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Aus dem Schatten

Sie stand am Fenster und blickte nach draußen. Das Panorama Londons in der Nacht, die Lichter und der indigoblaue Himmel reflektierten gegen das dicke Panzerglas zwischen ihr und der Außenwelt. Dinge waren anders, dachten sie. Ihr Träumereien wurden durch ein kurzes zirpen ihres Telefons unterbrochen.

Sie kehrte zu ihrem massiven Schreibtisch zurück und ging ans Telefon. Als sie die Anrufer-ID sah, nahm sie sofort ab. Sie hatte es erwartet.

Der Mann auf der anderen Seite hatte ein verwittertes Gesicht. Er war irgendwo in einem Zelt und sie hörte Schussgeräusche im Hintergrund, wovon der Mann scheinbar unbeeindruckt war. Er kam direkt zum Punkt, wie gewohnt.

“Sie haben es gehört, nehme ich an.”

“Ja. Ich habe nicht erwartet, dass sie die Lizenz jemand anderem geben, aber hier sind wir nun.”

“Ja. Hier sind wir.”

Sie richtete unterbewusst ihr Haar.

“Was wissen wir über ihn?”

Der Mann zuckte.

“Chinesischer Staatsangehöriger. Es scheint, als hätte er die meiste Zeit seines Lebens in Peking verbracht – die Aufzeichnungen sind lückenhaft. Eher jung, wie ich hörte, vielleicht in den frühen Vierzigern. Heimlich haben nur wenige mit ihm persönlich zu tun gehabt. Doch er hat viele Beziehungen – durch ganz Asien, sogar Europa.”

“Das ist nicht viel.”

Der Mann nickte ernst.

“Zeiten ändern sich. Bis jetzt waren es nur wir zwei.”

Nach wenigen weiteren Scherzen beendeten sie das Telefonat, aber das unbehagliche Gefühl verweilte. Die Zeiten haben sich definitiv geändert, dachte sie. Eines war jedoch klar - die Dinge waren einfach viel interessanter geworden.

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