Moderne polnische Fahrzeuge

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Polen, wie viele andere Länder, unter den Einfluss der Sowjetunion, was die Entwicklung der polnischen Armee („Ludowe Wojsko Polskie“, LWP) von 1945 bis 1990 stark beeinflusste. Als Teil dieser Entwicklung wurde die Ausrüstung der polnischen Armee vollständig auf sowjetische Produktion umgestellt. Das bedeutete jedoch nicht, dass die polnische Waffenentwicklung aufgehört hätte. In den Jahrzehnten nach dem Krieg ist es den Polen gelungen, Dutzende interessanter Lösungen zu entwickeln, von Modifikationen sowjetischer Fahrzeuge bis zu völlig neuen Projekten. Heute werfen wir einen Blick auf einige dieser Fahrzeuge, die möglicherweise auch bei Armored Warfare auftauchen werden.

T-55AM "Merida"

merida

Der polnische T-55AM ist eine Weiterentwicklung des mittleren Kampfpanzers T-55A gewesen, der seinen Dienst bei der LWP tat. Seit 1986 im Einsatz, wurden von ihm 630 Stück gebaut. Das Fahrzeug trug seine Originalbewaffnung (die D-10T2S 100mm-Kanone) und wurde mit der „Merida“-Feuerleitanlage aufgestockt. Zusätzlich wurde der Geschützturm mit zwei Panzerplatten verstärkt (was die Panzerung auf 290mm erhöhte) und der Schutz durch das Lasererkennungssystem „Bobrawa“ und einheimische Rauchgranatenwerfer erhöht. Der T-55AM wurde angetrieben von der polnischen Version des V-55-Motors, dem W-55 Wax (der es auf 640 PS brachte). Das Fahrzeug diente der polnischen Armee nahezu zwei Jahrzehnte lang, wobei die letzten Exemplare 2002 ausgemustert wurden. Der einzige andere Betreiber ist Lettland gewesen (im Jahre 1999 wurden 5 Fahrzeuge an dieses Land geliefert).

PT-91 "Twardy"

twardy

Der „Twardy“ (polnisch für „hart“ oder „zäh“) ist eine weitreichende Modernisierung des sowjetischen mittleren Kampfpanzers T-72 gewesen, die von den Zakłady Mechaniczne Bumar-Łabędy in Gliwice ausgeführt wurde. Seine Ursprünge liegen in der Mitte der 1980er-Jahre, als die polnische Armee beschloss, seine Panzertruppen zu modernisieren. Zur Diskussion standen viele Optionen (unter anderem der Kauf modernster sowjetischer T-72S-Panzer), am Ende entschloss man sich, die T-72M1-Panzer zu modernisieren, um ihre Widerstandsfähigkeit auf dem Schlachtfeld zu verbessern. Dazu wurde eine Reihe von Vorschlägen und Projekten präsentiert (erwähnenswert darunter der T-72M2 Wilk) und das Programm konnte nahezu ein Jahrzehnt später mit der Vorstellung des PT-91-Kampfpanzers abgeschlossen werden.

Der PT-91 ist eine stark modernisierte Variante des T-72 , die viele in Polen konzipierte Bauteile enthält. Die größte Modifikation ist wohl die explosive Reaktivpanzerung ERAWA (Erawa-1 und Erawa-2). Anders als der T-72 wird der PT-91 von dem polnischen S-12U-Motor mit 850PS angetrieben. Während die Hauptbewaffnung unverändert blieb, (125mm 2A46M Glattrohrkanone), ist die Feuerleitanlage aus polnischer Produktion - ein SKO-1 DRAWA-T-System mit verbessertem ballistischem Computer. Die Feuerkraft wurde zusätzlich erhöht durch die Einführung einheimischer Kleinkaliber-Munition („PRONIT“) mit einer verbesserten Durchschlagskraft von 540mm (bei 2km/30 Grad).

Das Fahrzeug ist außerdem mit einem Obra-3 Lasererkennungssystem und einem Tellur 81mm Rauchgranatenwerfer ausgerüstet.

Der PT-91 wurde im Jahr 1995 von der polnischen Armee in Dienst gestellt, bis zu seiner Ausmusterung in 2002 wurden 233 PT-91-Panzer gebaut. Während dieser Zeit wurden mehrere verbesserte Modelle entwickelt, darunter auch eine für Malaysia konzipierte Exportversion. Alles in allem ist der PT-91 eine der besten, nichtrussischen Upgrades des T-72.

WPB Anders

anders

Wenn von Anders die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit dem Leichtpanzer, wobei leicht vergessen wird, dass sich die Bezeichnung „Anders“ auf eine ganze Baureihe von Fahrzeugen bezieht (die unter anderem einen Schützenpanzer und ein technisches Fahrzeug beinhaltete). Benannt nach Władysław Anders (einen berühmten polnischen General im Zweiten Weltkrieg und anschließenden Exilpolitiker), wurde die Anders-Fahrzeugfamilie zwischen 2008 und 2012 von OBRUM (Ośrodek Badawczo-Rozwojowy Urządzeń Mechanicznych – Forschungs- und Entwicklungszentrum für mechanische Vorrichtungen) entwickelt, um die veralteten BMT-Fahrzeuge der polnischen Armee zu ersetzen. Zum ersten Mal wurde er 2009 während der MSPO-Messe in Polen in Form eines Leichtpanzers vorgestellt, ausgerüstet mit einer schweizerische 120mm Kompaktkanone (CTG) in einem unbemannten Geschützturm (auch eine 105mm-Cockerill-Version wurde entwickelt).

Der Hauptvorteil der Anders-Baureihe bestand in ihrem modularen Design, dank welchem die Fahrzeuge relativ leicht verbessert und modifiziert werden konnte, um verschiedenen Einsatzgebieten gerecht zu werden. Selbst die Leichtpanzer-Version ist in der Lage gewesen, mehrere Infanteristen zu befördern und auch der Schutz des Fahrzeugs konnte den Umständen entsprechend modifiziert werden (von leichter Panzerung gegen Kleinkaliber bis zum Schutz vor 50mm-Geschossen auf bis zu 500m). Das Leichtpanzer-Modell wog 33 Tonnen und wurde von einem deutschen MTU-Motor mit 720PS angetrieben, was ihn auf bis zu 72 km/h brachte. Er ist mit neuester Elektronik vollgepackt gewesen, darunter dem israelischen Trophy APS-System und der Obra-3 Lasererkennung.

Trotz Interesse der polnischen Armee, die zu einem Zeitpunkt über tausend dieser Fahrzeuge ordern wollte, wurde das Projekt aufgrund einer von konkurrierenden Produzenten gestarteten Schmutzkampagne auf politischen Druck hin eingestellt.

KTO Rosomak

rosomak

Der Radschützenpanzer „Rosomak“ („Vielfraß“) ist eine Variante des Patria AMV und stellt ein modulares, variabel anpassbares Radfahrzeug dar, dafür erdacht, vom Schützenpanzer bis zum Unterstützungsfahrzeug unterschiedliche Rollen zu erfüllen. Wie der Anders ist der erfolgreichere Rosmonak dazu gedacht gewesen, die veralteten sowjetischen Fahrzeuge zu ersetzen. Im Jahr 2002 beschloss das polnische Verteidigungsministerium, ein modulares Infanteriefahrzeug zu erwerben. Patria gewann den Auftrag vor Steyrs Pandur und dem populären MOWAG Piranha. Die Polen beschlossen, dieses Modell auf Lizenz zu produzieren und wählten als Hersteller die Firma WZM S.A.

Ursprünglich wurden 690 Fahrzeuge bestellt (diese Zahl wurde später auf 997 bis zum Jahr 2019 zu liefernde Fahrzeuge erhöht). Die polnischen Fahrzeuge besitzen einen Hitfist 30P-Geschützturm (ausgerüstet mit einer 30mm Mk.44 Bushmaster II Autokanone und dem israelischen Spike-LR ATGM-System). Sie werden 490PS-starken Scania-Dieselmotoren angetrieben. Im Vergleich zum Ausgangsmodell (dem Patria AMV) sind die Fahrzeuge leichter, weil sie für den Lufttransport mit C-130 Hercules-Flugzeugen geeignet sein müssen.

Die ersten 9 Rosomak-Fahrzeuge wurden 2004 von Patria geliefert und die polnische Produktion begann am 4.4.2005. Das Fahrzeug wurde von polnischen Truppen im Afghanistaneinsatz verwendet und bewies exzellente Zuverlässigkeit und Ausdauer. Als schnelles, wendiges und erweiterbares Fahrzeug ist der Rosomak eine gute Wahl für die polnische Armee gewesen.

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