunft der CV90-Reihe gestatten.

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CV90 Armadillo

Der CV90 Armadillo ist die unkonventionellste der drei Plattformen. Die Ingenieure von BEA Systems holten sich ihre Inspiration für dieses Modell bei der Formel 1. Das Ergebnis war ein neuartiges, aktives Federungssystem der Aufhängung, das ursprünglich für Fahrzeuge aus Fiberglass mit einem Höchstgewicht von 700 kg entwickelt wurde. Man adaptierte es für ein 35 Tonnen schweres Panzerfahrzeug, was die Mobilität in Gefechtssituationen erheblich verbesserte und die Höchstgeschwindigkeit des Armadillo im Gelände um 40% von 70 auf 100 km/h erhöhte.

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Bild eines CV90 FRES, Foto: Defense-update.com

Die Entwicklung des CV90 FRES ist an das britische FRES-Programm geknüpft gewesen, das eine Vielzahl an Optik- und Systemmodulen voraussetzte, um die Anforderungen der britischen Armee zu erfüllen. Das interessanteste optische System des CV90 FRES ist „JANUS“, ein kugelförmiger, stabilisierter Panoramasensor mit Elektrooptik. Er wird am höchsten Punkt des Turms angebracht, lässt sich um 360 Grad drehen und 90 Grad heben, was auch einen Einsatz gegen Luftziele ermöglicht. Um die Voraussetzungen zu erfüllen, wurde das Fahrzeug mit einem modernen Militärnetzwerksystem und einem neuen Geschützturm mit kompakter 40-mm-Maschinenkanone ausgerüstet.

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Bild eines CV90120 „Ghost“, Foto: BAE Systems]

Der CV90 „Ghost“ hebt sich dank seines einzigartigen Designs am meisten von den anderen Modellen der Baureihe ab. Sein erster und technisch fortschrittlichster Prototyp wurde aus dem CV90120-T entwickelt, der wiederum mit einer neuen 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall, einem neuen Turm und dem ADAPTIV-Thermaltarnsystem ausgerüstet war.

Das ADAPTIV-System garantiert der Plattform eine herausragende Stellung, weil es die Möglichkeit bietet, ein Fahrzeug komplett unsichtbar für moderne Wärmebildkameras zu machen. Es ist ein System aus hexagonalen Kacheln, die das ganze Fahrzeug bedecken und die ausgestrahlte Wärme zerstreuen. Aufnahmen aus Versuchsreihen haben gezeigt, dass ein damit ausgestattetes Fahrzeug erfolgreich Autowracks und zivile Fahrzeuge vortäuscht, ohne selbst entdeckt zu werden. Auch der Turm wurde modifiziert, um die Radarsignatur zu minimieren, zusätzlich kann das Fahrzeug mit Materialien bedeckt werden, die Radarsignale absorbieren.

Es ist dazu gemacht, auf dem Schlachtfeld der Zukunft unsichtbar zu sein und macht seinem Spitznamen alle Ehre.

Übersicht

Der CV90 hat vom Basismodell bis zu den modernsten Entwicklungen in Sachen Mobilität, Schutz und Feuerkraft einen überaus interessanten Weg zurückgelegt. Auch heute liegt sein Potenzial im Vergleich zu anderen Plattformen um ein vielfaches höher. Momentan können sich nur wenige Baureihen mit dem Erfolg und dem Potenzial des CV90 messen. Die vielversprechenden Prototypen und neuesten Technologien lassen auf eine ebenso interessante Zukunft der CV90-Plattform hoffen.

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